08Dezember
2015

Zu viele Caipirinhas in Salvador?

6. Dezember - Sonntag

Von Manaus nach Brasilia und von Brasilia nach Salvador, so langsam gewöhne ich mich ans Fliegen. Ich bin jetzt ziemlich genau 2 Monate unterwegs und habe schon so einige Flugmeilen gesammelt:

    • Amsterdam - Quito

 

    • Guayaquil - Galapagos

 

    • Insel Isabella - Insel Baltra

 

    • Galapagos - Quito

 

    • Ipiales - Bogota

 

    • Bogota - Santa Marta

 

    • Medellin - Bogota

 

    • Bogota - Leticia

 

    • Manaus - Brasilia

 

    • Brasilia - Salvador



Insgesamt habe ich schon 10 Flüge absolviert. Die Flugangst ist zwar nach wie vor da, aber verglichen zu den Überlandfahrten mit den Bussen muss auch ich einsehen, dass Fliegen wohl die sicherere Alternative ist.
In Salvador am Flughafen angekommen bin ich aufgeregt wie ein kleines Kind an Weihnachten :) Stefan nach 2 Monaten wieder in die Arme zu schließen ist wundervoll! Mit dem Taxi geht es in die Innenstadt, wir haben uns so viel zu erzählen, dass die an uns vorbeifliegende Stadt erst mal nur Nebensache ist. Fast eine Stunde brauchen wir bis zu unserem Hotel, es ist schon recht spät als wir eintreffen. An der Rezeption eingecheckt bekommen wir eine Karte von der Stadt. Uns wird der Weg zum historischen Zentrum, zum Hafen und der berühmte Elevator, der einen von der Ober- zur Unterstadt bringt, eingezeichnet und die sicheren Gebiete eingekreist. Die restlichen Bezirke kreuzt der nette Herr an der Rezeption durch und schüttelt dabei beharrlich den Kopf. Wir sind etwas bestürzt und verwundert, aber die Stadterkundung muss eh bis morgen warten. Im Reiseführer steht: "wenn Sie in Brasilien überfallen werden, dann wahrscheinlich in Salvador". Na das kann ja spannend werden. Aber erst mal müssen wir uns beide von der Anreise erholen und ausschlafen.

7. Dezember - Montag

Unser Hotel liegt auf einem kleinen Hügel über der Altstadt, sodass wir beim Frühstück neben unserem Pool einen herrlichen Blick über die Stadt haben.

 
Nun geht es erst mal los in die "erlaubten" Stadtteile :) Wir müssen nur eine kurze einsame Straße bergauf und schon befinden wir uns inmitten der malerischen Altstadt. Die Stadt ist noch schöner als ich erwartet hatte, aber es ist heute auch richtig heiß. An einem Straßenstand genehmigen wir uns erst mal eine frische Kokosnuss, herrlich!

 
Wir schlendern durch die Stadt und sehen auf dem Weg viele kleine Boutiquen, Souvenirläden, viele Kirchen und die bunten Häuserfassaden. Das Flair der Stadt ist bereits sehr einladend und versprüht eine herrlich entspannte Stimmung. Die Kolonialbauten sind beeindruckend und warum Salvador eines der Schmuckstücke Brasiliens sein soll wird uns auch immer mehr klar. Hier und da sind Straßenmusiker unterwegs, es wird getrommelt und Frauen in traditioneller Tracht verteilen Flyer für ihre brasilianischen Restaurants. Wir werden direkt vom afrikanischen Flair der Stadt in den Bann gezogen. 

   

Beim berühmten Elevater angekommen, der die Unter- mit der Oberstadt verbindet, haben wir einen herrlichen Blick über den Hafen. Wir zahlen nur wenige cents um runter zu fahren und bummeln nun durch einen berühmt-berüchtigten alten Markt. Früher war hier der Sklavenhandel, heute gibts Mode, Schmuck und Souvenirs. Mittlerweile ist Mittagszeit und wir kehren in ein Restaurant im oberen Stockwerk des Marktes ein und haben von hier einen schönen Blick aufs Meer. Wir essen hier Mittag und als Stefans Portion Schnitzel kommt, wird uns auch klar was der Hinweis der Kellnerin, die Überschrift auf der Karte und der zweite Teller soll: die Portionen werden hier häufig für zwei Personen angegeben. Da hat Stefan einiges zu tun, ich esse die Pommes :)
     

Gut gestärkt fahren wir zurück in die Oberstadt und gehen in die berühmte Kirche Igreja Sao Francisco. Wie wir erfahren sind Orgel in brasilianischen Kirchen eher unüblich, die hier befindliche Orgel wurde aus Deutschland importiert. Diese Barockkirche protzt vor mit Blattgold verzierten Holzarbeiten und der Klosterhof ist mit zahlreichen handbemalten Fliesen verziert. Von den oberen Stockwerken haben wir zusätzlich einen schönen Blick auf die unter uns liegende Altstadt.

 Auf dem zentralen Platz des historischen Zentrums des Stadtteils Pelourinho sehen wir das Schild "Schöne Reise Restaurant". Das zieht natürlich unsere Aufmerksamkeit auf uns und wir spazieren in ein kleines Einmann-Reisebüro inmitten eines Restaurants. Sobald Alexandro mitbekommt, dass wir aus Deutschland sind, fängt er an zu strahlen wie ein Honigkuchenpferd. Er spricht fließend deutsch mit einem niedlichen Akzent, 4 Jahre hat er in Bremen gelebt und hatte da die schönsten Zeiten seines Lebens. Da es ihm in Deutschland so gut gefallen hat, so sagt er, möchte er allen Deutschen, die nach Salvador kommen eine ebenfalls tolle Zeit bereiten und wir bekomme erst mal einen Caipirinha ausgegeben. Der erste und nicht der letzte einer unglaublichen Brasilienreise!

Wir bekommen tolle Tips von Alexandro, was wir unternehmen können und er schwärmt uns bereits vom 7 Stunden entfernten Nationalpark vor, der auch schon auf unserer Reiseliste vermerkt ist :) Alexandro hat auch ein paar deutsche Freunde und darunter ist Falko, ein halb ausgewanderter Berliner, der ein Auto hat und uns morgen vormittags ein bisschen was außerhalb der Innenstadt zeigen kann; Sehenswertes, das am besten mit Auto erreicht werden kann. Wir sind natürlich begeistert noch ein bisschen mehr zu sehen und das ohne irgendeine Touri-Tour buchen zu müssen. Ein bisschen beschwipst vom starken Caipi machen wir uns auf den Rückweg zum Hotel um uns fürs Abendessen fertig zu machen.
Wir sind mittlerweile ziemlich hungrig, bzw ich bin hungrig, hatte ja nur Pommes, Stefan nach so vielen Schnitzeln eher weniger. Die Spezialität des afrikanisch gespägten Bundesstattes Bahi ist Moqueca, ein Eintopf aus Fisch, Kokosmilch, Palmöl, Koriander, Petersilie, Tomaten, Paprika, Knolauch und Zwiebeln; dazu wird Reis gegessen. Ich habe Glück und bekomme eine vegetarische Moqueca, mit Kartoffeln statt Fisch. Da diese immer für mindestens 2 Personen zubereitet wird, muss Stefan auch probieren. Leider ist es ein bisschen fad und geschmacklos, vlt schmeckt es ja traditionell mit Fisch besser.. ;)

Wir laufen noch ein bisschen durch die Stadt und hören von überall her Livemusik. Zuerst bleiben wir bei einer Bühne mit einer Band hängen und trinken das erste brasilianische Bier, Stefan sagt es schmeckt wie Kölsch, sehr schwach, mir schmeckt es ganz gut. Wir folgen einer Trommelband und viel Tanz durch die Straßen, die ganze Stadt ist auf den Beinen und feiert. Überall sind Verkäufer mit gekühltem Bier und es wird ausgelassen getanzt. Wir folgen der Musik bis zu der Tanzschule, bei der die Gruppe aufhört und ziehen weiter zum großen Platz, an dem wir bereits mittags waren. Hier ist ebenfalls Livemusik und es wird heftig getanzt. Wir kommen gar nicht aus dem Staunen heraus bei diesen brasilianischen Hüftschwüngen ;)

Das war ein toller erster Tag in Salvador und wir laufen glücklich und von reichlich guter Musik und ausgelassener Stimmung begleitet zurück zum Hotel.


8. Dezember - Dienstag

Salvador empfängt uns wieder mit einem strahlend blauen Himmel. Während wir frühstücken kommt bereits Falko an. Obwohl er schon seit einiger Zeit ausgewandert ist, ist sein Berliner Akzent kaum zu überhören. Wir trinken noch gemeinsam einen Kaffee, dann geht es los. Als erstes geht es zum etwas außerhalb gelegenen Stadion Arena Fonte Nova. Nachdem mit dem alten Stadion einige Tragödien passierten, wurde es abgerissen und für die WM 2014 komplett neu errichtet. Es bietet Platz für 55.000 Zuschauer, während der WM fanden hier 6 Spiele statt.

 
Auf dem Weg entlang Salvadors langer Küstenlinie halten wir an Falkos Lieblingseisdiele, er sagt die beste in ganz Salvador. Ob es die beste ist, können wir ja kaum beurteilen, aber das Eis war sehr sehr lecker :)

 
Unser nächster Stop ist die Wallfahrtskirche Nosso Senhor do Bonfim, die wichtigste katholische Kirche des Bundesstaates Bahia. Der Kirche wird Heilkräfte zugesprochen, da in früheren Zeiten ein reicher Herr eine sehr kranke Frau hatte und wohl sagte: Wenn meine Frau wieder gesund wird, dann lasse ich hier eine Kirche errichten. Da seine Frau tatsächlich wieder gesund wurde, erbaute er diese Kirche. Bis heute ist die Kirche mit Nachbildungen von Körperteilen behangen, die Kranke aufhängen. Nach der Pilgerreise und dem Aufhängen des "kranken Körperteils"soll die Heilung innerhalb eines Jahres eintreten. Es gibt aber auch noch weitere geschichtsträchtige Erzählungen zu der Kirche, in der sowohl der katholische Glauben, als auch die afrobrasilianische Religion Candomble gleichermaßen zelebriert werden dürfen... Ein weiterer Brauch ist das dreifache Verknoten von den hier verteilten Armbändern. Ursprünglich verknotet man das Armband am Handgelenk und für jeden Knoten wünscht man sich etwas. Wenn das Armband irgendwann von alleine abfällt, so sind alle drei Wünsche in Erfüllung gegangen. Heutzutage werden die Armbänder weniger am Handgelenk getragen, sondern an Geländer der Kirche befestigt. Stefan und ich sind der Tradition selbstverständlich ebenfalls gefolgt :)

   

Nun geht es zu einem Fort mit herrlichem Blick auf die Küste Salvadors mit den schönen Stränden, die wir am Nachmittag noch erkunden wollen.   



Falko fährt uns also in den Norden von Salvador, wo uns eine schöne Strandpromenade und ein Leuchtturm zur Besichtigung erwarten. Wir bummeln also am Wasser entlang, gesäumt von riesigen Palmen, die ich so liebe. Wir entdecken ein nettes Cafe, an dem es Acai, ein Fruchtpüree aus Amazonasbeeren, mit Obstsalat gibt. Hier machen wir also unseren Mittagstopp und genießen diese günstige leckere Speise, für die wir in Deutschland (Acaipüree im Reformhaus oder Bio-Supermarkt) Unsummen ausgeben müssten..     

 Es ist richtig heiß heute und wir können es kaum erwarten das erste Mal ins Meer zu springen. Es ist heute ein Feiertag des Budesstattes Bahia, sodass es richtig voll am Strand ist und die Leute bereits in Feierlaune. Ruhe gibt es am Strand nicht, viele Verkäufer mit Grillkäse, frittierten Meeresfrüchten, Eis und Bier ziehen mit ihren Wägelchen über den Strand. Wir finden ein kleines Fleckchen für uns am Strand und springen ins Meer, das überraschenderweise recht warm ist.. Nachdem wir uns ein bisschen in den Wellen ausgetobt haben testen wir den Grillkäse am Spieß, den es für umgerechnet 50cent gibt, günstig hier im Norden Brasiliens. Am späten Nachmittag brechen wir vom Strand auf und gehen hoch auf den Leuchtturm, von hier bietet sich uns ein schöner Ausblick auf die Küste. Unter uns wird die Menschenmenge immer größer, denn der erste Wagen mit Livemusik hat angefangen Stimmung zu machen. Wir gehen wieder runter und tümmeln uns in die tanzende Menge und genießen ein paar Songs lang das Fest direkt am Meer. Es wird jedcoh spät und wir haben eine Einladung von Alexandro für 9 Uhr im "Schöner Reisen" :) und machen uns deshalb auf den Heimweg. Nach einer entspannten Runde im Pool mit Blick auf die Altstadt machen wir uns fürs Abendessen fertig. Da wir heute Abend feiern gehen wollen (ist schließlich Feiertag und viel los) und morgen früh unser Bus um 7 Uhr früh abfährt, packen wir bereits alles für eine schnelle Abreise morgen früh.

Nach der etwas enttäuschenden Moqueca gestern gehen wir heute auf Nummer sicher und landen bei einem hübschen Italiner mit liebevoll eingerichteten Garten. Jetzt wird es Zeit unserer Einladung zu folgen und treffen auf Alexandro. Er erwartet uns bereits und verköstigt uns mit Caipirinha. Der ist unglaublich gut und auch recht stark. Später stößt dann noch der deutsche Frend Claus dazu und Alexandro spendiert mit honig balsamierten Grillkäse, yammieh! Aus einem Caipirinha werden schnell 2, 3 und vlt auch 4, wer weiß das später schon genau.. 

Als wir schon ordentlich angetütert sind ziehen wir also los. Alexandro ist scheinbar mit jedem hier bekannt und bringt uns in seine Lieblingsclubs. Nach kurzer Unterhaltung mit Türstehern kommen wir überall umsonst rein. Der Rest des Abends ist in einem Caipi-Nebel verschwunden. In den Clubs ist afrobrasilianische Musik und Stefan und ich fallen bei dem Publikum hier sehr auf ;) Wir sind die einzigen  Touris und fühlen uns einfach großartig, dass wir hier so eine typische Partynacht miterleben dürfen. Ohne Alexandros Hilfe hätten wir diese Lokalitäten niemals gefunden. Und der Caipirinha fließt fröhlich weiter, ich habe bestimmt schon 6 Stück getrunken und kann die gestfreundlichen Brasilianer auch nicht davon abhalten weiter auszusschenken :) Viel zu spät in den frühen Morgenstunden wanken wir ins Hotel zurück. Das war ein einmaliger Abend, diese Stimmung, die Gastreundschaft und die ansteckende gute Laune der Leute, Salvador werde ich immer in hervorragender Erinnerung haben :)