24November
2015

Mit der Metro durch Medellin

22. November - Sonntag

Ich habe wirklich eine ziemlich dicke Erkältung mit Halsschmerzen, Schnupfen und Kopfschmerzen. Ich quäle mich dennoch aus dem Bett, da es kostenfreies Frühstück gibt. Es gab jedoch Hühneruppe, sowas doofes. Aus Mitleid bekomme ich einen Gutschein für einen gratis Kaffee aus dem Cafe um die Ecke von einem Abreisenden geschenkt. Immerhin mal ein guter Kaffee, ich löse ihn sofort ein. 

Da heute, an einem Sonntag, eh nicht viel los ist und ich mich nicht gut fühle, ruhe ich mich im Hostel aus. Die Geminschaftsräume sind ganz nett, sodass ich mich hier wohl fühle. Ich reserviere mir online einen Platz bei der Free-Walking-Tour durch Medellin für morgen früh und informiere mich ein bisschen über die Möglichkeiten von hier über Salento (sehr schöne Kaffeeregion) nach Bogota zu fahren und die Flugpreise von Bogota nach Leticia (kolumbianischer Ort am Amazonas im Dreiländereck: Grenze zu Peru und Brasilien).  Da die Entfernungen doch sehr weit sind (7 Stunden nach Salanto und dann nochmal 9 Stunden Bus nach Bogota), ich so langsam auch Lust habe in den Amazonas aufzubrechen (Bogota ist wieder auf 3.000m Höhe und kalt..) und der Flug Medellin - Bogota - Leticia für Mittwoch sehr gut ist, entscheide ich mich Salento ud Bogota "ausfallen" zu lassen. Lieber ein paar Orte weniger, dafür länger im Amazonas. Wer weiß schon wie die Uhren dort ticken und wie lange ich auf einem Schiff in der Hängematte schaukel... Der Tag heute war - verhältnismäßig zu meinem Gesundheitszustand - sogar noch recht produktiv :-) Der Flug in das Amazonasgebiet ist fix, ich bin schon ganz aufgeregt!

An der Rezeption treffe ich auf Hussain aus Sri Lanka. Einen Travellor aus Sri Lanka habe ich bisher noch nirgends getroffen. Er checkt grade ein und fragt, ob ich schon was gegessen habe. Eigentlich hatte ich heute nur einen Kaffee und habe mich auch bisher nicht wirklich aus dem Hostel rausbewegt, daher lasse ich mich zu einem Spaziergang durch diesen Stadtteil und Abendessen überreden. 

Entweder habe ich immer Glück, wen ich so kennenlerne oder Travellor sind einfach immer Leute, die nett und gut drauf sind. Hussain ist von Sri Lanka nach England ausgewandert um dort Medizin zu studieren. Dazu kommt, dass er seit 15 Jahren Kampfsport macht, eine bessere Begleitung für die nächste 2 Tage in Medellin kann ich ja kaum bekommen, das ist definitiv sicherer als alleine spazieren zu gehen ;) (Diesen Blogeintag habe ich schon vor einer Weile getippt, rückwirkend bin ich nochmal umso mehr froh darüber, dass ich in Medellin nie allein unterwegs war. 2 Tage nach meiner Abreise ist Matthias, mit dem ich ja seit der Ciudad Perdida recht viel unterwegs war, in Medellin ausgeraubt worden, als er allein zurück zum Hostel gelaufen ist. Ihm ist zwar nichts weiter passiert, aber Geld und Handy weg und riesen Schreck.. Medellin bleibt ein heißes Pflaster)

23. November - Montag

Die Free Walking Tour beginnt in der Innenstadt, mein Hostel liegt in einem guten Viertel etwas außerhalb. Ein Glück kommen neben Hussain auch noch ein paar andere Leute mit, sodass wir uns alle ein Taxi teilen können. Es ist ganz anders als bei der Tour durch Cartagena. Dieses Mal sind viel zu viele Leute dabei und der Spaziergang dauert den ganzen Vormittag (insgesamt dann 5 Stunden..) Ich bin natürlich auch immer noch nicht wieder ganz gesund, daher ist es schon recht anstrengend. Medellin ist eine sehr interessante Stadt mit einer sehr bewegten Vergangenheit. Unser Guide erzählt  uns viel von Auftragskillern, Drogenhandel und natürlich Pablo Escoba. Die Stadt hat sich seit diesen Zeiten aber sehr stark verändert und ist in vielen Bereichen (angeblich) jetzt sehr sicher. Auch die Infrastruktur ist mittlerweile sehr gut, Medellin ist eine der wenigen Städte Südamerikas mit einer Metro. 

      

    

Das Beste an der Walking Tour war der Besuch eines Marktes. Unser Guide hat zahlreiche tropische Früchte gekauft, uns die Namen erklärt und uns dann probieren lassen. Himmlisch, einige davon hab ich noch nie gesehen, alle sind super lecker!

    

Nach der Walkingtour erklärt uns der Guide wie wir zu den Cable Cars kommen. Diese fahren über die Armenviertel (und somit die gefährlichsten Gegenden) auf die Berge rund um Medellin mit tollen Aussichtsmöglichkeiten auf die Stadt. Wir starten zu fünft: Hussain, ein Pärchen aus der Schweiz, ein Australier und ich. Nach der ersten halben Stunde haben wir uns tatsächlich verlaufen, obwohl Hussain mit Karte und GPS versucht uns hinzubringen. Die anderen haben keine Lust mehr zu laufen, immerhin hatten wir ja auch schon paar Stunden Stadtspaziergang. Ich finde es aber gut, auf eigene Faust und ohne Taxi. Die anderen steigen also in ein Taxi und lassen mich und Hussain zurück. Und ich sag Euch, die wären besser bei uns geblieben, denn wir haben die Cable Cars gefunden, haben so gut wie nix dafür ausgegeben und hatten den besten Ausblick. Der Taxifahrer hat die drei einfach nicht zu den Cable cars gebracht, sondern hat sie mit dem Taxi zu einem anderen Aussichtspunkt auf einem der Berge gebracht und ordentlich abkassiert.. Pech gehabt ;)

Wir finden schließlich einen Polizisten, der versucht uns den Weg zu erklären. Als wir aber nichts verstehen, nimmt er uns dann an die Hand. 3 Minuten entfernt ist der Eingang einer Metrostation. Er zeigt uns auf dem Fahrplan die Station, zu der wir müssen. Das sind mal eben 8 Metro-Stationen! Das ist dann doch etwas zu viel zu Fuß, da haben wir wohl den Guide alle falsch verstanden.. Aber Metro wollte ich sowieso fahren, das gehört zum Erlebnis der Stadt ja auch irgendwie dazu. Eine Zugfahrt kostet 2.000 Pesos, also ungefähr 75cent. Der Ausblick aus der Bahn ist auch schon sehr interessant, hauptsächlich Armenviertel und Slums, das ist wohl eh nicht ganz so angebracht um das zu Fuß abzulaufen..

   

Die Cable Cars sind im Zugticket sogar schon inbegriffen, also ein echtes Schnäppchen! Die Fahrt ist beeidruckend! Oben angekommen laufen wir ein bisschen rum und gucken die Stadt von oben an. So ganz sicher ist das hier aber wohl auch nicht, wir sollten auf jeden Fall vor Sonnenuntergang wieder runterfahren. Allein wäre ich hier sicher gar nicht rumgelaufen, ich bin hier die einzige, die weit und breit aussieht wie eine Touristin. Ich falle halt überall auf. Hussain dafür überhaupt nicht; ich bin froh, dass er mitgekommen ist. Im Lonley Planet steht zwar, dass das eine sehenswerte Attraktion ist hier hochzufahren, aber ich finde es hier recht unheimlich; wir werden häufiger von den Kindern hier angebettelt und ich fühle mich beobachtet.

    

Als es anfängt zu regnen wird es eh Zeit wieder runterzufahren. Dieses  Mal meistern wir den ganzen Weg mit den öffentlichen Verkehrsmittel zurück bis zum Hostel :) Im Bezirk des Hostels gibt es ein vegetarisches Restaurant, das will ich suchen. Immmerhin hatten wir, bis auf Obst und einen Enpanada an einem Straßenstand, noch nichts zu essen heute. 

Leider ist beim vegetarischen Restaurant heute Ruhetag, daher gehts abwechsungsweise mal zum Italiener. Ich brauche einen Tag Pause von Reis! Abends kommt dann Matthias aus Cartagena angereist. Jetzt haben wir eigentlich meine gesamte Kolumbienreise zusammenverbracht, Medellin trennen sich dann die Wege. Während es für mich Richtung Brasilien geht reist Matthias über Ecuador, Peru und Bolivien gen Süden. Ich wette wir laufen uns auf irgendeinem Gletscher in Chile zufällig wieder über den Weg :)

Diesen Abend ist in unserem Hostel einiges los und wir sitzen alle noch gemütlich bei dem ein oder anderen Cocktail auf der Dachterrasse.

24. November - Dienstag

Eigentlich wollte ich heute mit dem Bus nach Guatape fahren, einem kleinen Dorf ca. 2 Stunden von Medellin mit einer atemberaubenden Landschaft. Ich bin aber noch erkältet, bin ein bisschen erledigt von den Drinks gestern und dazu regnet es.. Matthias fährt trotzdem und ich ruhe mich aus; fällt mir immer schwer etwas sausen zu lassen aus Angst was tolles zu verpassen.. Aber ich möchte gesund im Amazonasgebiet ankommen und morgen stehen 2 Flüge an, die sind mit dicker Erkältug auch anstrengend! Mit Hussain gehe ich noch ins vegetarische Restaurant, bevor er Richtung Manizales zu einer Gletscherbesteigung aufbricht. Columbien bietet noch so viel, dazu hätte ich ja auch Lust, aber man kann ja nicht alles mitnehmen.. Das vegetarische Restaurant war große klasse, hat sich gelohnt nochmal hinzulaufen :-)

    

Abends kommt Matthias aus Guatape zurück, es war nett, aber es hat viel geregnet und ich hab nicht viel verpasst. Wir kochen noch gemeinsam Spaghetti mit selbst gemachter Tomaten- & Gemüsesoße und dann gehts heute früh schlafen; morgen wird ein langer Tag!