Berichte von 11/2015

27November
2015

Trés Fronteras

25. November - Mittwoch

Ich bin aufgeregt, denn jetzt gehts ins Amazonasgebiet! Ich fahre zum Flughafen von Medellin und habe einen 25 Minuten Flug nach Bogota. Der Flieger geht gar nicht richtig hoch und ich habe einen tollen Blick auf die Landschaft unter mir. Wenn ich bedenke, dass der (Tiefkühl-) Bus für diese Strecke ganze 8 bis 9 Stunden gebraucht hätte, ...

   
In Bogota muss ich das Terminal wechseln und fahre mit dem Bus. Kaum ausgestiegen höre ich jemanden hinter mir "Tina, Tina" rufen. Ich bleibe verwundert stehen und drehe mich um. Kaum zu glauben, aber da steht Tobi aus Berlin, mit dem ich am Strand Playa Blanca war.. Er ist eben von Santa Marta gekommen und verbringt zwei letzte Tage in Bogota bevor es zurück nach Berlin geht. Herrlich, ich freue mich ein bekanntest Gesicht zu sehen und finde es sehr amüsant, dass die Welt doch so klein ist ;)

 
Nun muss ich mich schon fast beeilen meinen nächsten Flug zu bekommen, auf gehts nach Leticia! Der Flug dauert 2 Stunden und die meiste Zeit haben wir einen guten Blick auf die endlosen Weiten des Dschungels! Leticia liegt an der südlichsten Spitze Kolumbiens und ist nicht über Straßen erreichbar. 800km Regenwald schneidet Leticia vom restlichen Kolumbien vollständig ab, nur über den Luft- oder Wasserweg ist dieser Ort erreichbar.

  

Leticia liegt im Dreiländereck: Kolumbien im Norden, Peru im Süden und Brasilien im Osten. Die Grenze zu Brasiliens Stadt Tabatinga ist fließend, es gibt hier keine Grenzkontrollen. Mit dem Boot ist die Einreise nach Peru oder Brasilien problemlos möglich, zumindest solange man im Dschungel bleibt ;)

Ich fahre mit einem TukTuk zu meinem Hostel. So herzlich wurde ich noch nie empfangen, das kleine familiengeführte Hostel ist eine extrem gastfreundlich geführte Unterkunft. Ich komme in einem 5-Bettzimmer im ersten Stock unter.

Auf der Terrasse ruhe ich mich erst mal aus und gucke mir die vom Hostel angebotenen Dschungeltouren an. Hier treffe ich auf Matt aus Scottland und Clara aus Schweden. Die beiden reisen zusammen und wollen einen 2-Tagestrip machen mit einer Nacht in einer Dschungel-Lodge. Von den beiden erfahre ich auch, dass am Samstag das nächste Schiff nach Manaus ablegt. Das Schiff braucht 4 Tage und 4 Nächte, also Ankunft am Mittwoch morgen. Das würde mir auch gut passen, mal sehen.

Ich erkunde erst mal Leticia und gehe zur Touristeninformation. Hier spricht dennoch keiner englisch, herrlich.. Leticia wirkt überhaupt nicht touristisch, keiner spricht englisch, keine Speisekarten auf englisch und auch keine Touristen hier. Ich treffe auf 3 Schweden, die machen hier aber 3 Monate Volunteerarbeit, also auch keine möglichen Teilnehmer einer Tour.. Ich bekomme eine Karte und mir werden die Reiseagenturen eingezeichnet. Mal gucken was sonst noch so angeboten wird. Leticia ist eine wirklich kleine Stadt. Die Straßen sind unaphaltiert und voller Schlaglöcher, überall sausen Mopeds herum. Es ist staubig, heiß und die Luftfeuchtigkeit macht selbst den einfachsten Spaziergang zu einer schweißtreibenden Angelegenheit. Es sind 38Grad, aber es fühlt sich an wie im Dampfbad mit 50 Grad. Und dennoch finde ich den Flair der Stadt einmalig gut, es ist so als würde hier die Zeit stillstehen und die Uhren langsamer ticken. Leticia hat ihren ganz eigenen Charme, den man wohl nur aus der Beschreibung nicht nachvollziehen kann. Ich könnte hier durchaus länger bleiben und einfach nur in einer Hängematte liegen ;) Und obwohl es hier absolut untouristisch zugeht, fühle ich mich komplett sicher.

     

In der ersten Reiseagentur scheint keiner zu arbeiten, die zweite Agentur ist bereits zu, ist ja auch schon 16 Uhr  ;) Na gut, dass Leticia mit 20.000 Einwohnern deutlich kleiner ist als Manaus mit 1,8 Millionen Einwohnern und daher auch deutlich weniger touristisch ist, habe ich gewusst und auch so gewollt. Hier sollte die Tour ja auch bisschen individueller sein, aber allein will ich ja auch nicht in den Dschungel :)

In einem Cafe entdecke ich Matt und Clara. Der Preis für die Tour vom Hostel richtet sich nach Teilnehmerzahl. Da ich anscheinend auch die einzige Touristin bin, die die beiden auftreiben konnten, wollen sie mich überreden mit ihnen die 2-Tagestour zu machen. Die beiden sind super nett und ich entscheide mich mitzufahren. Dann gehts wohl morgen in den Dschungel :)

Ich informiere mich noch über die Möglichkeiten von  Leticia nach Manaus zu kommen, wie und wo ich die Ausreise Kolumbien und die Einreise Brasilien regel und wie ich dann wohl von Manaus nach Salvador komme. Stefan kommt am Sonntag, den 06.12 in Salvador an, daher werd ich wohl einen Teil fliegen müssen. Ich kann ja auch nicht kurzfristig planen, es ist mitten in der Trockenzeit und die Schiffe laufen regelmäßig auf Sandbänke auf. Statt 4 Tage kann so eine Schiffahrt auch mal schnell doppelt so lange dauern, daher gehe ich nicht davon aus, dass ich bis nach Belem mit dem Schiff komme in der kurzen Zeit. Das Internet ist so dermaßen langsam, dass Stefan zuhause für mich die Flüge auschecken muss. Flug für Sonntag von Manaus nach Salvador ist gebucht, komme nur 3 Stunden nach Stefan an. Ich bin froh, dass das erledigt ist, Salvador ist immerhin noch seeehhhhrrr weit weg. Bis Sonntag kann ich also in einer Hängematte schaukeln und den Dschungel genießen und muss nix mehr organisieren, perfekt!

Das Flugbuchen hat so lange gedauert, dass ich auf der Liege im Aufenthaltsraum mit Ipad auf dem Bauch eingeschlafen bin. Die Flüge und die Hitze hier haben mich ganz schön fertig gemacht. Es ist immer noch früh, gerade mal 21:30 Uhr. Ich gehe in meinen Schlafsaal und stelle erschrocken fest, dass alle andern schon schlafen. Die Schweden, die ich auf der Straße getroffen habe schlafen auch hier, Leticia ist ja wirklich nur ein Dorf und wahrscheinlich sind alle Backpacker hier untergekommen.. Ich bin wohl nicht die einzige, die müde ist und früh schlafen geht. Gibt ja auch sonst nichts zu tun hier.

 


26. November - Donnerstag

Ich bin schon gespannt, meine erste Amazonastour! Wir werden mit TukTuk zum Hafen gebracht. Hier ist es ziemlich dreckig und laut und überall sitzen Hafenarbeiter und trinken Bier, es ist gerade mal 8 Uhr morgens.. Das ist halt der Hafen, nicht grad der schönste Teil des Ortes. Unser Guide ist so, wie man sich so ein richtigen Fischer im Amazonas vorstellt. Er spricht nur spanisch und wenn er breit lächelt, sieht man, dass er nur noch wenig Zähne hat; und er lächelt eigentlich immer ;) Ich bekomme den Eindruck, dass das eine sehr coole Individualreise wird. Wir sitzen in einem kleinen Holzboot mit Motor und ein Glück mit einer Plane oben drüber, sodass uns nicht die ganze Zeit die Sonne auf den Kopf knallt. Wir müssen Rettungswesten tragen, da wir uns nun im Trés Fronteras befinden: im Boot zwischen drei Ländern. Unser Guide sagt, wenn uns jetzt was passiert, dann ist keiner zuständig, daher müssen wir vorsichtig auf peruanisches Gebiet kommen. Ich weiß nicht, ob das ernst gemeint war, aber es hat sich schon verrückt angefühlt im Boot zwischen drei Ländern zu sitzen. Und lustigerweise gehts ausgerechnet nach Peru, bekomme zwar keinen Stempel in den Pass, aber zumindest ein weiters Land besucht, wenn auch nur für 2 Tage :)

Wir genießen unsere erste Bootsfahrt sehr und sind besonders glücklich über die Tatsache, dass wir nur zu dritt in einem Fischerboot sitzen und nicht in einem komfortablen Touriboot mit einer großen Gruppe.

  
Bei einer Sandbank halten wir für den ersten Schwimmstop.

    

Zum Mittagessen halten wir bei einer kleinen Lodge. Wir warten in der Hängematte liegend aufs Essen und beobachten das niedliche "Haustier" im Garten :)

   
Am Nachmittag fahren wir mit dem Boot weiter und beobachten Vögel, Affen, Delfine und genießen die Natur. Allein das Gefühl soweit weg von großen Städten und der Zivilisation zu sein ist ein berauschendes Gefühl..

      

 

Nach dem Abendessen fahren wir mit diesem Kanu nochmal raus  :)

  
Wir müssen immer wieder Wasser rausschippen damit wir nicht sinken ;) Wir suchen nach Kaimanen, der hier lebenden Art "Krokodil" (angeblich aber nur ca 1,5 Meter groß und nicht aggressiv, daher wohl ungefährlich). Überall sieht man die orangefarbenen Augen am Flussufer aufleuchten. Unser Guide zeigt uns schließlich einen Kaimanen aus der Nähe und wir bekommen sogar die Babies zu Gesicht. Kamera hat aufgrund des fragwürdigen Zustandes unseres Kanus keiner mitgenommen ;)

Die Nacht verbringen wir in der Lodge, in der wir schon Mittags angehalten haben. Es gibt keinen Strom und daher auch keinen Ventilator oder Licht. Es wird auf einem Balken eine Kerze für uns aufgestellt. Ich finde das bei einem Haus, das zu 100% aus Holz besteht ja ein bisschen fragwürdig, .. Die Nacht ist ziemlich heiß und ich finde nur wenig Schlaf.

27. November - Freitag

Am Vormittag machen wir einen langen Regenwald-Spaziergang. Unser Guide erzählt uns einiges über Flora und Fauna und die Heilplanzen. Matt spricht am besten spanisch und übersetzt ein wenig, aber einiges kann ich mir auch schon aufgrund von Gestiken ausmalen. Wir haben Glück und sehen Affen und Taranteln. Der Spaziergang dauert den ganzen Vormittag und wir sind völlig im Eimer, als hätten wir einen Halbmarathon hinter uns. Zurück in der Lodge essen wir Mittag, danach halten wir alle eine Stunde Mittagsschlaf in der Hängematte :) Auf dem Weg zurück nach Leticia fahren wir noch zu ein paar Buchten um Delfine zu sehen. Da der Wasserstand aber leider so niedrig ist haben wir kein Glück.

     

  
Um 17:30 Uhr kommen wir wieder bei unserem Hostel an. Ich gehe zum großen Marktplatz bei der Kirche um mir die großen Vogelschwärme anzusehen. Gegen 17 bis 18 Uhr kommen die Vögel in großen Scharen zu den Bäumen um den Marktplatz, ein riesiges Spektakel und es wird irre laut von so viel Vogelgezwitscher!

Im Hostel angekommen ist die nette Frau an der Rezeption schon ganz aufgeregt und drückt mir ihren Motorradhelm in die Hand. Sie sagt immer wieder "passport" und zeigt auf die Uhr. Ich wollte zum Flughafen mir den Ausreisestempel für Kolumbien holen, hatte ja nicht geahnt (und auch nicht verstanden), dass die Behörden am Flughafen um 18 Uhr zumachen. Noch 10 Minuten, ich renne also schnell ins Zimmer um meinen Pass zu holen und springe hinten aufs Moped. Gerade noch rechtzeitig kommen wir an und ich bekomme meinen wichtigen Stempel. Als ich mich wieder aufs Moped schwinge passe ich nicht auf und verbrenne mich am Unterschenkel, sowas blödes und das tut echt fies doll weh :( Meine Fahrerin hat dann ein so schlechtes Gewissen, dass ich zumindest für die Fahr nix zahle.

Anscheinend ist in unserer Tour auch noch ein Abendessen inbegriffen. Wir werden gefragt ob wir eine Pizza mögen mit Teig aus Yucca. Das ist hier wohl ein sehr typisches Gericht. Wir bekommen ein tolles Abendessen und dazu gibt es auch noch einen Caipi :-)

Ich bin schon aufgeregt, dass es morgen aufs Schiff geht. Dafür muss ich heute Abend noch einkaufen. Bisher habe ich gehört, dass das Essen an Bord nicht gut sein soll und man das Wasser besser nicht trinken sollte, auch wenn es gefiltert ist (nicht genug gefiltert für sensible Europäer ;)  
Ich kaufe also Kekse, Nüsse, Saft und reichlich Obst. Wasservorrat für 4 Tage kann ich nicht auch noch tragen, das muss ich morgen am Hafen machen, genauso wie Ticket und Hängematte kaufen. Morgen früh ist dann nochmal Stress angesagt bevor ich mich dann an Bord erholen kan :)

24November
2015

Mit der Metro durch Medellin

22. November - Sonntag

Ich habe wirklich eine ziemlich dicke Erkältung mit Halsschmerzen, Schnupfen und Kopfschmerzen. Ich quäle mich dennoch aus dem Bett, da es kostenfreies Frühstück gibt. Es gab jedoch Hühneruppe, sowas doofes. Aus Mitleid bekomme ich einen Gutschein für einen gratis Kaffee aus dem Cafe um die Ecke von einem Abreisenden geschenkt. Immerhin mal ein guter Kaffee, ich löse ihn sofort ein. 

Da heute, an einem Sonntag, eh nicht viel los ist und ich mich nicht gut fühle, ruhe ich mich im Hostel aus. Die Geminschaftsräume sind ganz nett, sodass ich mich hier wohl fühle. Ich reserviere mir online einen Platz bei der Free-Walking-Tour durch Medellin für morgen früh und informiere mich ein bisschen über die Möglichkeiten von hier über Salento (sehr schöne Kaffeeregion) nach Bogota zu fahren und die Flugpreise von Bogota nach Leticia (kolumbianischer Ort am Amazonas im Dreiländereck: Grenze zu Peru und Brasilien).  Da die Entfernungen doch sehr weit sind (7 Stunden nach Salanto und dann nochmal 9 Stunden Bus nach Bogota), ich so langsam auch Lust habe in den Amazonas aufzubrechen (Bogota ist wieder auf 3.000m Höhe und kalt..) und der Flug Medellin - Bogota - Leticia für Mittwoch sehr gut ist, entscheide ich mich Salento ud Bogota "ausfallen" zu lassen. Lieber ein paar Orte weniger, dafür länger im Amazonas. Wer weiß schon wie die Uhren dort ticken und wie lange ich auf einem Schiff in der Hängematte schaukel... Der Tag heute war - verhältnismäßig zu meinem Gesundheitszustand - sogar noch recht produktiv :-) Der Flug in das Amazonasgebiet ist fix, ich bin schon ganz aufgeregt!

An der Rezeption treffe ich auf Hussain aus Sri Lanka. Einen Travellor aus Sri Lanka habe ich bisher noch nirgends getroffen. Er checkt grade ein und fragt, ob ich schon was gegessen habe. Eigentlich hatte ich heute nur einen Kaffee und habe mich auch bisher nicht wirklich aus dem Hostel rausbewegt, daher lasse ich mich zu einem Spaziergang durch diesen Stadtteil und Abendessen überreden. 

Entweder habe ich immer Glück, wen ich so kennenlerne oder Travellor sind einfach immer Leute, die nett und gut drauf sind. Hussain ist von Sri Lanka nach England ausgewandert um dort Medizin zu studieren. Dazu kommt, dass er seit 15 Jahren Kampfsport macht, eine bessere Begleitung für die nächste 2 Tage in Medellin kann ich ja kaum bekommen, das ist definitiv sicherer als alleine spazieren zu gehen ;) (Diesen Blogeintag habe ich schon vor einer Weile getippt, rückwirkend bin ich nochmal umso mehr froh darüber, dass ich in Medellin nie allein unterwegs war. 2 Tage nach meiner Abreise ist Matthias, mit dem ich ja seit der Ciudad Perdida recht viel unterwegs war, in Medellin ausgeraubt worden, als er allein zurück zum Hostel gelaufen ist. Ihm ist zwar nichts weiter passiert, aber Geld und Handy weg und riesen Schreck.. Medellin bleibt ein heißes Pflaster)

23. November - Montag

Die Free Walking Tour beginnt in der Innenstadt, mein Hostel liegt in einem guten Viertel etwas außerhalb. Ein Glück kommen neben Hussain auch noch ein paar andere Leute mit, sodass wir uns alle ein Taxi teilen können. Es ist ganz anders als bei der Tour durch Cartagena. Dieses Mal sind viel zu viele Leute dabei und der Spaziergang dauert den ganzen Vormittag (insgesamt dann 5 Stunden..) Ich bin natürlich auch immer noch nicht wieder ganz gesund, daher ist es schon recht anstrengend. Medellin ist eine sehr interessante Stadt mit einer sehr bewegten Vergangenheit. Unser Guide erzählt  uns viel von Auftragskillern, Drogenhandel und natürlich Pablo Escoba. Die Stadt hat sich seit diesen Zeiten aber sehr stark verändert und ist in vielen Bereichen (angeblich) jetzt sehr sicher. Auch die Infrastruktur ist mittlerweile sehr gut, Medellin ist eine der wenigen Städte Südamerikas mit einer Metro. 

      

    

Das Beste an der Walking Tour war der Besuch eines Marktes. Unser Guide hat zahlreiche tropische Früchte gekauft, uns die Namen erklärt und uns dann probieren lassen. Himmlisch, einige davon hab ich noch nie gesehen, alle sind super lecker!

    

Nach der Walkingtour erklärt uns der Guide wie wir zu den Cable Cars kommen. Diese fahren über die Armenviertel (und somit die gefährlichsten Gegenden) auf die Berge rund um Medellin mit tollen Aussichtsmöglichkeiten auf die Stadt. Wir starten zu fünft: Hussain, ein Pärchen aus der Schweiz, ein Australier und ich. Nach der ersten halben Stunde haben wir uns tatsächlich verlaufen, obwohl Hussain mit Karte und GPS versucht uns hinzubringen. Die anderen haben keine Lust mehr zu laufen, immerhin hatten wir ja auch schon paar Stunden Stadtspaziergang. Ich finde es aber gut, auf eigene Faust und ohne Taxi. Die anderen steigen also in ein Taxi und lassen mich und Hussain zurück. Und ich sag Euch, die wären besser bei uns geblieben, denn wir haben die Cable Cars gefunden, haben so gut wie nix dafür ausgegeben und hatten den besten Ausblick. Der Taxifahrer hat die drei einfach nicht zu den Cable cars gebracht, sondern hat sie mit dem Taxi zu einem anderen Aussichtspunkt auf einem der Berge gebracht und ordentlich abkassiert.. Pech gehabt ;)

Wir finden schließlich einen Polizisten, der versucht uns den Weg zu erklären. Als wir aber nichts verstehen, nimmt er uns dann an die Hand. 3 Minuten entfernt ist der Eingang einer Metrostation. Er zeigt uns auf dem Fahrplan die Station, zu der wir müssen. Das sind mal eben 8 Metro-Stationen! Das ist dann doch etwas zu viel zu Fuß, da haben wir wohl den Guide alle falsch verstanden.. Aber Metro wollte ich sowieso fahren, das gehört zum Erlebnis der Stadt ja auch irgendwie dazu. Eine Zugfahrt kostet 2.000 Pesos, also ungefähr 75cent. Der Ausblick aus der Bahn ist auch schon sehr interessant, hauptsächlich Armenviertel und Slums, das ist wohl eh nicht ganz so angebracht um das zu Fuß abzulaufen..

   

Die Cable Cars sind im Zugticket sogar schon inbegriffen, also ein echtes Schnäppchen! Die Fahrt ist beeidruckend! Oben angekommen laufen wir ein bisschen rum und gucken die Stadt von oben an. So ganz sicher ist das hier aber wohl auch nicht, wir sollten auf jeden Fall vor Sonnenuntergang wieder runterfahren. Allein wäre ich hier sicher gar nicht rumgelaufen, ich bin hier die einzige, die weit und breit aussieht wie eine Touristin. Ich falle halt überall auf. Hussain dafür überhaupt nicht; ich bin froh, dass er mitgekommen ist. Im Lonley Planet steht zwar, dass das eine sehenswerte Attraktion ist hier hochzufahren, aber ich finde es hier recht unheimlich; wir werden häufiger von den Kindern hier angebettelt und ich fühle mich beobachtet.

    

Als es anfängt zu regnen wird es eh Zeit wieder runterzufahren. Dieses  Mal meistern wir den ganzen Weg mit den öffentlichen Verkehrsmittel zurück bis zum Hostel :) Im Bezirk des Hostels gibt es ein vegetarisches Restaurant, das will ich suchen. Immmerhin hatten wir, bis auf Obst und einen Enpanada an einem Straßenstand, noch nichts zu essen heute. 

Leider ist beim vegetarischen Restaurant heute Ruhetag, daher gehts abwechsungsweise mal zum Italiener. Ich brauche einen Tag Pause von Reis! Abends kommt dann Matthias aus Cartagena angereist. Jetzt haben wir eigentlich meine gesamte Kolumbienreise zusammenverbracht, Medellin trennen sich dann die Wege. Während es für mich Richtung Brasilien geht reist Matthias über Ecuador, Peru und Bolivien gen Süden. Ich wette wir laufen uns auf irgendeinem Gletscher in Chile zufällig wieder über den Weg :)

Diesen Abend ist in unserem Hostel einiges los und wir sitzen alle noch gemütlich bei dem ein oder anderen Cocktail auf der Dachterrasse.

24. November - Dienstag

Eigentlich wollte ich heute mit dem Bus nach Guatape fahren, einem kleinen Dorf ca. 2 Stunden von Medellin mit einer atemberaubenden Landschaft. Ich bin aber noch erkältet, bin ein bisschen erledigt von den Drinks gestern und dazu regnet es.. Matthias fährt trotzdem und ich ruhe mich aus; fällt mir immer schwer etwas sausen zu lassen aus Angst was tolles zu verpassen.. Aber ich möchte gesund im Amazonasgebiet ankommen und morgen stehen 2 Flüge an, die sind mit dicker Erkältug auch anstrengend! Mit Hussain gehe ich noch ins vegetarische Restaurant, bevor er Richtung Manizales zu einer Gletscherbesteigung aufbricht. Columbien bietet noch so viel, dazu hätte ich ja auch Lust, aber man kann ja nicht alles mitnehmen.. Das vegetarische Restaurant war große klasse, hat sich gelohnt nochmal hinzulaufen :-)

    

Abends kommt Matthias aus Guatape zurück, es war nett, aber es hat viel geregnet und ich hab nicht viel verpasst. Wir kochen noch gemeinsam Spaghetti mit selbst gemachter Tomaten- & Gemüsesoße und dann gehts heute früh schlafen; morgen wird ein langer Tag!

  

21November
2015

Mit den richtigen Leuten macht alles doppelt Spaß

18. November - Mittwoch


Beim Frühstück setze ich mich zu Tobi an den Tisch; nach einem kurzen "Guten Morgen" ist uns dann auch gegenseitig klar, dass der jeweils andere auch aus Deutschland ist. Schließlich stellt sich auch heraus, dass er auch in Berlin wohnt, die Welt ist doch klein. Ein weiterer Tobi, dieses Mal aus Süddeutschland, gesellt sich ebenfalls dazu. Irgendwie viele Deutsche in Kolumbien.. Wir wollen alle zur "Free Walking Tour", ein geführter kostenfreier Stadtspaziergang, basierend auf Trinkgeld. Es kommen noch mehr Leute aus meinem Hostel mit: Magnus (50 Jahre alt und Künstler, ist in Kolumbien geboren und aufgewachsen, hat aber deutsche Eltern und lebt seit ein paar Jahren an der Ostsee), Sophie (21 und aus Stuttgart), Will (25 aus Sydney) und Ryan (28 aus Melbourne). Wir ahnen wohl zu diesem Zeitpunkt alle noch nicht, dass wir die nächsten Tage eine ziemlich coole Reisegruppe abgeben werden, die zusammen feiert, badet, sonnt, trinkt, schnorchelt und durch leuchtendes Plankton schwimmt:)
Der Stadtspaziergang ist richtig gut, Cartagenas Altstadt ist von einer Stadtmauer und Festung umgeben und ist sehr gut erhalten. Die Fassaden, Balkone und die vielen bunten Farben machen die Stadt zu einem idyllischen Plätzchen. Dazu ist es heiß hier und die Menschen sind herzlich und haben immer ein Lächeln im Gesicht. Ich fühle mich von Beginn an wohl in dieser Stadt und kann mir locker vorstellen länger hier zu bleiben. Sollte ich mir nochmal eine Stadt aussuchen zum Verweilen und um zur Sprachschule zu gehen, dann definitiv hier!

         

    

Nach der Walkingtour beschließen wir in großer Runde noch gemeinsam Mittag essen zu gehen. Unser Guide empfielt uns ein Restaurant, wo es einen günstigen Mittagstisch gibt und die Locals alle Essen gehen. Wir müssen warten, denn es ist noch Mittagszeit und daher sehr voll und wir sind 12 Personen..   Es gibt natürlich Fisch, denn wir sind direkt am Meer. Ich bekomme Reis mit Bohnen, Kochbanane und ein bisschen Salat. Magnus sitzt neben mir und wir unterhalten uns lange über mein vegetarischen / veganen Lebensstil. Ich sage ihm, dass ich es grundsätzlich nicht ablehne, dass jemand Fisch ist, ich finde nur die Leerfischung der Meere mit riesigen Fangschiffen und das Ausrotten bedrohter Fischarten sehr schlimm. Wenn jeder sich das fängt, was er zum (täglichen) Überleben braucht, dann gäbe es ja auch keine so großen Probleme. Der Fisch, der hier grade gegessen wird, wurde vermutlich heute morgen gefangen, angeblich ist er extrem frisch. Kenner schmecken das wohl oder sehen das an der Konsistenz, keine Ahnung. Magnus ist zumindest begeistert und sagt, dass ist der beste Fisch, den man hier essen kann, irgendeine einheimische Art; den Namen habe ich vergessen. 

Ob ich probieren will? Ich zögere... Bis auf Fischstäbchen im Kindesalter kann ich mich nicht daran erinnern jemals Fisch probiert zu haben. Das kann hier tatsächlich kaum einer glauben. Magnus nimmt meine Gabel und legt mir ein kleines Stück Fisch darauf. Ich solle mal von meiner gedanklichen Einbahnstraße abfahren und einfach mal probieren. Klingt jetzt hart, er hat es aber nett gesagt :) Wieder werde ich von allen angeguckt. Ich habe das Gefühl wieder auf dieser Klippe zu stehen und nicht springen zu können; alle gucken zu mir und feuern mich an.. Wer Fisch und Fleisch ißt, der wird das wohl nie nachvollziehen können, aber das hat sich schon fast wie eine Mutprobe angefühlt. Ich habe mich dann tatsächlich überwinden können und habe probiert. Und siehe da, es war tatsächlich lecker. Es hat nicht nach Fisch geschmeckt, war eher zart wie Hühnchen (wenn ich mich richtig erinnere, das ist schließlich schon ca 14 Jahre her..) Wieder über meinen Schatten gesprungen. Magnus legt mir ein weiteres Stück an den Tellerrand und ich esse es auch auf. Nicht dass ich jetzt anfangen würde Fisch zu essen, so wie der ganze Fisch da auf dem Teller liegt könnte ich ihn nie im Leben auseinander nehmen. Und ich sehe auch nicht die Notwendigkeit, ich guck mir lieber lebende Fische beim Schnorcheln an :)

Wir verstehen uns alle super, sodass wir beschließen alle zusammen den Nachmittag an den Stadtsrand von Cartagena zu fahren, nur 20 Minuten mit dem Taxi raus aus der Altstadt. Es ist viel schöner als ich angenommen hatte für einen Stadtstrand. Das Meer ist sauber und der weiße Sandstrand fällt seicht ins Meer ab, sodass wir super baden können. Endlich! Einziger Haken: es ist nicht erfrischend, eher eine Badewanne ;) Magnus setzt sich auf einen Felsen und holt seine Malsachen heraus. Während wir am Strand sitzend Bier trinken, baden und sich einige eine güstige Massage gönnen, ist Magnus in seine Arbeit vertieft. Der Strand hat eine beeindruckende Skyline von Cartagenas Neustadt, Magnus hat es toll festhalten können.

      

    

Am Abend kommt Matthias aus Palomino an, er reist mir jetzt immer ein oder zwei Tage später hinterher :) Beim gemeinsamen Abendessen in einer gemütlichen Pizzaria planen wir, dass es doch cool wäre noch gemeinsam weiter nach Playa Blanca zu fahren, einem der schönsten Strände an der Karibikküste. Mit dem Jeep ist das ca eine Stunde entfernt und wir sind genug Leute um gemeinsam einen Jeep zu füllen. 

  

Die Inseln in Cartagenas Nähe sind alle privat, sodass das nicht in Frage kommt (ich habe eh immer noch genug vom Bootfahren..) Da wir aber heute Abend noch feiern gehen wollen, beschließen wir erst mittags aufzubrechen. Mittwochs ist im Hostel Media Luna immer großer Party, davon habe ich sogar schon gehört, die sind hier berühmt. Wir kaufen Rum, Cola und Bier und glühen im Hostel mit Trinkspielen vor, dann gehts los. Das Media Luna hat eine riesige Dachterrasse, das einzig anstrengende war die lange Wartezeit bis man dann auch mal oben mitfeiern durfte, dann war es aber richtig gut. Überrascht hat uns Magnus mit seinen 50 Jahren, der ist mit seinen 2,08 Meter Körpergröße doch sehr aufgefallen, hat aber abgetanzt als wäre er 18 und das erste Mal im Club ;)

  

19. November - Donnerstag

Wir haben uns den besten Tag ausgesucht um zum Strand zu fahren, die Sonne strahlt, der Himmel ist blau und wir sind alle gut drauf! Am Parkplatz angekommen ist der erste Eindruck vom Strand: krass ist das voll hier! Aber wir werden überraschenderweise von dem gebuchten Hostel am Strand (gibt auch nur das eine:) mit einem Boot abgeholt und wir fahren den Strand weiter runter, langsam wird es auch leerer und viel viel schöner. Das Hostel besteht nur aus Holz mit einem Strohdach und ist richig nett gelegen.

          
So habe ich mir die Karibikküste vorgestellt, hier ist es perfekt! Den restlichen Tag chillen wir am Strand und baden baden baden. Highlights sind definitiv die Babytiere, die hier zum Hostel gehören. Sowohl die Katze hat ein Junges, als auch der Hund. Will spielt wie verrückt mit dem kleinen Welpen, ich könnt ewig zusehen..

     

Nach dem Abendessen fahren wir mit dem Boot raus um in leuchtendem Plankton zu schwimmen. Ich kann mir darunter noch nicht wirklich was vorstellen. Die Bootsfahrt bei Nacht ist bereits toll, es ist immer noch tropisch warm und wir sehen im Licht der Taschenlampen irre viele Fische springen. Es ist auch kein Vergleich zum rauen Pazifik, das karibische Meer ist ganz idyllisch ruhig. Nach 20 Minuten sind wir angekommen. Der erste springt ins Wasser und alles leuchtet um ihn herum bei jeder Bewegung. Dieses Naturphänomen ist echt beeindruckend und es macht so viel Spaß! Wir schwimmen und plantschen und genießen, dass das Wasser, welches wir in Bewegung bringen, leuchtet. Sowas verrücktes hab ich noch nicht gesehen, einfach unbeschreiblich. Das kann man auch auf keinem Foto festhalten, das muss man mal selber gesehen haben! Besser kann ein so toller Tag kaum zuende gehen..

20. November - Freitag

Herrlich, wenn der Tag am Strand beginnt. Ich setzt mich auf eine Liege und trinke den ersten Kaffee des Tages mit Blick aufs Meer. Obstsalat mit Ananas, Papaya, Wassermelone, Banane und Mango, geil :)

  
Den Vormittag verbringen wir wieder mit baden und sonnen, gegen Mittag fahren wir dann mit dem Boot zu einem Schnorchelspot. Ich war echt hin- und hergerissen, ob ich mitfahren soll. Ich war auf Galapagos so viel schnorcheln.. Aber da das Meer hier eher eine entspannte Fahrt verspricht und wir auf dem Weg  die vielen kleinen Privatinseln sehen können, entscheide ich mich mitzufahren. Die Fahrt ist so cool, dass ich mich auch wieder ein bisschen mit dem Meer versöhne, endlich wieder die Geschwindigkeit genießen und keine Angst haben auf einem Boot :) Die Inseln sind traumhaft schön und auch das Korallenriff ist ein toller Schnorchelspot mit vielen vielen Fischen.

      

Gegen 15 Uhr brechen wir wieder auf, zumindest einige von uns. Es ist so toll hier, dass die Hälfte unserer so lustigen Truppe für eine weitere Nacht hier bleibt. Ich habe vor, heute Nacht noch mit dem Bus nach Medellin weiter zu fahren und reise daher ab. Traurig tschüß zu sagen, es ist einfach toll mal ein paar Tage mit den gleichen Leuten rumzuhängen ohne sich neu vorstellen zu müssen. Besser hätte die Zeit am Strand wirklich nicht sein können und ich bin unheimlich froh über meine Entscheidung nach Kolumbien zu fliegen. Erst der Lost-city-Trek, dann die wunderschöne Stadt Cartagena und jetzt dieser tolle Strand mit dieser lustigen Truppe..

Zurück in Cartagena muss Tobi direkt weiter zu seinem Bus in Richtung Santa Marta. Ich habe noch Zeit, mein Nachtbus fährt erst um 21:30 Uhr ab. Daher habe ich noch genug Zeit um Proviant für die 13 stündige Busfahrt einzukaufen und mit Magnus und Sophie in einem vegetarischen Cafe Abendessen zu gehen.

Ich bin gut für die Busfahrt vorbereitet, denke ich zumindest. Es soll kalt und laut im Bus sein, daher habe ich meine Fließjacke im Handgepäck und sogar ein paar Socken. Ohrstöpsel und Schlafmaske habe ich auch parat und genug Snacks und Wasser. Die Fahrt geht pünktlich los, der Bus ist recht modern und es wird sogar ein Film abgespielt. Es läuft ein Horrorfilm, Teenager auf einer einsamen Insel werden von Riesenkrokodilen gefressen. Das ist perfekt, das verstehe ich auch ohne Spanischkenntnisse ;) 

Nach den ersten 2 einigermaßen ruhigen und geraden Stunden in Richtung Landesinnere gehts wieder auf in die Anden. Die restlichen 11 Stunden sind dann wieder Serpentinenreich und ich schlafe immer wieder kurz ein. Die Fahrt an sich macht mir wenig aus, solange ich nicht versuche zu lesen, wird mir nicht schlecht. Das Problem ist, dass es viel viel viel!!! zu kalt ist. Ich habe das Gefühl der Bus wird auf Null Grad runter gekühlt. Trotz Fließjacke bin ich nach den ersten Stunden ein tiefgefrorener Eisblock. Die einheimischen Reisenden haben alle Wolldecken dabei. Das hatte ich nun wirklich nicht geahnt. Kalt ja, aber nicht Tiefkühltruhe.. Ich kann es kaum erwarten, dass endlich der Morgen anbricht..

21. November - Samstag

Gegen halb 11 werde ich endlich in die Wärme draußen entlassen. Den Sinn, den Bus soweit runterzukühlen, verstehe ich beim besten Willen nicht. Ich fühle mich ziemlich müde und gerädert und nehme ein Taxi zu meinem Hostel. Check-In ist erst 15 Uhr, herje.. Ich bin viel zu erschöpft um mein Gepäck abzustellen und gleich mit sightseeing loszulegen. Ich setzte mich auf die Terrasse und sichere die Fotos der letzten Tage und schreibe ein bisschen. Als ich dann endlich einchecken darf, gehe ich mich erst mal schlafen legen. Als ich 2 Stunden später wieder aufwache merke ich bereits eine fiese Erkältung..  :( Das war ja auch kaum anders zu erwarten..

Da es draußen eh regnet, habe ich nichts gegen einen gemütlichen Abend und frühes zubett gehen um mich auszukurieren. Noch kurz in den Supermarkt, Geld abheben und im Restaurant was zu essen holen. Ich leg mich wieder hin und gucke seit laaaanger Zeit mal wieder eine Folge Breaking Bad.

17November
2015

2 Rucksäcke und ich auf einem Motortaxi

15. November - Sonntag

Mir tut alles weh! Ich habe von der Wanderung zur Ciudad Perdida überall Muskelkater, mein Rücken und mein Po tuen weh, da ich mich zwei Mal hingelegt habe (einmal auf einem Bambusstamm und einmal auf einem rutschigen Felsen) und meine Beine sind von Moskitostichen übersäht. Ich bin froh, dass ich zumindest keinen Sonnenbrand habe. Ich will heute nach Palomino fahren, aber ich bin sehr sehr träge mich Richtung Bus zu bewegen, denn hier am Pool ist es sehr entspannt. Da ich aber noch im Hellen ankommen will, nehme ich den Bus um 15:45 Uhr. Im Bus habe ich das Gefühl, die Einheimischen haben noch nie eine blonde Frau gesehen, ich werde ziemlich angestarrt. Ich meine das aber nicht negativ, die Columbianer sind bisher extrem gastfreundliche und herzliche Menschen, die immer lächeln! Ich werde freundlich angelächelt und  immer wieder interessiert gefragt, woher ich komme :) 

2 Stunden später komme ich in Palomino an. Den Ort muss man sich folgendermaßen vorstellen: es gibt eine Hauptstraße, an der ein paar Straßenstände und eine Tankstelle zu finden sind. Hinter uns und vor uns liegen je ein Fluss, die beide ins Meer münden, welches im Norden liegt. Von der Hauptstraße führt ein 2km langer Sandweg Richtung Meer, auf dem Weg befinden sich Restaurants, Häuschen und Shops; am Meer gibt es ein paar Gästehäuser und wenige Hostels. Das wars! 

     

An der Tankstelle ist Endstation. Mein Hostel liegt also ca 2km entfernt am Strand.. Normalerweise würde ich das locker laufen, aber durch die 2 stündige Huckelpiste hierher, muss ich dringend aufs Klo. Autos gibt es hier kaum, daher auch keine Taxen. Das einzige was hier zu finden ist, ist ein Motortaxi. Im Hostel in Santa Marta wurde mir das bereits empfohlen, kostet umgerechnet 1 EUR für die Fahrt zum Strand. Ich bin allerdings irritiert wie mich der Fahrer mitsamt meinen 2 Rucksäcken mitnehmen will. Ich sage ihm, dass das schwierig wird und er lacht nur und sagt, das wäre einfach. OK, dann mal los: Meinen ca 14 Kilo schweren Backpack legt er vor sich über den Lenker, ich setzte mich mit meinem Tagesrucksack auf dem Rücken hinter ihn und es geht los. Davon hätte ich rückwirkend wirklich mal ein Foto machen sollen, das war eine abenteurliche Fahrt :) Beeindruckt und nur 5 Minuten später bin ich in meinem Hostel angekommen. Endlich am Strand!!!

Es wird bereits dunkel und es gewittert heftig, daher schaffe ich nur einen kurzen Blick den Strand entlang, bevor es anfängt zu regnen.

Wie gesagt, Palomino ist winzig, daher wundert es mich nicht, dass mir Nadja entgegenkommt. Eine Stunde später beim Abendessen kommen dann Gael und Aurel in mein Hostel um hier zu essen. Dummerweise ist Palomino so klein, dass es hier keinen Geldautomaten gibt. Mein Hostel ist der einzige Fleck im ganzen Ort, wo man mit Kreditkarte zahlen kann, daher bleiben sie zum Essen und für die Happy Hour hier :-)

Da heute Sonntag ist, kann man nicht gerade sagen, dass hier viel los ist. Um 23 Uhr gehen wir an den Strand um uns in die Strandbar zu setzten, aber hier ist bereits alles dicht. Gibt hier nichts mehr, außer paar Grüppchen, die am Strand chillen... Da der Strand aber auch noch bisschen nass vom Regen ist und wir alle geschafft sind von den letzten Tagen, gehts zeitig ins Bett.
16. November - Montag

Ich treffe Aurel und Gael noch zu einem letzten Frühstück am Strand, bevor beide Richtung Santa Marta aufbrechen. Es ist irre heiß heute und ich lege mich zu den Mädels aus Holland an den Pool. Im Hostel neue Leute kennenzulernen ist wirklich das einfachste überhaupt. Lusigerweise treffe ich hier am Pool sogar die kleine Familie mit dem 1,5 Jahre alten Baby aus England wieder, Kolumbien ist ja wirklich ein Dorf :-) 

  
Ich verbringe einen Großteil des Vormittags im Pool, es ist so unglaublich heiß und im Pool unter Palmen ist es am besten auszuhalten. Nadja kommt aus ihrem Hostel bei mir vorbei und erzählt mir, dass bei Ihr im Hostel ein Pärchen gewohnt hat, sie hat gestern beide kennengelernt; der Mann ist gestern Abend dann noch trotz roter Flaggen, starker Strömung und hohen Wellen schwimmen gewesen und hatte dann im Meer einen Herzinfarkt und ist ertrunken. Gerade mal 45 Jahre alt.. Es ist daher nochmal ausdrücklich auf die roten Flaggen hingewiesen worden, schwimmen ist derzeit sehr gefährlich. Na super, da komm ich extra nach Kolumbien an die karibische Küste und dann ist hier so stürmisches Meer :( Ich bleibe also im Pool.. 

Gegen 13 Uhr kommt dann Matthias aus Santa Marta an und mit ihm eine weitere Deutsche, Nina aus München. Wir gehen zusammen Mittag essen, dieses Mal aber in einem Cafe an der Hauptstraße. In Kolumbien dauert alles sehr sehr lange, die Leute haben einfach die Ruhe weg. Wenn man im Supermarkt einkaufen will, kann man gut und gerne ne halbe Stunde an de Kasse stehen, aber nicht weil es so voll ist, sondern weil hier so langsam kassiert wird. Nachdem wir alle einen vegetarischen Quinoa Burger und einen frisch gepressten Fruchtsaft bestellt haben, ist der Typ erst mal losgelaufen um einzukaufen ;) 3 Stunden später haben wir dann gegessen und bezahlt und machen einen Spaziergang zum Fluss. 

  
Ein bisschen schwierig ist der Abstieg zu finden, aber wir schaffen es dann doch runter zur Badestelle. Es gibt einen Wanderweg entlang des Flusses bis zum Meer, den wir zwar auch ewig suchen müssen, aber final doch finden und passend zur Dämmerung am Strand ankommen. Wir sind ganz schön weit von unserem Hostel entfernt und laufen im Dunkeln noch weitere 20 Minuten zurück. Das war insgesamt ein toller Tag, der mit einem bemerkenswerten Gewitter über dem Meer endet. 

      

    

Wir springen zur Erfrischung nochmal in den Pool und trinken Caipis, gemütlich im Pool sitzend. Leider zieht das Gewitter aber näher, sodass wir den Pool irgendwann aus Sicherheitsgründen verlassen sollen. Heute ist das Hostel wie ausgewechselt: während gestern alles ausgestorben und ruhig war, ist heute mit der Happy Hour die Bar in vollem Gange. 


17. November - Dienstag

Palomino war nach den 4 Tagen im Dschungl zwar ein herrlicher Stop zur Entspannung und zur Erholung, aber das Meer ist dann doch etwas enttäuschend, ich will schließlich schwimmen! Der Weg nach Cartagena, die angeblich schönste Stadt Kolumbiens und umgeben von karibischen Stränden und tollen Inseln, ist ca 7 Stunden entfernt. Ich fahre morgens um 6:30 bereits mit dem Motortaxi zurück zur Hauptsraße, dieses Mal aber definitiv weil es auf dem Hinweg so lustig war :) 

Der Bus sollte eigentlich wieder da halten, wo ich letztes Mal eingestiegen bin, nur 5 Minuten zu Fuß von meinem Hostel in Santa Marta entfernt. Von dort will ich dann den zweiten Bus nehmen nach Cartagena. Nach 2 Stunden Fahrt ist dann plötzlich Endstation, leider an einem ziemlich trubeligen Marktplatz mitten in Santa Marta; ich habe keine Ahnung wo ich bin. Ich zeige dem Busfahrer die Adresse, wo ich hinwill und ich habe es auch eilig, in einer halben Stunde sollte der zweite Bus kommen. Ich verstehe ihn überhaupt nicht, aber er ist dann so nett und bringt mich zu einem anderen Bus und sagt dem Busfahrer wo ich hinwill und anscheinend wo er mich dann rauslassen soll. Ich überlege, ob ich nicht lieber ein Taxi nehmen soll, aber da ich für diesen Bus anscheinend nichts zahlen muss warte ich mal ab, wo er mich hinbringt. So sehe ich zumindest noch ein bisschen was von der Stadt; eine  halbe Stunde später erkenne ich auch die Straße wieder, an der ich losgefahren bin und werde rausgelassen. Der nächste Bus hat dann eine ganze Stunde Verspätung, daher war mal wieder die Eile völlig umsonst..

Die Fahrt dauert dann auch deutlich länger als gedacht, weitere 6 Stunden verbringe ich auf dem Weg nach Cartagena. Gegen 17 Uhr komme ich in einem sehr coolen Hostel in Cartagena an. An der Rezeption treffe ich Emmie aus Atlanta und wir gehen zusammen die Stadt erkunden und Abendessen. Ich bin von Beginn an in diese Stadt verliebt, diese alte Kolonialstadt hat einen ganz eigenen Charme, ist so idyllisch und wunderschön! Da es abends wieder stark gewittert und regnet, verbringe ich den Abend im Hostel. Irgendwie sind hier nur Deutsche untergekommen, wir sitzen auf Bänken und Liegestühlen im halb überdachten Innenhof und ich sammel mal wieder fleißig Reisetipps für Cartagena, Strände und Medellin. 

14November
2015

Die verlorene Stadt

10. November - Dienstag

Heute bin ich mal nur faul! Beim Frühstück lerne ich Dean aus Australien und Matthias aus München kennen. Beide machen einen Tagesausflug nach Minca um eine Kaffeeplantage zu besichtigen. Ob ich nicht mitwill? Schwierige Entscheidung, habe ja immer Angst was zu erpassen.. aber heute brauch ich echt mal etwas Leerlauf. Ich frühstücke gemütlich am Pool und sitze eigentlich den ganzen Tag auf einer Liege und schreibe meinen Blog, sortiere weiter Fotos und trinke frisch gepressten Mangosaft :-)

Am Abend kommt Matthias wieder zurück vom Tagesusflug und wir unterhalten uns über diese berühmte Wanderung "Ciudad Perdida", die verlorene Stadt. Er hat sich für morgen angemeldet, die Wanderung dauert 4 Tage. Ich bin noch unschlüssig, die Wanderung soll schwierig sein, es ist sehr heiß und die Luftfeuchtigkeit mega hoch, es geht schließlich durch den Regenwald. Und noch ist ungewiss wer noch dabei sein wird. Wenn man für 4 Tage abseits der Zivilisation verbringt, ohne Dusche und ohne richtige Unterkunft, dann braucht man eine gute Truppe, mit der das alles auch Spaß macht. Immerhin kenne ich schon Matthias, der ist zumindest schon mal gut drauf :-) Ich entscheide mich mitzugehen, was auch sonst; meine Ausruhzeit ist ziemlich schnell vorbei gegangen. 

Was nimmt man nur auf eine 4 Tägige Wanderung durch den Dschungel mit? Am besten so wenig wie möglich, schließlich muss ich bis auf Essen und Wasservorrat alles selber tragen. Ich spreche mit ein paar Leuten im Hostel, die bereits von der Wanderung zurück sind. Wechselklamotten mitnehmen ist überflüssig. Ich staune, wieso denn das? Man schwitzt doch sicher viel? Genau deshalb! Man schwitzt so viel, dass man eh klitschnass sein wird; wenn dann ein Fluss zu überqueren ist oder eine nette Badestelle am Wegesrand liegt, dann gehen die meisten mitsamt ihren Klamotten schwimmen und laufen dann weiter. Trocknen wird die nächsten 4 Tage eh nichts, da die Luftfeuchtigkeit so hoch ist. Schlafsachen sollte man daher in einen wasserdichten Beutel verpacken, damit man zumindest in trockenen Sachen schläft! Das klingt ja abenteuerlich. 

Meine 7 Sachen: Wanderschuhe und Flip-Flops, Shorts und 2 Shirts und lange Schlafsachen, da es abends kälter wird und Bikini! Sonnencreme, Moskitospray, Seife, Zahnbürste und Notfallmedikamente. Dann dürfen Handtuch, Taschenlampe und Kamera natürlich nicht fehlen. Perfekt, ich bin statklar.

 


4 Tage im Dschungel (11. November bis 14. November - Mittwoch bis Samstag)

Matthias und ich sind gespannt auf unsere Gruppe für die nächsten Tage, durchaus bewusst wie viel das ausmachen wird. An der Rezeption treffen wir auf Ed, Mark und Sam aus England. Schon mal drei weitere sportliche Jungs zwischen 24 und 27. Am Truck, der uns abholt, begrüße ich Gael und Aurel aus der französisch sprachichen Schweiz, 28 und 34. Matthias ist mit jungen 20 Jahren unser Baby :) Lustige Gruppe, aber auch schon auf den ersten Blick mega sportlich!!! Ich hatte mir eine junge, coole und  lustige Truppe gewünscht, aber so hatte ich das dann doch nicht gemeint ;) Aber zum Glück bekomm ich dann doch noch etwas weibliche Unterstützung durch Nadja, 31 Jahre und auch aus Deutschland. 

Wir bleiben zu acht, eine sehr gute Gruppengröße für eine Wanderung. 2,5 Stunden geht es mit dem Truck ins Inland, in die Sierra Nevada de Santa Marta, davon 1 Stunde durch den Dschungel. Ungepflasterte Straßen, bergige Landschaft und ein verrückter Fahrer machen diese Fahrt bereits zu einem Erlebnis. 

 
Nach einem netten Mittagessen geht dann die Wanderung los. Da wir jetzt noch alle frisch und einigermaßen trocken sind, muss das erste Gruppenfoto her :-)

 
Der Nachmittag entpuppt sich bereits als das anstrengendste was ich je gemacht hab. Es geht steil bergauf, steil berab und wieder bergauf, der Weg kennt kein Erbamen. Genauso wenig das Wetter, es ist heiß und feucht! Nach einer halben Stunde sind wir alle klitschnass. Auch wenn ich von allen gehört habe, dass es anstrengend wird, so hab ich doch nicht daran denken wollen :-) Die Landschaft belohnt uns jedoch mit sagenhaften Ausblicken auf den Dschungel. Das Gefühl für die nächsten 4 Tage so weit abseits der Zivilisation zu sein und etwas zu erkunden, was nur zu Fuß zu erkunden ist, gibt mir das Gefühl etwas ganz besonderes zu erleben. 

      

  

Nach den ersten 3 Stunden Wanderung sind meine 2L Wasser  schon ausgetrunken. Umso besser schmeckt die Wassermelone, die wir hier an einem herrlichen Aussichtspunkt genießen dürfen! Ich kann Euch sagen, so gut hat Wassermelone noch nie geschmeckt!!!

Gegen 17 Uhr erreichen wir unser Camp 1. Unser Guide Jhoan erklärt uns den Weg zum "Pool". Wir können es alle gar nicht erwarten ins Wasser zu springen. Dass das "springen" am Ende so wörtlich zu nehmen ist, hatte ich ja nicht geahnt. Die Klippe ist ca 6 bis 7 Meter hoch. Einer nach dem Anderen springt ins erfrischende Nass des Flusses. Die Jungs springen da runter, als wäre das selbstverständlich. Ich stehe am Ende des Vorsprungs und gucke nach unten. Ich höre die Anfeuerungsrufe der Jungs unten, sie zählen einen Countdown für mich. Irgenwie wollen meine Beine sich aber nicht vorwärts bewegen. Der Gesang von unten "jump, jump, jump,..." hilft da auch nicht. Ich lasse Matthias vor, der hat Höhenangst und guckt daher gar nicht erst runter, 2 schnelle Schritte und er springt einfach.. verdammt, ich will auch mutig sein! Ich bin noch nie aus so einer Höhe gesprungen, glaub das höchste war mal ein 3Meter Turm im Freibad :) Und dann springe ich! Kann es selbst kaum glauben und es fühlt sich toll an. Zumindest bis ich ins Wasser eintauche. Durch den Druck beim Eintauchen bekomme ich ziemlich viel Wasser in die Ohren. Ich schwimme zu den Jungs am Flussufer und höre kaum etwas von den Gratulationen zu meinem mutigen Sprung.. Kurz darauf klettert Nadja die Leiter runter, die hatte ich gar nicht gesehen ;)  Aber man muss ja auch mal über den eigenen Schatten springen und etwas ausprobieren, wovor man Angst hat. Auf Galapagos in einer kleinen alten Propellamaschine zu fliegen und hier von einer Klippe zu springen sind sicherlich diejenigen Erfahrungen, von denen ich nie gedacht hätte, dass ich das je machen würde. Dinge, die ich mein Leben lang nicht vergessen werde!

Nach dem Abendessen im Camp erzählt uns unser Guide Jhoan Geschichten über die Wanderung, das Gebiet, die Traditionen der indigenen Völker und die hier beheimateten Tiere. Da er nur spanisch spricht übersetzt Gael alles ins englische für den Rest von uns. Ich kann aber kaum zuhören, ich bekomme wahnsinnige Ohrenschmerzen. Nach einer halben Stunde kann ich das nicht mehr ignorieren und frage nach Desinfektionsmittel für meine Ohren. Das hilft leider nicht wirklich, dafür ist es offensichtlich schon zu spät. Ich erinnere mich zu gut an meine Ohrinfektion in Australien, das war so schmerzhaft dass ich zum Arzt musste und Antibiotika brauchte. So langsam bekommen die Jungs ein schlechtes Gewissen, dass sie mich so angefeuert haben zu spingen. Ich sage ihnen, dass das Blödsinn ist, war schließlich meine Entscheidung und dass ich so heftig darauf reagiere konnte ja keiner ahnen. Unser Guide sagt, er holt Medizin und verschwindet in den Dschungel. 

Ein Blatt aus dem Regenwald auf einem Löffel über einer Kerze. Das ist hier die Naturmedizin und ich muss Vertrauen haben. Das heiß gewordene Blatt wird über meinem Ohr ausgedrückt und heißer Saft läuft ins Ohrinnere; es tut irre weh. Jhoan sagt, dass er das in einer halben Stunde wiederholt und ich dann schlafen gehen soll. Ich nehme zusätzlich eine Schmerztablette und lege mich auf meine Matraze, umrundet von einem Moskitonetz. Die Schmerzen sind der einer Ohrinfektion verdammt ähnlich und ich habe starke Befürchtungen, dass ich morgen nach Santa Marta zurückkehren muss. 

    

Erleichterung am Morgen, meine Ohren fühlen sich zwar an, als hätte ich eine dicke Erkältung und ich höre nur dumpf, aber die Schmerzen sind verschwunden, das ist das wichtigste. Ich bin Jhoan unglaublich dankbar für die tolle Naturmedizin.

Wir bekommen das beste Frühstück meiner bisherigen Reise, einen großen Obstsalat, soooo gut :-) Eigentlich sollten wir gegen 6 Uhr aufbrechen, aber alle sind noch sehr entspannt und final gehen wir dann 6:45 Uhr los. Später finden wir auch raus, warum Jhoan uns so spät loslaufen lässt. Wir sind einfach so schnell unterwegs. Wir waren gestern die ersten Gruppe im Camp (insgesamt sind 4 Gruppen auf dem Trek unterwegs) und im Laufe des Vormittags überholen wir bereits alle anderen Wanderer,  obwohl wir später aufgebrochen sind. Die Wege sind abwechsungsreich und anstrengend. Wir überqueren häufig kleine Flüsse und springen von Stein zu Stein auf die andere Seite, bei größeren Flüssen müssen wir Schuhe ausziehen und teilweise durch bis zu Oberschenkeltiefes Wasser mit recht straker Strömung waten. Mittlerweile haben sich kleinere Gruppen gebildet. Ed, Sam, Gael und Aurel rennen vorneweg, danach kommen Mark, Matthias und ich und hinterher meist Nadja mit unserem Guide. Da Nadja fließend spanisch spricht und internationale Migration studiert hat und daher auch großes Interesse an den politischen Bewegungen in Kolumbien und den indigenen Völkern hat und sich gerne mit unserem Guide unterhält, haben wir kein zu schlechtes Gewissen, dass sie meist hinter uns zurückfällt. Das heiß nicht, dass sie unsportlich oder langsam unterwegs war, nur im Vergleich zu den Jungs langsam, wir waren immer noch schneller als alle anderen. Klingt jetzt bestimmt ein bisschen, als wäre unsere Wanderung ein einziger Wettstreit gewesen, wer schneller unterwegs ist und wir nur durch den Dschungel gerannt sind ohne die Landschaft zu genießen. Dem war natürlich nicht so. Bei schönen Aussichtspunkten haben wir uns immer wieder zusammengefunden und haben Obstpausen gemacht und haben auch immer gegenseitig aufeinander gewartet. Die Wege, die manchmal auch 90 Minuten am Stück nur bergauf gingen, luden aber auch förmlich dazu ein, bergab ein bisschen zu rennen. Insbesondere Abschnitte, die wieder steil bergab fielen, waren häufig mit rennen deutlich schneller und weniger anstrengend zu meistern, als langsam und vorsichtig abzusteigen. Ich muss aber auch gestehen, dass ich aufgrund der Gruppenkonstellation schon den Ansporn hatte möglichst mit Matthias und Mark mitzuhalten und nicht mit Nadja hinterher zu laufen, insbesondere nachdem der Guide angefangen hat Nadjas Rucksack zu tragen und ich ein bisschen den unterschwelligen Hohn der Jungs darüber mitbekommen habe. Jhoan hat mich höflicherweise auch paar Mal gefragt, ob er meinen Rucksack nehmen soll, als es den ganzen Vormittag nur bergauf ging, aber dafür war ich dann doch zu stolz. Was ich mitgenommen habe, das muss ich auch selber tragen, daran führt für mich kein Weg dran vorbei! :-)

       

Glaub die anstrengensten Stunden des Tages ist die erste Stunde am Morgen und die erste Stunde nach dem Mittagessen. Die haben mich echt geschafft. Vorm Mittagessen haben wir wieder die Möglichkeit zu schwimmen. Leider ist die Strömung hier so unglaublich stark, dass ich fast flussabwärts getrieben worden wäre, hätte Mark mich nicht auf dem halben Weg Richtung Felsen und Wasserfall festgehalten und Richtung Felsen gezogen. Danach hab ich nur noch am Flussrand festgeklammert an einem Stein und einer Liane gebadet ;)

Unterwegs sehen wir immer wieder die hier lebenden indigenen Völker. Die Kiddies kommen zum Zaun ihres "Dorfes" und fragen nach Süßigkeiten. Jhoan erklärt uns die Sitten und Traditionen der Völker. So tragen die Jungs und Mädchen bis sie 13 sind die gleiche Kleidung. Mädchen werden an Ketten und die Jungs an einer Stofftasche erkannt. Beides wird hier von den Frauen selbst hergestellt. Der Anführer der Gemeinde entscheidet, wenn ein Mädchen 13 Jahre alt wird, wen sie heiratet. Die Hochzeit ist dann spätestens mit 15, danach bekommt das Mädchen im Durschnitt 12 Kinder. Die Gemeinde zu verlassen ist verboten. Nur so als kleiner Einblick in die Traditionen der hier lebenden Völker.

 
Tag 2 ist ein langer Wandertag und wir freuen uns alle aufs Bier am Abend, das wir angeblich in Camp 2 kaufen können :) Wieder einmal gehen wir alle schwimmen, abwechslungsweise mal ohne Sprung und Strömung ganz entspannt.
    

Nach dem Abendessen spielen wir noch Karten "cheater", ein sehr lustiges Spiel. Leider gibt es jedoch kein Bier; wir sind alle sehr sehr müde und überlegen, dass es ja auch langsam Zeit wird schlafen zu gehen. Wie  spät ist es? 9 Uhr. Wahnsinn, wie ko und müde man nach so einem Tag tatsächlich schon um diese Uhrzeit sein kann. Wir spielen noch ein bisschen weiter und schlafen dann final um 10 Uhr.

Heute morgen ist die Aufregung groß, denn unser Ziel, die Ruinen der verlorenen Stadt, sind schon in greifbarer Nähe. Jhoan erklärt uns, dass wir nicht vor 6 Uhr aufbrechen können, wir dürfen erst gehen wenn es hell ist, da der Aufstieg schwierig ist. Die Jungs wollen um jeden Preis  als erster bei den Ruinen sein um den besten Ausblick auf die Terrassen zu bekommen (ohne andere Touristen im Foto). Um Punkt 6 gehen wir los und die Jungs haben es wirklich eilig. Ich bin völlig fertig, so früh am morgen mit so einem Tempo berauf,... 

      

  

Nach den ersten 20 Minuten kommt der härteste Teil der ganzen Strecke: 1.200 Stufen!!! Dabei handelt es sich aber nicht um normale Stufen, sondern um Steinstufen, also Felsen und Steine und die ganze Zeit steil bergauf. Nach einer Stunde sind wir oben und genießen die Ausblicke auf diese alten Steinterrassen. Wenn man daran denkt, wie wahnsinnig alt alles ist, ist diese historische Städte noch umso beeindruckender. Erst um 1970 wurde die Ciudad Perdida überhaupt gefunden, der Dschungel hatte sich die Ruinen vollkommen zurückgeholt.
Auf der höchsten Plattform angekommen verbringen wir eine ganze Stunde mit herrlichstem Ausblick, ohne dass überhaupt eine andere Tourigruppe auftaucht. Wir hatten einen wahnsinnig tollen Ausblick! Als eine Stunde später die nächsten Touristen auf den unteren Terrassen erscheinen, zieht schon dichter Nebel auf. Wir bleiben für den heutigen Tag die einzige Gruppe, die einen Blick auf die Terassen werfen konnte, alle anderen sahen sie umhüllt vom Nebel.

    
  
Was für ein Glück, dass ich mit den richtigen Leuten unterwegs war! Wir sind alle wahnsinnig happy und feiern uns selber, dass wir so schnell oben waren :-)

Der Rückweg die Steinstufen hinunter ist dann schon etwas langsamer anzugehen, es ist rutschig und geht steil begab, macht aber auch irre viel Spaß. Tag 3 ist mein absoluter Lieblingstag. (Den anstrengenden Aufstieg am Morgen mal ausgeklammert). Erst der hammer Ausblick auf die Terrassen, dann Mittagessen, am Nachmittag ein Schwimmstop mit kleinem Wasserfall, den wir als Wasserrutsche benutzen, und dann ein Rückweg, der größtenteils bergab geht und mit ordentlich Geschwindigkeit das Gefühl gibt, der Dschungel rauscht an einem vorbei :)

     

Mittlerweile kennen wir uns alle schon ganz gut. Wenn man paar Tage zusammen im Dschungel unterwegs ist, wandern, schwimmen, draußen schlafen... dann schweißt einen das schon zusammen. Der Abend ist also ziemlich lustig, wir belohnen uns alle mit ein, zwei Bierchen (mehr ist bei der Erschöpfung und Hitze auch nicht drin) und spielen wieder Karten, dann falle ich wieder in Tiefschlaf. Meine Schlaftabletten habe ich diese Reise noch nicht gebraucht, ich bin immer so erledigt von den ganzen Eindrücken am Tag und genieße alles so sehr, dass ich, sobald ich mich hinlege, in einen tiefen erholsamen Schlaf falle.

  
Der letzte Tag der Wanderung bricht an, schon ein bisschen traurig. Aber ich freue mich auch schon auf eine Dusche und auf trockene Kleidung. Das habe ich wohl noch nicht erwähnt: Seit Tag 1 ist bis auf meine Schlafsachen alles nass! Am Abend von Tag 1 haben wir Badesachen, Shorts, Shirts und Handtücher zum trocknen draußen aufgehängt. Was ist passiert? Es ist eher feuchter und nasser geworden als trockener! Haben wir auch schon vorher gewusst, aber nicht wirklich glauben wollen.. Morgens um 5 Uhr nach dem Aufstehen, wenn man noch müde ist, draußen ist es noch dunkel und es ist noch etwas frisch, dann nasse Kleidung anzuziehen, ist wirklich nicht schön!!! Aber was solls, spätestens nach einer halben Stunde wandern ist einem eh heiß und man schwitzt, dass es keinen Unterschied mehr macht ;)

Der Rückweg geht recht zügig und wir genießen die letzten Momente mit schönen Aussichtspunkten. Heute begleitet und Benno, ein ziemlich niedlicher Hund, der treu an unserer Seite bleibt. Der wird am Ende des Tages einen langen Rückweg haben, sofern er überhaupt ein wirkliches Zuhause hat..

       

Gegen 14 Uhr kommen wir als erste Gruppe wieder beim Startpunkt an und essen hier wieder Mittag. Uns kommen neue Gruppen entgegen, noch frisch geduscht und mit den ersten Schweißperlen. Ich frage mich, was die wohl über uns denken, nassgeschwitzt, mit roten Köpfen und ziemlich dreckig ;) Wir wünschen Ihnen viel Spaß :)

   

Beim Mittagessen starre ich meinen Teller nur an, ich bin viel zu erschöpft und bekomme keinen Bissen runter. Die letzten 4 Tage waren sicherlich mit die anstrengendsten meines Lebens. Die Jungs sind ein Glück so hungrig, dass nichts übrig bleibt. Während des Mittagessens kommen so langsam die anderen Gruppen an und begrüßen uns. Wir haben unseren Ruf die letzten 4 Tage hart erarbeitet: wir sind die Truppe, die man durch den Dschungel rennen sieht. Nachdem sie unsere Fotos von den Terrassen sehen, sind sie dann aber ziemlich neidisch! Ich bin extrem froh über die letzten 4 Tage, wir waren die lustigste Truppe und haben das beste aus der Wanderung herausgeholt: keiner der anderen Gruppen hatte Zeit sowohl mittags als auch abends immer noch schwimmen zu gehen! Und die Schwimmstops waren wohl mit das Beste überhaupt...

Nach dem Mittag werden wir mit dem Jeep wieder abgeholt. Zurück an der Hauptstraße steigen Nadja, Gael und Aurel aus, um direkt mit dem Bus weiter nach Palomino zu fahren, ein winziger kleiner Ort mit einem langen schönen Strand, der circa 2 Stunden nördlich von Santa Marta liegt. Ich habe auch vor dahin zu fahren, habe allerdings meinen Rucksack im Hostel gelassen und muss erst mal dahin zurück.

Sam, Ed und Mark wollen kurz mit in unser Hostel und duschen, weil sie dann gleich mit dem Bus ca 5 Stunden weiterfahren nach Cartagena. Ich kann Euch sagen, das war echt mieses Timing. Wir alle wollten nichts als duschen, duschen, duschen!!! Zurück im Hostel ist dann jedoch Wasser abgestellt. Es werden irgendwelche Arbeiten an den Rohrleitungen durchgeführt oder so, uns wird gesagt es dauert noch 20  Minuten. Wir sitzen alle auf unseren Taschen, alle viel zu dreckig um direkt in den Pool zu springen, obwohl das so unheimlich verlockend aussieht..Eine Stunde später ist natürlich das Wasser immer noch abgestellt und die Jungs müssen zum Bus. Die anderen Reisenden im Bus werden sich freuen, nach 4 Tagen wandern und ungeduscht zusammen im Bus, herrlich ;) Matthias und ich bleiben als einzige eine weitere Nacht hier und warten noch eine ganze weitere Stunde ungeduldig auf die heiß ersehnte kalte Dusche. Seit meinem Schiff auf den Galapagosinseln gab es kein heißes Wasser mehr, aber das ist auch nicht so wirklich wichtig, jetzt würde ich eh kalt duschen!

Da der Wäscheservice hier 24 Stunden dauert und ich morgen früh abreisen will, kann ich nichts waschen, das muss warten. So langsam bekomme ich dann auch Hunger, Matthias und ich sitzen noch gemeinsam am Pool, genießen Abendessen und gucken Fotos, dann ist es Zeit fürs Bett, ich bin völlig ko. Ziemlich stolz auf mich und zufrieden mit den Erlebnissen und Eindrücken der letzten Tage falle ich ins Bett :)

09November
2015

Bye bye Ecuador, Hello Colombia!

8. November - Sonntag

Es ist 5:30 Uhr morgens, der erste Bus nach Mindo fährt um 6:30 und den will ich unbedingt nehmen, da der nächste erst 11 Uhr fährt und ich heute noch eine lange Fahrt vor mir habe und bei Tageslicht über die Grenze will. Ich packe und bin eigentlich rechtzeitig fertig. Aber eine Sache fehlt noch: ich muss Geld holen um zu zahlen und auszuchecken. Eigentlich kein Problen, denn die einzigen 2 Geldautomat der Stadt befinden sich nur den Hügel runter. Ich lasse meine Taschen an der Rezeption stehen und laufe zur Bank. Ich habe mittlerweile oft Geld abgehoben, aber das ist mir noch nie passiert: der Vorgang war schon abgeschlossen und das Textfeld sagt mir: Bitte entnehmen Sie das Geld und Ihre Karte. Leider passiert dann aber nix mehr, das System hat sich aufgehängt!!! Weder Geld noch Karte kommen raus. ich ziehe an der Karte, drücke Abbrechen und alle anderen verfügbaren Knöpfe... nix passiert. Jetzt werde ich langsam nervös, ich kann doch meine Karte nicht stecken lassen?  Ich verbringe bestimmt 15 Minuten am Geldautomaten und hebe zwischenzeitlich am zweiten Automaten mit meiner anderen Karte ab. Es ist jetzt 6:25 und ich muss noch auschecken und zum Bus, oh man, das ärgert mich so! Ich laufe auf und ab und drücken immer wieder auf Abbruch, dann kommt plötzlich ein Piepen und die Karte ist bewegbar. Erleicherung!!! Zwar kein Geld, aber immerhin meine Karte! Ich renne zur Rezeption, lege das Geld auf den Tresen und renne wieder bergab zum Bus. An der Straße steht noch der Bus, ich winke wild dass ich noch mitwill und springe rein! Puhhh, bin ich erleichtert. Es ist grade mal 6:31 und ich bin schon total durch den Wind. Wir fahren aus dem Tal zurück Richtung Hauptverkehrsstraße. Fahrkartenkontrolle, Ticket hab ich ja gestern schon gekauft. Der Typ quasselt was auf schnellem spanisch, ich verstehe nichts, nur so viel wird mir klar, ich bin im falschen Bus!!! Wie soll man auch auf die Idee kommen dass in desem kleinen Kaff um 6:30 noch ein anderer Bus abfährt?

Wir halten an der Kreuzung, hinter uns liegt das Tal Mindo, nach Westen fährt der Bus in Richtung Küste und ich will eigentlich nach Osten, zurück nach Quito. Mir wird wild gestikuliert, dass ich in die andere Richtung muss und mein Rucksack wird ausgeladen. Und nun? Ich stehe an der Straße, es ist 6:45 Uhr, ich bin ganz allein und ich frage mich nun, wann denn der nächste Bus wohl Richtung Quito vorbeifährt?? Welche Möglichkeiten habe ich? Zurück nach Mindo laufen?? Das sind bestimmt 5 Kilometer recht steil bergab, der nächste Bus fährt 11 Uhr ab, das wäre eine Option.. Aber das ist zu spät und ich will nicht 5 km ins Tal laufen.. Was wenn jemand anhält und mich mitnehmen will? Zu gefährlich? Außerdem kommt niemand, es ist Sonntag früh.. Herje, ich sitze auf meiner Tasche und starre Richtung Westen in der Hoffnung, dass irgendwann ein Bus kommt.. Und ich habe Glück, 20 Minuten Stille später kommt ein Bus, ein Glück halten hier Busse immer und überall und nicht wie in Deutschland nur an vorgeschriebenen Bushaltestellen. Der Fahrer schreit "Quito" und ich strahle übers ganze Gesicht :-)

Mein spanisch ist immer noch mies, aber ich mache verständlich dass ich zum Busterminal will um weiter nach Tulcan zur Grenze zu kommen. Ich werde also am großen Nordterminal in Quito abgesetzt. Aus der Ferne höre ich jemanden "Tulcan" schreien. Meist ein Zeichen, dass der Bus bald abfährt. Ich stehe am Ticketschalter an, der Bus fährt in 2 Minuten ab. Ich hole die vergeudete Zeit also schnell wieder auf, da ich gleich in den nächsten Bus springe. Die Fahrt dauert 5 Stunden und an Bord stelle ich fest, dass es keine Toilette gibt. Ich frage den Fahrer wann wir losfahren, er sagt in 3 Minuten. Ich wiederhole paar Mal das Wort "Banos" für Toilette und er gestikuliert, dass ich ruhig noch gehen kann. Meine Wertsachen habe ich dabei, aber mein großer Rucksack ist schon im Bus. Sowas mag ich ja gar nicht.. Ich renne los ins Gebäude um die Toilette zu suchen, Panik, dass der Bus in der Zwischenzeit ohne mich abfährt mitsamt meinem Gepäck ;)

Ich sitze wieder im Bus, ich frage sicherheitshalber nochmal nach dem Zielort und zeige auf Tulcan an der Kolumbianischen Grenze auf meiner Karte. Es ist die Endstation, ich kann mich also entspannen! Was für ein Vormittag. Die Fahrt geht weiter durch die Berge, auf kolumbscher Seite deutlich schlechetere Straßen im Vergleich zu Ecuador. Man wird ziemlich durchgeschüttelt, häufig sind Teile der Staße noch unaspahltiert.

Am Busterminal angekommen nehme ich ein Taxi zur Grenze. Es ist noch Mittagszeit und ich bin früh dran und muss auf Seite Ecuador nur eine halbe Stunde warten. Die Grenze ist ein Fluss, ich laufe also zu Fuß auf die andere Seite und hole mir auf kolumbianischer Seite meinen Einreisestempel. 

  
Das war ja einfach und schnell! Mit Taxi fahre ich weiter nach Ipiales, der ersten Stadt auf kolumbianischen Boden. in meinem Rieseführer wird die Stadt ein einziges Mal erwähnt: Die Grenze ist sicher und außerhalb der Stadt gibt es eine berühmte Kirche, die in einen Hang am Fluss gebaut wurde. Restaurants, Hostels oder sonst irgendwelche Tipps? Fehlanzeige.

Ich checke in einem ziemlich hässlichen alten Hotel ein. Man merkt sofort, dass hier selten Touristen über Nacht bleiben. Augrund der Flugzeiten hatte ich aber keine andere Wahl.. Ich nehme ein Taxi zur 20 Minuten entfernten Kirche und mache den Spaziergang den Hang hinunter um diese schöne Kirche vom anderen Flussufer aus zu sehen.

  
Ich habe heute noch nichts richtiges gegessen. Heute morgen Brot im Bus und im zweiten Bus hab ich Kartoffelchips gekauft. Das ist das gute hier bei den Bussen. Regelmäßig steigen Leute ein, die ihren Kram verkaufen wollen, man bekommt also immer mal was zu trinken oder einen Snack unterwegs. Hier sind ein paar Restaurants, aber überall sind die gegrillen Meerschweinchen zu sehen und ich habe keinen Appetit hier zu essen.

Ich habe aber vergessen, dass Sonntag ist und diese Stadt nicht an Touristen gewöhnt ist, zurück in der Innenstadt laufe ich den Marktplatz und die zwei Hauptverkehrsstraßen ab und es gibt absolut nichts!!! Ich finde einen kleinen Shop und kaufe nochmal Brötchen. Für heute Abend und für morgen früh, super! Was für ein kulinarischer Tag: Brot, Chips, Brot :-)

Mein Zimmer ist nicht schön und ich freue mich, als ich am nächsten Morgen auschecken kann.

9. November - Montag 

8:30 Uhr, ich nehme ein Taxi zum Busterminal und fahre weitere 2,5 Stunden nach Pasto. Ich frühstücke mein Brot im Bus, so langsam brauche ich mal wieder was anderes.. Landschaftlich ist es hier wirklich wunderschön, Berge und grüne Wiesen überall. Vom Busterminal brauche ich weitere 45 Minuten mit dem Taxi zum Flughafen.  Ich frage mich wo sie hier überhaupt ein Flughafen hinbauen konnten, so bergig wie es hier ist.. Ein Glück saß in meinem Taxi noch eine Columbianerin, die auch zum Fluhafen wollte, sodass wir das Taxi teilen konnten. Der Flughafen ist ein schlechter Witz, die Größe entsprach ungefähr dem Terminal auf Galapagos... Ich dachte das wäre schon einer der größeren Flughäfen hier.. Pünktlich geht es mit Avianca nach Bogota, wo ich eine Stunde Aufenthalt habe und dann weiterfliege bis an die Nordküste, nach Santa Marta. Mit dem Wetter habe ich heute wirklich Pech, beide Flüge sind turbulent. Ein Glück verstehe ich die Durchsagen des Piloten vor Abflug nicht. Ich sitze neben einem Pärchen aus England, die mit ihrem 1,5 Jahre aten Baby für 6 Monate durch Columbien reisn, die sind sooo süß, das lenkt mich ein bisschen von meiner Angst ab. 

  
Er erzählt mir dann später, dass der Pilot bereits vor Take off durchgesagt hat, dass wir Unwetter haben und der Start turbulent sein wird. Umso glücklicher bin ich, als ich in Santa Marta aussteige und mir kommt Wärme entgegen! Ich muss erst mal meine 2 Jacken ausziehen, endlich wieder 30 Grad.

Die Reise in den Norden Kolumbiens dauert wirklich, so viele Taxen, Busse und Flüge.. In Santa Marta angekommen fahre ich wieder 45 Minuten Taxi bis ich in meinem Hostel angekommen bin: Ich befinde mich in einer sehr coolen Hostelanlage mit Pool, Bar und Restaurant! Ich checke in meinem 6-Bett-Zimmer ein, springe unter die Dusche und bestelle mir an der Bar erst mal ein Bier. Ich bin angekommen, hello Colombia! Ich bestelle mir einen vegerarischen Burrito mit Salat und Pommes und ein zweites Bier! Endlich wieder was vernünftiges essen :-)

  
Morgen werde ich erst mal am Pool liegen und die Sonne genießen!!!

05November
2015

Über den Baumkronen

4. und 5. November - Mittwoch und Donnerstag

Zurück in Quito, es ist kaaaaaalt! Der Flughafen ist ja eine Stunde weit ausserhalb. Letztes Mal habe ich bei Ankunft das Taxi mit einem Pärchen geteilt. Dieses Mal ist es schwieriger. Ich warte bestimmt eine dreiviertelstunde, will keine 35 Dollar zahlen! Und Busse in die Stadt gibt es nicht, nur in den Norden und ich will in den Süden.. Das Warten hat sich dann aber gelohnt, eine Studentengruppe aus 14 Personen kommt an und sie haben (da es Flugverspätungen gab) einen kostenfreien Taxiservice. Bei 14 Personen, so denke ich mir, ist ja ein Taxi eh nicht voll. Ich frage lieb, ob ich mich nicht untermogeln kann, denn ich stehe nicht auf der Liste, die hier penibel abgehakt wird..  Ich falle ein Glück nicht auf, als ich rasch noch mit auf die Rückbank springe :-) Perfekt, umsonst in die Stadt :-)

In meinem ersten Hostel zurück in Quito bin ich direkt im Partyviertel. Für heute angenehm, da ich jede Menge Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten um mich herum habe und neben dem Hostel eine Laundry ist. Außer ausruhen und Orga schaffe ich nicht mehr viel. In meine Fließjacke eingekuschelt falle ich fröstelnd unter 2 Wolldecken in Tiefschlaf..

Das Internet ist mies und ich friere. Ich beschließe das Hostel für eine weitere Nacht in Quito zu wechseln. Ich brauche einen gemütlichen warmen Gemeinschaftsraum mit schnellem WIFI um meine Fotos zu sortieren und zu sichern und meinen Blog über Galapagos zu schreiben. Ich habe gefühlt 2000 Fotots dort gemacht..  Auf dem Rückweg vom Frühstück sehe ich das Reisebüro, das mir vom Hostel empfohlen wurde, um mich ein bisschen über die Einreise nach Kolumbien zu informieren. Ich bin dankbar über die tollen kostenfreien Tipps. Die Grenzstadt ist für die Ecuadorianer ein beliebtes günstiges Einkaufsgebiet und es gibt zahlreiche öffentlcihe Busse die in 5 Stunden zur Grenze fahren, der Grenzübergang ist sehr sicher und wenn ich erst mal auf der kolumbianischen Seite bin zahle ich für den Inlandsflug nur noch 1/3 von dem Preis, als wenn ich von Quito aus losfliege. Ich checke kurz online den Preis und das Reisebüro ist sogar etwas günstiger. Also lasse ich mal für mich buchen, auch mal abwechslungsweise angenehm! 

Ich liebe das neue Hostel, warum war ich nicht in meiner ersten Woche in Quito schon hier? Ok, es ist nicht so zentral, sondern in einem Viertel etwas außerhalb. Aber es ist sehr sicher hier und es gibt nette Restaurants, sogar ein vegetarisches.  Ich bin den ganzen Nachmittag beschäftigt. Ich habe noch 3 Tage Zeit bis zu meinem Flug und ich will noch nach Mindo fahren. Ich buche also 2 Nächte in Mindo, die Übernachtung in der Grezstadt auf der kolumbianischen Seite (da gibt es kein Hostel..) und die erste Nacht in Santa Marta, wenn ich mit dem Flieger abends im Norden Kolumbiens ankomme. Skypen, essen gehen und ein bisschen Blog schreiben und schon ist der Tag um. In Hostels kommt man auch zu nix, im Gemeinschaftsraum sitzen immer Leute aus aller Welt und meistens verquatscht man sich dann doch..

Ich wäre gern noch einen weiteren Tag hier geblieben und hätte mal NICHTS gemacht, aber darin bin ich irgendwie nicht so gut :-)
6. und 7. November - Freitag und Samstag

Heute ist die Verwirrung groß wo ich nun hin muss. Es gibt 2 große Busbahnhöfe und viele kleine. Ich will nach Mindo und jeder sagt was anderes. Schließlich muss ich dem Taxifahrer vertrauen, der mich nun an einem Miniterminal absetzt. Die versprochenen Busse, die ja jede halbe Stude fahren sollen, gibt es hier nicht, also muss ich hier 1,5 Stunden auf meinen Bus nach Mindo warten.. In der Zeit hab ich dann mal das gesamte Kapitel im Lonley Planet über Kolumbien gelesen :-)

2,5 Stunden kurvenintensive Fahrt durch die Anden später komme ich im Nebelwald in einem kleinen Dorf in einem sehr sehr grünen Tal an: Mindo! Ich liebe Ecuador für diese Vielfalt! Eben war ich noch in den Anden auf 3.000m und es war kalt und nun ist es hier feucht und grün und warm, tropisch eben! Luftline ist Quito nur 25km entfernt, unfassbar.

Mein Hostel ist, wie fast alle Gebäude hier, nur aus Holz und es gibt sehr einfache Betten mit Moskitonetz. Mir gefällt es hier auf Anhieb, ein bisschen als wäre die Zeit zurück gedreht worden. Alles ist sehr entpannt, die Leute sehr nett und alles geht langsam und gemächlich. Obwohl der Ort bei Backpackern sehr beliebt ist, ist hier vom Tourismus wenig zu spüren, alles sieht sehr ursprünglich aus. Da es erst früher Nachmittag ist und ich voller Tatendrang nach meinen 2 Tagen "ausruhen" in Quito, lasse ich mich vom Hostel zum Canopy bringen. Ich habe das noch nie gemacht und Mindo soll in Ecuador der beste Ort sein um es auszuprobieren :-)

Die Tour dauert 1,5 Stunden und beinhaltet 10 Lines. Wir sind nur zu dritt und daher haben wir viel Zeit und können die Tour sehr genießen. Die Natur ist super schön und die Geschwindigkeit der Lines genau richtig, schnell genug dass es richtig Spaß macht! Ich fliege über die Canyons, über die Baumkronen, aufregend und spaßig!!!

    

Das ging viel zu schnell um, ich muss das irgendwo nochmal machen auf meiner Reise. Zurück im Dorf sehe ich ein Schild mit den Worten "vegan Quinoa Burger" :-) Perfekt, ich frage ob ich hier aussteigen kann und gehe hier Mittag essen, yammiehh! Zum Nachtisch wird mir empfohlen die Schokoladenfabrik zu besuchen, denn am Ende der Tour soll es den besten Brownie der "Stadt" geben. Ich habe Glück und erwische die letzte Führung des Tages, leider alles auf spanisch. Kurz nachdem die Führung losgegangen ist kommt ein Typ aus Österreich dazu. Er macht hier in Mindo 1 Jahr Volunteerarbeit mit Kinderbetreuung und die haben ihn geholt um für mich zu übersetzten. Wie lieb ist das denn? Jetzt machen wir die Tour zu dritt: Ein Österreicher, eine Brasilianerin und ich. Es ist ein Deutsch, Englisch, Spanisch und Portugiesisch Mischmasch, irgendwie lustig ;) Die Fabrik ist winzig und es ist toll den Weg von der Frucht bis zum finalen Brownie mitzuverfolgen und die Schokolade in ihren verschiedenen Stadien zu probieren. 

Jetzt bekomme ich Insider-Tipps, denn der Österreicher ist schon seit einem halben Jahr hier. Ich soll auf jeden Fall in den Morgenstunden zu einer Vogelbeobachtung gehen. Die Brasilianerin sagt, dass sie einen Guide hat, der mit Fernglas und allem zu den besten Plätzen wandert und einem die Papagein zeigt. Ich kann was dazugeben und dafür mitkommen. Sehr schön! Abends ist dann in einer Bar Lifemusik, ein Ecuadorianer, ein Columbianer, einer aus Venezuala und einer aus den USA machen hier zusammen Musik, das war wirklich toll!!!

Um 5:30 werde ich abgeholt, draußen ist es noch dunkel und es regnet. Ich bereue kurzzeitig, dass ich für Vogelbeobachtung aus dem Bett und in den Regen muss. Wir fahren eine halbe Stunde in den Dschungel hinein und es nieselt nur noch leicht. Mindo ist weltweit einer der Orte mit den meisten Vogelspezies, ich konnte mir das gar nicht merken was wir alles gesehen haben, überall bunte Papagein, Kolibries und andere kunterbunte und tolle seltene Vögel. Es war durchaus sehr beeindruckend und hat insgesamt 4,5 Stunden in Anspruch genommen, das war sehr intensive Vogelbeobachtung. Ich musste oft an Dietmar denken, der hätte Mindo wahrscheinlich nie wieder verlassen und wäre mit Fernglas im Dschungel geblieben :-)

    

Zurück im Hostel checken grade 2 Mädels aus Holland ein und wir verabreden uns für 13 Uhr zum Mittag um dann einen Spazierganz zu der Schmetterlingsfarm und den Wasserfällen zu machen. Ich muss erst mal noch eine Stunde schlafen..

Den Nachmittag verbringen wir dann mit einem langen Spaziergang, da es aber immer wieder regnet ist die Schmetterlingsfarm zu und der Weg zum Wasserfall noch zu weit weg. Wir ändern die Pläne und gehen in ein tolles Cafe mit einem großen Garten, in dem wir bei einem Kaffee wieder trocknen und die Kolibries aus nächster Nähe sehen können. 

  
Wir hören von anderen, dass eine Nachtwanderungen im Dschungel angeboten wird, sodass man die nachtaktiven Tiere sehen kann. Wir melden uns also dafür an und gehen bis dahin noch Abendessen.

Nachts im Dschungel um Schlangen, Spinnen und andere Insekten zu sehen? Ich bekomme bestimmt Albträume :) Habe ja ein Glück ein Moskitonetz nachts! Die Wanderung ist klasse. Nachdem uns Gil erzählt, dass auf jedem Baum im Dschungel um die 300 verschiedene Spezies Insekten leben, höre ich auf bei der Wanderung irgendwas anzufassen ;) Wir sehen Riesenkakerlaken, Grasshüpfer, Frösche, Spinnen, Skorpione und vieles mehr. Am beeindrukendsten war es, als wir alle unsere Taschenlampen ausgemacht haben und im Dunkeln Holz gesehen haben, das (aufgrund der Bakterien oder so) komplett geleuchtet hat, unvorstellbar!

  
Gegen 10 Uhr abends sind wir wieder im Hostel und ich bin ziemlich erschöpft von so vielen Wanderungen und Tierbeobachtungen heute. Ich will morgen über die Grenze nach Kolumbien und so früh wie möglich los, also ab ins Bett!

03November
2015

Eintauchen in eine vergessene Welt - Teil 3

31. Oktober - Samstag

Ich bin so froh immer noch hier zu sein, eine spontane und sehr gute Entscheidung! Der Tag beginnt mit einem gemütlichen Frühstück am Hafen und einem Stadtbummel, um mir ein Shotglas zu kaufen :-) Dann buche ich mir die Fähre nach Isabella, ein Hostel dort für 2 Nächte und meinen Rückflug nach Quito für Mittwoch. Perfekt!

Am Nachmittag fahre ich mit einem Sammeltaxi ins Inselinnere von Santa Cruz. Hier befindet sich der zweitlängste Lavatunnel Südamerikas. Ich hatte keine Ahnung was mich erwartet. Das Wetter ist leider schlecht, es regnet, somit bin ich hier ganz allein. Ich zahle Eintritt, also fühle ich mich sicher, ist schließlich alles Nationalpark. Ich bekomme eine Lampe ausgehändigt und mache mich auf den Weg durch den Dschungel zum Tunneleingang. Ich fühle mich, also wäre ich allein auf der Welt. Am Eingang des Tunnels beschleunigt sich mein Puls ziemlich, ich werde die nächsten ca 45 Minuten durch den Tunnel laufen, es tropft durch die Decke und große Felsbrocken liegen auf dem dunklen Weg! Es ist unheimlich, aber auch abenteuerlich und ich laufe los...  

       

   
Nach insgesamt 1,5 Stunden inklusive Rückweg bin ich wieder am Eingang des Nationalparks angekommen und gebe die Lampe ab und spaziere zurück zum kleinen Örtchen um ein Sammeltaxi zurück zum Hafen zu bekommen.

Morgen geht es schon zeitig los, ich soll um 6:30 bei der Fähre sein, also geht es früh ins Bett. Ich freu mich auf mein nächstes Inselabenteuer Isabella :)
1. November - Sonntag

Die Fähre ist eigentlich ein Speedboat für 10 Leute, also nicht gerade das, was ich erwartet hatte.. Nix mit auf Deck liegen und sonnen... Ich weiß ja schon von meiner Darwin Yacht, dass das Wasser derzeit sehr rau ist, aber mit so einer heftigen Fähr-Überfahrt hatte ich nicht gerechnet. Nach den ersten 5 Minuten wusste ich, das werden keine gemütliche 2 Stunden, wieder Zeit für eine Reisetablette. Wenn ich Euch sage, dass sogar die Einheimischen über Bord hingen, könnt ihr es Euch vielleicht vorstellen.. Wir haben einstimmig beschlossen, dass das Boot nicht fährt, sondern über die Wellen fliegt. Ich saß ganz hinten und hatte Blick aufs Meer, nach 15 Minuten war ich klitschnass und hatte ziemlich Angst.. Die Fahrt schien nie enden zu wollen. Kurz nach 7 waren wir aufgebrochen und 9 Uhr, spätestens 9:30 sollten wir ankommen. 10 Uhr strich vorüber, 10:30 ebenfalls und immer noch kein Land in Sicht. Herje, kurzzeitig bereue ich meinen Flug verpasst zu haben.. Um 11 Uhr stirbt dann einer der zwei Motoren, ich hab auch immer Glück.. Erst Probleme mit dem Flieger, jetzt das Boot. Vielleicht ist das aber auch normal für Südamerika. Um 11:30 kommen wir dann auch mal an, jeder heilfroh wieder Land unter den Füßen zu haben. Das mir die Überfahrt so gar nicht gefallen hat seht ihr schon allein daran, dass es keinerlei Fotos davon gibt ;)

Im Hostel eingecheckt esse ich kurz was und falle dann aufs Bett und schlafe erst mal 2 Stunden. Eigentlich wollte ich mir heute Nachmittag ein Fahrrad ausleihen, aber da Sonntag ist und schon Nachmittag, ist alles zu. Ich bin jetzt auch viel später dran als eigentlich gedacht. Planänderung, ich mache einen langen Spaziergang durch die Wetlands um Flamingos und Schildkröten zu sehen.

       

 Im Hostel buche ich mir noch einen  Schnorchelausflug für morgen um Lava-Höhlen im Meer zu sehen und mit Pinguinen schwimmen zu können :) Ansonsten ist hier nicht sehr viel los, den Ort kann ich in 30 Minuten ablaufen und es ist Sonntag, Zeit zum Ausruhen!

2. November - Montag

Südamerika, da kann man sich auf nichts verlassen. Mein pick-up um 7 Uhr kommt nicht und ich werde nervös, hab schließlich nicht mehr viel Zeit auf Galapagos und will unbedingt diesen berühmten Schnorchelspot sehen, wenn ich schon herkomme..Mir wird dann berichtet, dass das Boot schon voll ist und ich morgen gehen kann. Morgen will ich aber schon auf den Vulkan. Verwirrung ist groß, hab doch gestern Abend erst nach freien Plätzen fürs schnorcheln gefragt?? Schließlich wird mir berichtet ich kann um 11 Uhr mit. Also nachmittags keine zeit mehr für meine Radtour, dann muss ich wohl jetzt ein Mountainbike ausleihen. Gegen 8 Uhr radeln ich also los, meist ziemlich versandet entlang des Strandes und später bergauf ins Inland, wo ich das Glück habe Leguane und Schildkröten entlang meines Weges zu entdecken.

    

   

Eigentlich rechtzeitig mache ich mich auf den Rückweg, bergab macht es dann auch gleich viel mehr Spaß. Zu viel Spaß anscheinend, denn ich hab einen Platten, mitten in der Walachei und ich bin ganz allein. Bisschen nervös macht mich eigentlich nur die Zeit, muss ja um 11 Uhr zurück sein. Punkt 11 Uhr bin ich zurück, Fahrrad abgegeben und Badesachen gepackt :) durchatmen, geschafft. Wann werde ich abgeholt? Um 12! 

Und es geht wieder aufs Boot, dieses Mal noch kleiner, wir sind nur zu acht! Das Meer ist fast noch verrückter als gestern, vlt merke ich es auf dieser kleinen Nussschale auch nur noch mehr. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass wir erst noch eine Stunde zu den Lawatunneln bauchen, oh je.. Julien aus Paris und ich unterhalten uns über die Fähre gestern und was wir uns nur heute freiwillig nochmal zumuten. Irgendwie kommt dabei die Idee auf, dass man ja auch von Isabella nach Baltra fliegen kann. Wir fragen die Crew an Bord: jeden Tag um 8:30 Uhr geht ein kleiner Propellaflieger für 8 Passagiere! Kosten liegen für Locals bei 90 USD, für Touristen teurer.  Ohje, da ist sicherlich teuer. Da wir aber beide am Mittwoch um 12 Uhr von Baltra aufs Festland zurück fliegen würde sich der Flug sehr anbieten.. Mal sehen, die Idee schwirrt mir im Kopf herum. Was ist nun schlimmer? Bei stürmischem Wetter 4 Stunden auf einer Minifähre oder in einer kleinen Propella-Maschine??

Das stürmische Wetter hin oder her, das war ein grandioser Schnorchelausflug!!! Die Lawatunnel bieten allen Tieren strömungsarme Höhlen im Meer, sodass hier zahlreiche Tiere zu sehen sind: Fische, Haie, Schildkröten, Seelöwen,  Rachen, Pinguine. Wer eine Languste fängt, der darf sie fürs Abendessen mitnehmen ;-) Alle Tiere sind so unglaublich nah. Eine Schildkröte hat mich mit ihrer riesigen Flosse getreift, die Haie sind um uns herum geschwommen, nur eine Armläge entfernt, Pinguine sind neben mir im Wassser geschwommen und haben sich auf Felsen im Meer gesonnt! Riesige Adlerrochen sind vor meinen Augen nur wenige Zentimeter entfernt davon geschwommen.. Die Stunden im Wasser ist alles um uns herum vergessen!

      

    
  
Die Rückfahrt belohnt uns dann noch mit einem herrlichen Sonnenuntergang. Die Kamera musste aber im Kabuff bleiben, denn das Meer peitsch um uns herum. Julien verletzt sich bei der Rückfahrt bei einer heftigen Welle am Fuß. Man sollte halt besser nicht aufstehen! Wir verabreden uns in großer Runde noch zum Abendessen, nicht das das nötig gewesen wäre (man trifft sich im kleinen Dorf ja eh :-) Juliens Fuß ist mittlerweilse stark angeschwollen und er kann kaum mehr laufen. Super, so am Ende der Welt. Der 5 Stündige Vulkanausflug morgen fällt dann wohl aus. Da das Büro der kleinen Fluggesellschaft mit den Inter-Island-Flügen schon zu hat und Julien jetzt keinen Ausflug mehr macht, beschließen wir folgendes: Wenn es Mittwoch früh noch Plätze gibt und es nicht allzu teuer ist, dann soll Julien für mich mit buchen. Wenn nicht, dann sehen wir uns 15 Uhr an der Fähre. Mein Vulkanausflug sollte gegen 14:30 spätestens zuende sein. Ich bin irgendwie froh, dass ich die Entscheidung Flug oder Fähre jetzt nicht selbst treffen muss ;)

 


3. November - Dienstag

Ich freue mich, dass ich pünktlich um 7 Uhr zu meiner Wanderung abgeholt werde. Wir sind eine super Gruppe, alle sind gut zu Fuß und wir haben gutes Wetter. Der Vulkan ist 2005 das letzte Mal ausgebrochen, es ist der zweitgrößte Vulkankrater weltweit; die Dimensionen sind unvorstellbar und auf einem Foto kaum darzustellen..

    

Insgesamt sind wir auf 2 Vulkane raufgewandert, der erst war beeindruckend durch die endlose Größe und der zweite durch tolle Lawaformationen und die tolle Landschaft und Ausblick..

    

Wir hatten super Bedingungen für die Wanderung und waren eine schnelle Gruppe, sodass wir bereits um 13:45 zurück sind. Ich habe noch Zeit bis zur Fähre und setzte mich im Restaurant, in dem ich meinen Rucksack gelassen habe, hin um meine Nachrichten zu checken. Ich habe eine: "Tina, insurance pays a private jet, 2:15 today. You want to join?" Ich starre die Nachricht an, damit habe ich jetzt absolut nicht gerechnet. Ich hattte mich gedanklich schon mit der Fähre abgefunden. Als nächstes starre ich auf die Uhr: 13:55! Ich weiß ja nicht mal wo der Flughafen ist? Ich versuche den netten Leuten im Restaurant klar zu machen, dass ich jetzt nicht mehr zur Fähre will, sondern zum Flughafen! Die gucken ich ganz ungläubig an, habe ich doh vor 5 Minuten gefragt, ob mich jemand zum Hafen mitnehmen kann! Ich komme nicht weiter, das ist ein Mini-Ort, Taxis fahren hier keine die Stasse entlang. Mich fährt jemand für 2 Dollar, perfekt. Ich bin nervös, wenn ich zum Flughafen fahre verpasse ich auf jeden Fall die Fähre. Was solls, muss ja auch mal spontan sein :-) Wird schon irgendwie klappen! 

Die Eile war dann auch unnötig, erst gegen 15 Uhr geht es dann los. Mit Flugangst in so eine kleine Maschine zu steigen bedeutet schon einiges. Dass Julien auch Angst hat macht es nicht besser! Unser Pilot ist dann auch noch sehr jung, glaube sogar noch Flugschüler, denn der Capitain sitzt daneben und gibt Anweisungen.. Das hilft nicht gerade.. 

Der Flug kostet ganze 1.600 USD, nette Versicherung. Wer weiß was der Arzt wohl aufgeschrieben hat.. Vlt sowas wie Fuß muss ruhig gehalten werden und Fähre wird nicht empfohlen.. Egal, ich zahle ja nichts :-) Privatflug ergattert, man muss nur die richtigen Leute zur richtigen Zeit treffen und über das passende Thema sprechen :-)

      

  
Flug überlebt :-) Ich bin dankbar für die tolle Erfahrung, bin stolz auf mich, dass ich mich getraut habe und dazu hatte ich auch noch einen Blick auf Galapagos von oben, was sicher nur die allerwenigsten je zu Gesicht bekommen. 

Für Julien geht es direkt weiter zurück nach Paris. Die Versicherung hat den Flug vorverlegt und in die Businessclass verlegt... Ich notiere mir gedanklich dass ich wohl auch so ne American Express Kreditkarte brauche ;-)

Ich verbringe also noch einen letzten Abend auf Santa Cruz und checke in meinem Hotel ein. Geduscht und schon Abendessen am Hafen genossen, laufen mir Leute entgegen, die von der Fähre kommen. Ich bin ein bisschen schadenfroh, denn ich hatte nur 25 Minute Flug und konnte noch den ganzen Nachmittag genießen. Die Leute haben 4,5 Stunden mit der Fähre gebraucht, zum Ende hin ist Sprit ausgegangen und sie sind nur noch mit einem Motor gefahren.. Alle sind noch nass, völlig fertig und ziemlich genervt...

Dass ich noch solche Abenteuer auf Galapagios erleben durfte.. Länger zu bleiben hat sich definitiv gelohnt! Mit Avianca geht es Mittwoch früh auf direktem Weg zurück nach Quito, zurück in die kalten Anden..