05November
2015

Über den Baumkronen

4. und 5. November - Mittwoch und Donnerstag

Zurück in Quito, es ist kaaaaaalt! Der Flughafen ist ja eine Stunde weit ausserhalb. Letztes Mal habe ich bei Ankunft das Taxi mit einem Pärchen geteilt. Dieses Mal ist es schwieriger. Ich warte bestimmt eine dreiviertelstunde, will keine 35 Dollar zahlen! Und Busse in die Stadt gibt es nicht, nur in den Norden und ich will in den Süden.. Das Warten hat sich dann aber gelohnt, eine Studentengruppe aus 14 Personen kommt an und sie haben (da es Flugverspätungen gab) einen kostenfreien Taxiservice. Bei 14 Personen, so denke ich mir, ist ja ein Taxi eh nicht voll. Ich frage lieb, ob ich mich nicht untermogeln kann, denn ich stehe nicht auf der Liste, die hier penibel abgehakt wird..  Ich falle ein Glück nicht auf, als ich rasch noch mit auf die Rückbank springe :-) Perfekt, umsonst in die Stadt :-)

In meinem ersten Hostel zurück in Quito bin ich direkt im Partyviertel. Für heute angenehm, da ich jede Menge Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten um mich herum habe und neben dem Hostel eine Laundry ist. Außer ausruhen und Orga schaffe ich nicht mehr viel. In meine Fließjacke eingekuschelt falle ich fröstelnd unter 2 Wolldecken in Tiefschlaf..

Das Internet ist mies und ich friere. Ich beschließe das Hostel für eine weitere Nacht in Quito zu wechseln. Ich brauche einen gemütlichen warmen Gemeinschaftsraum mit schnellem WIFI um meine Fotos zu sortieren und zu sichern und meinen Blog über Galapagos zu schreiben. Ich habe gefühlt 2000 Fotots dort gemacht..  Auf dem Rückweg vom Frühstück sehe ich das Reisebüro, das mir vom Hostel empfohlen wurde, um mich ein bisschen über die Einreise nach Kolumbien zu informieren. Ich bin dankbar über die tollen kostenfreien Tipps. Die Grenzstadt ist für die Ecuadorianer ein beliebtes günstiges Einkaufsgebiet und es gibt zahlreiche öffentlcihe Busse die in 5 Stunden zur Grenze fahren, der Grenzübergang ist sehr sicher und wenn ich erst mal auf der kolumbianischen Seite bin zahle ich für den Inlandsflug nur noch 1/3 von dem Preis, als wenn ich von Quito aus losfliege. Ich checke kurz online den Preis und das Reisebüro ist sogar etwas günstiger. Also lasse ich mal für mich buchen, auch mal abwechslungsweise angenehm! 

Ich liebe das neue Hostel, warum war ich nicht in meiner ersten Woche in Quito schon hier? Ok, es ist nicht so zentral, sondern in einem Viertel etwas außerhalb. Aber es ist sehr sicher hier und es gibt nette Restaurants, sogar ein vegetarisches.  Ich bin den ganzen Nachmittag beschäftigt. Ich habe noch 3 Tage Zeit bis zu meinem Flug und ich will noch nach Mindo fahren. Ich buche also 2 Nächte in Mindo, die Übernachtung in der Grezstadt auf der kolumbianischen Seite (da gibt es kein Hostel..) und die erste Nacht in Santa Marta, wenn ich mit dem Flieger abends im Norden Kolumbiens ankomme. Skypen, essen gehen und ein bisschen Blog schreiben und schon ist der Tag um. In Hostels kommt man auch zu nix, im Gemeinschaftsraum sitzen immer Leute aus aller Welt und meistens verquatscht man sich dann doch..

Ich wäre gern noch einen weiteren Tag hier geblieben und hätte mal NICHTS gemacht, aber darin bin ich irgendwie nicht so gut :-)
6. und 7. November - Freitag und Samstag

Heute ist die Verwirrung groß wo ich nun hin muss. Es gibt 2 große Busbahnhöfe und viele kleine. Ich will nach Mindo und jeder sagt was anderes. Schließlich muss ich dem Taxifahrer vertrauen, der mich nun an einem Miniterminal absetzt. Die versprochenen Busse, die ja jede halbe Stude fahren sollen, gibt es hier nicht, also muss ich hier 1,5 Stunden auf meinen Bus nach Mindo warten.. In der Zeit hab ich dann mal das gesamte Kapitel im Lonley Planet über Kolumbien gelesen :-)

2,5 Stunden kurvenintensive Fahrt durch die Anden später komme ich im Nebelwald in einem kleinen Dorf in einem sehr sehr grünen Tal an: Mindo! Ich liebe Ecuador für diese Vielfalt! Eben war ich noch in den Anden auf 3.000m und es war kalt und nun ist es hier feucht und grün und warm, tropisch eben! Luftline ist Quito nur 25km entfernt, unfassbar.

Mein Hostel ist, wie fast alle Gebäude hier, nur aus Holz und es gibt sehr einfache Betten mit Moskitonetz. Mir gefällt es hier auf Anhieb, ein bisschen als wäre die Zeit zurück gedreht worden. Alles ist sehr entpannt, die Leute sehr nett und alles geht langsam und gemächlich. Obwohl der Ort bei Backpackern sehr beliebt ist, ist hier vom Tourismus wenig zu spüren, alles sieht sehr ursprünglich aus. Da es erst früher Nachmittag ist und ich voller Tatendrang nach meinen 2 Tagen "ausruhen" in Quito, lasse ich mich vom Hostel zum Canopy bringen. Ich habe das noch nie gemacht und Mindo soll in Ecuador der beste Ort sein um es auszuprobieren :-)

Die Tour dauert 1,5 Stunden und beinhaltet 10 Lines. Wir sind nur zu dritt und daher haben wir viel Zeit und können die Tour sehr genießen. Die Natur ist super schön und die Geschwindigkeit der Lines genau richtig, schnell genug dass es richtig Spaß macht! Ich fliege über die Canyons, über die Baumkronen, aufregend und spaßig!!!

    

Das ging viel zu schnell um, ich muss das irgendwo nochmal machen auf meiner Reise. Zurück im Dorf sehe ich ein Schild mit den Worten "vegan Quinoa Burger" :-) Perfekt, ich frage ob ich hier aussteigen kann und gehe hier Mittag essen, yammiehh! Zum Nachtisch wird mir empfohlen die Schokoladenfabrik zu besuchen, denn am Ende der Tour soll es den besten Brownie der "Stadt" geben. Ich habe Glück und erwische die letzte Führung des Tages, leider alles auf spanisch. Kurz nachdem die Führung losgegangen ist kommt ein Typ aus Österreich dazu. Er macht hier in Mindo 1 Jahr Volunteerarbeit mit Kinderbetreuung und die haben ihn geholt um für mich zu übersetzten. Wie lieb ist das denn? Jetzt machen wir die Tour zu dritt: Ein Österreicher, eine Brasilianerin und ich. Es ist ein Deutsch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch Mischmasch, irgendwie lustig ;) Die Fabrik ist winzig und es ist toll den Weg von der Frucht bis zum finalen Brownie mitzuverfolgen und die Schokolade in ihren verschiedenen Stadien zu probieren. 

Jetzt bekomme ich Insider-Tipps, denn der Österreicher ist schon seit einem halben Jahr hier. Ich soll auf jeden Fall in den Morgenstunden zu einer Vogelbeobachtung gehen. Die Brasilianerin sagt, dass sie einen Guide hat, der mit Fernglas und allem zu den besten Plätzen wandert und einem die Papagein zeigt. Ich kann was dazugeben und dafür mitkommen. Sehr schön! Abends ist dann in einer Bar Lifemusik, ein Ecuadorianer, ein Columbianer, einer aus Venezuala und einer aus den USA machen hier zusammen Musik, das war wirklich toll!!!

Um 5:30 werde ich abgeholt, draußen ist es noch dunkel und es regnet. Ich bereue kurzzeitig, dass ich für Vogelbeobachtung aus dem Bett und in den Regen muss. Wir fahren eine halbe Stunde in den Dschungel hinein und es nieselt nur noch leicht. Mindo ist weltweit einer der Orte mit den meisten Vogelspezies, ich konnte mir das gar nicht merken was wir alles gesehen haben, überall bunte Papagein, Kolibries und andere kunterbunte und tolle seltene Vögel. Es war durchaus sehr beeindruckend und hat insgesamt 4,5 Stunden in Anspruch genommen, das war sehr intensive Vogelbeobachtung. Ich musste oft an Dietmar denken, der hätte Mindo wahrscheinlich nie wieder verlassen und wäre mit Fernglas im Dschungel geblieben :-)

    

Zurück im Hostel checken grade 2 Mädels aus Holland ein und wir verabreden uns für 13 Uhr zum Mittag um dann einen Spazierganz zu der Schmetterlingsfarm und den Wasserfällen zu machen. Ich muss erst mal noch eine Stunde schlafen..

Den Nachmittag verbringen wir dann mit einem langen Spaziergang, da es aber immer wieder regnet ist die Schmetterlingsfarm zu und der Weg zum Wasserfall noch zu weit weg. Wir ändern die Pläne und gehen in ein tolles Cafe mit einem großen Garten, in dem wir bei einem Kaffee wieder trocknen und die Kolibries aus nächster Nähe sehen können. 

  
Wir hören von anderen, dass eine Nachtwanderungen im Dschungel angeboten wird, sodass man die nachtaktiven Tiere sehen kann. Wir melden uns also dafür an und gehen bis dahin noch Abendessen.

Nachts im Dschungel um Schlangen, Spinnen und andere Insekten zu sehen? Ich bekomme bestimmt Albträume :) Habe ja ein Glück ein Moskitonetz nachts! Die Wanderung ist klasse. Nachdem uns Gil erzählt, dass auf jedem Baum im Dschungel um die 300 verschiedene Spezies Insekten leben, höre ich auf bei der Wanderung irgendwas anzufassen ;) Wir sehen Riesenkakerlaken, Grasshüpfer, Frösche, Spinnen, Skorpione und vieles mehr. Am beeindrukendsten war es, als wir alle unsere Taschenlampen ausgemacht haben und im Dunkeln Holz gesehen haben, das (aufgrund der Bakterien oder so) komplett geleuchtet hat, unvorstellbar!

  
Gegen 10 Uhr abends sind wir wieder im Hostel und ich bin ziemlich erschöpft von so vielen Wanderungen und Tierbeobachtungen heute. Ich will morgen über die Grenze nach Kolumbien und so früh wie möglich los, also ab ins Bett!