21November
2015

Mit den richtigen Leuten macht alles doppelt Spaß

18. November - Mittwoch


Beim Frühstück setze ich mich zu Tobi an den Tisch; nach einem kurzen "Guten Morgen" ist uns dann auch gegenseitig klar, dass der jeweils andere auch aus Deutschland ist. Schließlich stellt sich auch heraus, dass er auch in Berlin wohnt, die Welt ist doch klein. Ein weiterer Tobi, dieses Mal aus Süddeutschland, gesellt sich ebenfalls dazu. Irgendwie viele Deutsche in Kolumbien.. Wir wollen alle zur "Free Walking Tour", ein geführter kostenfreier Stadtspaziergang, basierend auf Trinkgeld. Es kommen noch mehr Leute aus meinem Hostel mit: Magnus (50 Jahre alt und Künstler, ist in Kolumbien geboren und aufgewachsen, hat aber deutsche Eltern und lebt seit ein paar Jahren an der Ostsee), Sophie (21 und aus Stuttgart), Will (25 aus Sydney) und Ryan (28 aus Melbourne). Wir ahnen wohl zu diesem Zeitpunkt alle noch nicht, dass wir die nächsten Tage eine ziemlich coole Reisegruppe abgeben werden, die zusammen feiert, badet, sonnt, trinkt, schnorchelt und durch leuchtendes Plankton schwimmt:)
Der Stadtspaziergang ist richtig gut, Cartagenas Altstadt ist von einer Stadtmauer und Festung umgeben und ist sehr gut erhalten. Die Fassaden, Balkone und die vielen bunten Farben machen die Stadt zu einem idyllischen Plätzchen. Dazu ist es heiß hier und die Menschen sind herzlich und haben immer ein Lächeln im Gesicht. Ich fühle mich von Beginn an wohl in dieser Stadt und kann mir locker vorstellen länger hier zu bleiben. Sollte ich mir nochmal eine Stadt aussuchen zum Verweilen und um zur Sprachschule zu gehen, dann definitiv hier!

         

    

Nach der Walkingtour beschließen wir in großer Runde noch gemeinsam Mittag essen zu gehen. Unser Guide empfielt uns ein Restaurant, wo es einen günstigen Mittagstisch gibt und die Locals alle Essen gehen. Wir müssen warten, denn es ist noch Mittagszeit und daher sehr voll und wir sind 12 Personen..   Es gibt natürlich Fisch, denn wir sind direkt am Meer. Ich bekomme Reis mit Bohnen, Kochbanane und ein bisschen Salat. Magnus sitzt neben mir und wir unterhalten uns lange über mein vegetarischen / veganen Lebensstil. Ich sage ihm, dass ich es grundsätzlich nicht ablehne, dass jemand Fisch ist, ich finde nur die Leerfischung der Meere mit riesigen Fangschiffen und das Ausrotten bedrohter Fischarten sehr schlimm. Wenn jeder sich das fängt, was er zum (täglichen) Überleben braucht, dann gäbe es ja auch keine so großen Probleme. Der Fisch, der hier grade gegessen wird, wurde vermutlich heute morgen gefangen, angeblich ist er extrem frisch. Kenner schmecken das wohl oder sehen das an der Konsistenz, keine Ahnung. Magnus ist zumindest begeistert und sagt, dass ist der beste Fisch, den man hier essen kann, irgendeine einheimische Art; den Namen habe ich vergessen. 

Ob ich probieren will? Ich zögere... Bis auf Fischstäbchen im Kindesalter kann ich mich nicht daran erinnern jemals Fisch probiert zu haben. Das kann hier tatsächlich kaum einer glauben. Magnus nimmt meine Gabel und legt mir ein kleines Stück Fisch darauf. Ich solle mal von meiner gedanklichen Einbahnstraße abfahren und einfach mal probieren. Klingt jetzt hart, er hat es aber nett gesagt :) Wieder werde ich von allen angeguckt. Ich habe das Gefühl wieder auf dieser Klippe zu stehen und nicht springen zu können; alle gucken zu mir und feuern mich an.. Wer Fisch und Fleisch ißt, der wird das wohl nie nachvollziehen können, aber das hat sich schon fast wie eine Mutprobe angefühlt. Ich habe mich dann tatsächlich überwinden können und habe probiert. Und siehe da, es war tatsächlich lecker. Es hat nicht nach Fisch geschmeckt, war eher zart wie Hühnchen (wenn ich mich richtig erinnere, das ist schließlich schon ca 14 Jahre her..) Wieder über meinen Schatten gesprungen. Magnus legt mir ein weiteres Stück an den Tellerrand und ich esse es auch auf. Nicht dass ich jetzt anfangen würde Fisch zu essen, so wie der ganze Fisch da auf dem Teller liegt könnte ich ihn nie im Leben auseinander nehmen. Und ich sehe auch nicht die Notwendigkeit, ich guck mir lieber lebende Fische beim Schnorcheln an :)

Wir verstehen uns alle super, sodass wir beschließen alle zusammen den Nachmittag an den Stadtsrand von Cartagena zu fahren, nur 20 Minuten mit dem Taxi raus aus der Altstadt. Es ist viel schöner als ich angenommen hatte für einen Stadtstrand. Das Meer ist sauber und der weiße Sandstrand fällt seicht ins Meer ab, sodass wir super baden können. Endlich! Einziger Haken: es ist nicht erfrischend, eher eine Badewanne ;) Magnus setzt sich auf einen Felsen und holt seine Malsachen heraus. Während wir am Strand sitzend Bier trinken, baden und sich einige eine güstige Massage gönnen, ist Magnus in seine Arbeit vertieft. Der Strand hat eine beeindruckende Skyline von Cartagenas Neustadt, Magnus hat es toll festhalten können.

      

    

Am Abend kommt Matthias aus Palomino an, er reist mir jetzt immer ein oder zwei Tage später hinterher :) Beim gemeinsamen Abendessen in einer gemütlichen Pizzaria planen wir, dass es doch cool wäre noch gemeinsam weiter nach Playa Blanca zu fahren, einem der schönsten Strände an der Karibikküste. Mit dem Jeep ist das ca eine Stunde entfernt und wir sind genug Leute um gemeinsam einen Jeep zu füllen. 

  

Die Inseln in Cartagenas Nähe sind alle privat, sodass das nicht in Frage kommt (ich habe eh immer noch genug vom Bootfahren..) Da wir aber heute Abend noch feiern gehen wollen, beschließen wir erst mittags aufzubrechen. Mittwochs ist im Hostel Media Luna immer großer Party, davon habe ich sogar schon gehört, die sind hier berühmt. Wir kaufen Rum, Cola und Bier und glühen im Hostel mit Trinkspielen vor, dann gehts los. Das Media Luna hat eine riesige Dachterrasse, das einzig anstrengende war die lange Wartezeit bis man dann auch mal oben mitfeiern durfte, dann war es aber richtig gut. Überrascht hat uns Magnus mit seinen 50 Jahren, der ist mit seinen 2,08 Meter Körpergröße doch sehr aufgefallen, hat aber abgetanzt als wäre er 18 und das erste Mal im Club ;)

  

19. November - Donnerstag

Wir haben uns den besten Tag ausgesucht um zum Strand zu fahren, die Sonne strahlt, der Himmel ist blau und wir sind alle gut drauf! Am Parkplatz angekommen ist der erste Eindruck vom Strand: krass ist das voll hier! Aber wir werden überraschenderweise von dem gebuchten Hostel am Strand (gibt auch nur das eine:) mit einem Boot abgeholt und wir fahren den Strand weiter runter, langsam wird es auch leerer und viel viel schöner. Das Hostel besteht nur aus Holz mit einem Strohdach und ist richig nett gelegen.

          
So habe ich mir die Karibikküste vorgestellt, hier ist es perfekt! Den restlichen Tag chillen wir am Strand und baden baden baden. Highlights sind definitiv die Babytiere, die hier zum Hostel gehören. Sowohl die Katze hat ein Junges, als auch der Hund. Will spielt wie verrückt mit dem kleinen Welpen, ich könnt ewig zusehen..

     

Nach dem Abendessen fahren wir mit dem Boot raus um in leuchtendem Plankton zu schwimmen. Ich kann mir darunter noch nicht wirklich was vorstellen. Die Bootsfahrt bei Nacht ist bereits toll, es ist immer noch tropisch warm und wir sehen im Licht der Taschenlampen irre viele Fische springen. Es ist auch kein Vergleich zum rauen Pazifik, das karibische Meer ist ganz idyllisch ruhig. Nach 20 Minuten sind wir angekommen. Der erste springt ins Wasser und alles leuchtet um ihn herum bei jeder Bewegung. Dieses Naturphänomen ist echt beeindruckend und es macht so viel Spaß! Wir schwimmen und plantschen und genießen, dass das Wasser, welches wir in Bewegung bringen, leuchtet. Sowas verrücktes hab ich noch nicht gesehen, einfach unbeschreiblich. Das kann man auch auf keinem Foto festhalten, das muss man mal selber gesehen haben! Besser kann ein so toller Tag kaum zuende gehen..

20. November - Freitag

Herrlich, wenn der Tag am Strand beginnt. Ich setzt mich auf eine Liege und trinke den ersten Kaffee des Tages mit Blick aufs Meer. Obstsalat mit Ananas, Papaya, Wassermelone, Banane und Mango, geil :)

  
Den Vormittag verbringen wir wieder mit baden und sonnen, gegen Mittag fahren wir dann mit dem Boot zu einem Schnorchelspot. Ich war echt hin- und hergerissen, ob ich mitfahren soll. Ich war auf Galapagos so viel schnorcheln.. Aber da das Meer hier eher eine entspannte Fahrt verspricht und wir auf dem Weg  die vielen kleinen Privatinseln sehen können, entscheide ich mich mitzufahren. Die Fahrt ist so cool, dass ich mich auch wieder ein bisschen mit dem Meer versöhne, endlich wieder die Geschwindigkeit genießen und keine Angst haben auf einem Boot :) Die Inseln sind traumhaft schön und auch das Korallenriff ist ein toller Schnorchelspot mit vielen vielen Fischen.

      

Gegen 15 Uhr brechen wir wieder auf, zumindest einige von uns. Es ist so toll hier, dass die Hälfte unserer so lustigen Truppe für eine weitere Nacht hier bleibt. Ich habe vor, heute Nacht noch mit dem Bus nach Medellin weiter zu fahren und reise daher ab. Traurig tschüß zu sagen, es ist einfach toll mal ein paar Tage mit den gleichen Leuten rumzuhängen ohne sich neu vorstellen zu müssen. Besser hätte die Zeit am Strand wirklich nicht sein können und ich bin unheimlich froh über meine Entscheidung nach Kolumbien zu fliegen. Erst der Lost-city-Trek, dann die wunderschöne Stadt Cartagena und jetzt dieser tolle Strand mit dieser lustigen Truppe..

Zurück in Cartagena muss Tobi direkt weiter zu seinem Bus in Richtung Santa Marta. Ich habe noch Zeit, mein Nachtbus fährt erst um 21:30 Uhr ab. Daher habe ich noch genug Zeit um Proviant für die 13 stündige Busfahrt einzukaufen und mit Magnus und Sophie in einem vegetarischen Cafe Abendessen zu gehen.

Ich bin gut für die Busfahrt vorbereitet, denke ich zumindest. Es soll kalt und laut im Bus sein, daher habe ich meine Fließjacke im Handgepäck und sogar ein paar Socken. Ohrstöpsel und Schlafmaske habe ich auch parat und genug Snacks und Wasser. Die Fahrt geht pünktlich los, der Bus ist recht modern und es wird sogar ein Film abgespielt. Es läuft ein Horrorfilm, Teenager auf einer einsamen Insel werden von Riesenkrokodilen gefressen. Das ist perfekt, das verstehe ich auch ohne Spanischkenntnisse ;) 

Nach den ersten 2 einigermaßen ruhigen und geraden Stunden in Richtung Landesinnere gehts wieder auf in die Anden. Die restlichen 11 Stunden sind dann wieder Serpentinenreich und ich schlafe immer wieder kurz ein. Die Fahrt an sich macht mir wenig aus, solange ich nicht versuche zu lesen, wird mir nicht schlecht. Das Problem ist, dass es viel viel viel!!! zu kalt ist. Ich habe das Gefühl der Bus wird auf Null Grad runter gekühlt. Trotz Fließjacke bin ich nach den ersten Stunden ein tiefgefrorener Eisblock. Die einheimischen Reisenden haben alle Wolldecken dabei. Das hatte ich nun wirklich nicht geahnt. Kalt ja, aber nicht Tiefkühltruhe.. Ich kann es kaum erwarten, dass endlich der Morgen anbricht..

21. November - Samstag

Gegen halb 11 werde ich endlich in die Wärme draußen entlassen. Den Sinn, den Bus soweit runterzukühlen, verstehe ich beim besten Willen nicht. Ich fühle mich ziemlich müde und gerädert und nehme ein Taxi zu meinem Hostel. Check-In ist erst 15 Uhr, herje.. Ich bin viel zu erschöpft um mein Gepäck abzustellen und gleich mit sightseeing loszulegen. Ich setzte mich auf die Terrasse und sichere die Fotos der letzten Tage und schreibe ein bisschen. Als ich dann endlich einchecken darf, gehe ich mich erst mal schlafen legen. Als ich 2 Stunden später wieder aufwache merke ich bereits eine fiese Erkältung..  :( Das war ja auch kaum anders zu erwarten..

Da es draußen eh regnet, habe ich nichts gegen einen gemütlichen Abend und frühes zubett gehen um mich auszukurieren. Noch kurz in den Supermarkt, Geld abheben und im Restaurant was zu essen holen. Ich leg mich wieder hin und gucke seit laaaanger Zeit mal wieder eine Folge Breaking Bad.