03November
2015

Eintauchen in eine vergessene Welt - Teil 3

31. Oktober - Samstag

Ich bin so froh immer noch hier zu sein, eine spontane und sehr gute Entscheidung! Der Tag beginnt mit einem gemütlichen Frühstück am Hafen und einem Stadtbummel, um mir ein Shotglas zu kaufen :-) Dann buche ich mir die Fähre nach Isabella, ein Hostel dort für 2 Nächte und meinen Rückflug nach Quito für Mittwoch. Perfekt!

Am Nachmittag fahre ich mit einem Sammeltaxi ins Inselinnere von Santa Cruz. Hier befindet sich der zweitlängste Lavatunnel Südamerikas. Ich hatte keine Ahnung was mich erwartet. Das Wetter ist leider schlecht, es regnet, somit bin ich hier ganz allein. Ich zahle Eintritt, also fühle ich mich sicher, ist schließlich alles Nationalpark. Ich bekomme eine Lampe ausgehändigt und mache mich auf den Weg durch den Dschungel zum Tunneleingang. Ich fühle mich, also wäre ich allein auf der Welt. Am Eingang des Tunnels beschleunigt sich mein Puls ziemlich, ich werde die nächsten ca 45 Minuten durch den Tunnel laufen, es tropft durch die Decke und große Felsbrocken liegen auf dem dunklen Weg! Es ist unheimlich, aber auch abenteuerlich und ich laufe los...  

       

   
Nach insgesamt 1,5 Stunden inklusive Rückweg bin ich wieder am Eingang des Nationalparks angekommen und gebe die Lampe ab und spaziere zurück zum kleinen Örtchen um ein Sammeltaxi zurück zum Hafen zu bekommen.

Morgen geht es schon zeitig los, ich soll um 6:30 bei der Fähre sein, also geht es früh ins Bett. Ich freu mich auf mein nächstes Inselabenteuer Isabella :)
1. November - Sonntag

Die Fähre ist eigentlich ein Speedboat für 10 Leute, also nicht gerade das, was ich erwartet hatte.. Nix mit auf Deck liegen und sonnen... Ich weiß ja schon von meiner Darwin Yacht, dass das Wasser derzeit sehr rau ist, aber mit so einer heftigen Fähr-Überfahrt hatte ich nicht gerechnet. Nach den ersten 5 Minuten wusste ich, das werden keine gemütliche 2 Stunden, wieder Zeit für eine Reisetablette. Wenn ich Euch sage, dass sogar die Einheimischen über Bord hingen, könnt ihr es Euch vielleicht vorstellen.. Wir haben einstimmig beschlossen, dass das Boot nicht fährt, sondern über die Wellen fliegt. Ich saß ganz hinten und hatte Blick aufs Meer, nach 15 Minuten war ich klitschnass und hatte ziemlich Angst.. Die Fahrt schien nie enden zu wollen. Kurz nach 7 waren wir aufgebrochen und 9 Uhr, spätestens 9:30 sollten wir ankommen. 10 Uhr strich vorüber, 10:30 ebenfalls und immer noch kein Land in Sicht. Herje, kurzzeitig bereue ich meinen Flug verpasst zu haben.. Um 11 Uhr stirbt dann einer der zwei Motoren, ich hab auch immer Glück.. Erst Probleme mit dem Flieger, jetzt das Boot. Vielleicht ist das aber auch normal für Südamerika. Um 11:30 kommen wir dann auch mal an, jeder heilfroh wieder Land unter den Füßen zu haben. Das mir die Überfahrt so gar nicht gefallen hat seht ihr schon allein daran, dass es keinerlei Fotos davon gibt ;)

Im Hostel eingecheckt esse ich kurz was und falle dann aufs Bett und schlafe erst mal 2 Stunden. Eigentlich wollte ich mir heute Nachmittag ein Fahrrad ausleihen, aber da Sonntag ist und schon Nachmittag, ist alles zu. Ich bin jetzt auch viel später dran als eigentlich gedacht. Planänderung, ich mache einen langen Spaziergang durch die Wetlands um Flamingos und Schildkröten zu sehen.

       

 Im Hostel buche ich mir noch einen  Schnorchelausflug für morgen um Lava-Höhlen im Meer zu sehen und mit Pinguinen schwimmen zu können :) Ansonsten ist hier nicht sehr viel los, den Ort kann ich in 30 Minuten ablaufen und es ist Sonntag, Zeit zum Ausruhen!

2. November - Montag

Südamerika, da kann man sich auf nichts verlassen. Mein pick-up um 7 Uhr kommt nicht und ich werde nervös, hab schließlich nicht mehr viel Zeit auf Galapagos und will unbedingt diesen berühmten Schnorchelspot sehen, wenn ich schon herkomme..Mir wird dann berichtet, dass das Boot schon voll ist und ich morgen gehen kann. Morgen will ich aber schon auf den Vulkan. Verwirrung ist groß, hab doch gestern Abend erst nach freien Plätzen fürs schnorcheln gefragt?? Schließlich wird mir berichtet ich kann um 11 Uhr mit. Also nachmittags keine zeit mehr für meine Radtour, dann muss ich wohl jetzt ein Mountainbike ausleihen. Gegen 8 Uhr radeln ich also los, meist ziemlich versandet entlang des Strandes und später bergauf ins Inland, wo ich das Glück habe Leguane und Schildkröten entlang meines Weges zu entdecken.

    

   

Eigentlich rechtzeitig mache ich mich auf den Rückweg, bergab macht es dann auch gleich viel mehr Spaß. Zu viel Spaß anscheinend, denn ich hab einen Platten, mitten in der Walachei und ich bin ganz allein. Bisschen nervös macht mich eigentlich nur die Zeit, muss ja um 11 Uhr zurück sein. Punkt 11 Uhr bin ich zurück, Fahrrad abgegeben und Badesachen gepackt :) durchatmen, geschafft. Wann werde ich abgeholt? Um 12! 

Und es geht wieder aufs Boot, dieses Mal noch kleiner, wir sind nur zu acht! Das Meer ist fast noch verrückter als gestern, vlt merke ich es auf dieser kleinen Nussschale auch nur noch mehr. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir erst noch eine Stunde zu den Lawatunneln bauchen, oh je.. Julien aus Paris und ich unterhalten uns über die Fähre gestern und was wir uns nur heute freiwillig nochmal zumuten. Irgendwie kommt dabei die Idee auf, dass man ja auch von Isabella nach Baltra fliegen kann. Wir fragen die Crew an Bord: jeden Tag um 8:30 Uhr geht ein kleiner Propellaflieger für 8 Passagiere! Kosten liegen für Locals bei 90 USD, für Touristen teurer.  Ohje, da ist sicherlich teuer. Da wir aber beide am Mittwoch um 12 Uhr von Baltra aufs Festland zurück fliegen würde sich der Flug sehr anbieten.. Mal sehen, die Idee schwirrt mir im Kopf herum. Was ist nun schlimmer? Bei stürmischem Wetter 4 Stunden auf einer Minifähre oder in einer kleinen Propella-Maschine??

Das stürmische Wetter hin oder her, das war ein grandioser Schnorchelausflug!!! Die Lawatunnel bieten allen Tieren strömungsarme Höhlen im Meer, sodass hier zahlreiche Tiere zu sehen sind: Fische, Haie, Schildkröten, Seelöwen,  Rachen, Pinguine. Wer eine Languste fängt, der darf sie fürs Abendessen mitnehmen ;-) Alle Tiere sind so unglaublich nah. Eine Schildkröte hat mich mit ihrer riesigen Flosse getreift, die Haie sind um uns herum geschwommen, nur eine Armläge entfernt, Pinguine sind neben mir im Wassser geschwommen und haben sich auf Felsen im Meer gesonnt! Riesige Adlerrochen sind vor meinen Augen nur wenige Zentimeter entfernt davon geschwommen.. Die Stunden im Wasser ist alles um uns herum vergessen!

      

    
  
Die Rückfahrt belohnt uns dann noch mit einem herrlichen Sonnenuntergang. Die Kamera musste aber im Kabuff bleiben, denn das Meer peitsch um uns herum. Julien verletzt sich bei der Rückfahrt bei einer heftigen Welle am Fuß. Man sollte halt besser nicht aufstehen! Wir verabreden uns in großer Runde noch zum Abendessen, nicht das das nötig gewesen wäre (man trifft sich im kleinen Dorf ja eh :-) Juliens Fuß ist mittlerweilse stark angeschwollen und er kann kaum mehr laufen. Super, so am Ende der Welt. Der 5 Stündige Vulkanausflug morgen fällt dann wohl aus. Da das Büro der kleinen Fluggesellschaft mit den Inter-Island-Flügen schon zu hat und Julien jetzt keinen Ausflug mehr macht, beschließen wir folgendes: Wenn es Mittwoch früh noch Plätze gibt und es nicht allzu teuer ist, dann soll Julien für mich mit buchen. Wenn nicht, dann sehen wir uns 15 Uhr an der Fähre. Mein Vulkanausflug sollte gegen 14:30 spätestens zuende sein. Ich bin irgendwie froh, dass ich die Entscheidung Flug oder Fähre jetzt nicht selbst treffen muss ;)

 


3. November - Dienstag

Ich freue mich, dass ich pünktlich um 7 Uhr zu meiner Wanderung abgeholt werde. Wir sind eine super Gruppe, alle sind gut zu Fuß und wir haben gutes Wetter. Der Vulkan ist 2005 das letzte Mal ausgebrochen, es ist der zweitgrößte Vulkankrater weltweit; die Dimensionen sind unvorstellbar und auf einem Foto kaum darzustellen..

    

Insgesamt sind wir auf 2 Vulkane raufgewandert, der erst war beeindruckend durch die endlose Größe und der zweite durch tolle Lawaformationen und die tolle Landschaft und Ausblick..

    

Wir hatten super Bedingungen für die Wanderung und waren eine schnelle Gruppe, sodass wir bereits um 13:45 zurück sind. Ich habe noch Zeit bis zur Fähre und setzte mich im Restaurant, in dem ich meinen Rucksack gelassen habe, hin um meine Nachrichten zu checken. Ich habe eine: "Tina, insurance pays a private jet, 2:15 today. You want to join?" Ich starre die Nachricht an, damit habe ich jetzt absolut nicht gerechnet. Ich hattte mich gedanklich schon mit der Fähre abgefunden. Als nächstes starre ich auf die Uhr: 13:55! Ich weiß ja nicht mal wo der Flughafen ist? Ich versuche den netten Leuten im Restaurant klar zu machen, dass ich jetzt nicht mehr zur Fähre will, sondern zum Flughafen! Die gucken ich ganz ungläubig an, habe ich doh vor 5 Minuten gefragt, ob mich jemand zum Hafen mitnehmen kann! Ich komme nicht weiter, das ist ein Mini-Ort, Taxis fahren hier keine die Stasse entlang. Mich fährt jemand für 2 Dollar, perfekt. Ich bin nervös, wenn ich zum Flughafen fahre verpasse ich auf jeden Fall die Fähre. Was solls, muss ja auch mal spontan sein :-) Wird schon irgendwie klappen! 

Die Eile war dann auch unnötig, erst gegen 15 Uhr geht es dann los. Mit Flugangst in so eine kleine Maschine zu steigen bedeutet schon einiges. Dass Julien auch Angst hat macht es nicht besser! Unser Pilot ist dann auch noch sehr jung, glaube sogar noch Flugschüler, denn der Capitain sitzt daneben und gibt Anweisungen.. Das hilft nicht gerade.. 

Der Flug kostet ganze 1.600 USD, nette Versicherung. Wer weiß was der Arzt wohl aufgeschrieben hat.. Vlt sowas wie Fuß muss ruhig gehalten werden und Fähre wird nicht empfohlen.. Egal, ich zahle ja nichts :-) Privatflug ergattert, man muss nur die richtigen Leute zur richtigen Zeit treffen und über das passende Thema sprechen :-)

      

  
Flug überlebt :-) Ich bin dankbar für die tolle Erfahrung, bin stolz auf mich, dass ich mich getraut habe und dazu hatte ich auch noch einen Blick auf Galapagos von oben, was sicher nur die allerwenigsten je zu Gesicht bekommen. 

Für Julien geht es direkt weiter zurück nach Paris. Die Versicherung hat den Flug vorverlegt und in die Businessclass verlegt... Ich notiere mir gedanklich dass ich wohl auch so ne American Express Kreditkarte brauche ;-)

Ich verbringe also noch einen letzten Abend auf Santa Cruz und checke in meinem Hotel ein. Geduscht und schon Abendessen am Hafen genossen, laufen mir Leute entgegen, die von der Fähre kommen. Ich bin ein bisschen schadenfroh, denn ich hatte nur 25 Minute Flug und konnte noch den ganzen Nachmittag genießen. Die Leute haben 4,5 Stunden mit der Fähre gebraucht, zum Ende hin ist Sprit ausgegangen und sie sind nur noch mit einem Motor gefahren.. Alle sind noch nass, völlig fertig und ziemlich genervt...

Dass ich noch solche Abenteuer auf Galapagios erleben durfte.. Länger zu bleiben hat sich definitiv gelohnt! Mit Avianca geht es Mittwoch früh auf direktem Weg zurück nach Quito, zurück in die kalten Anden..