Berichte von 12/2015

31Dezember
2015

Schwimmen mit Kaimanen und Piranhas

29. Dezember - Dienstag

Mit dem Auto werden wir abgeholt und fahren Richtung Dschungel, auf ins Pantanal! Das Pantanal ist eines der größten Binnenland-Feuchtgebiete der Erde (230.000 Quadratkilometer), eines der artenreichsten Feuchtbiotope und wenig erschlossen und daher auch kaum bewohnt.

Irgendwann geht es mit normalem Auto nicht mehr weiter und wir werden auf einem Parkplatz mitten in der Walachei an der Landstraße abgesetzt. Das Wetter ist schwül und es liegt bereits ein Gewitter in der Luft. Wir müssen ewig warten, dann aber kommt endlich unser Truck: Jungle Lodge, das ist für die nächsten 3 Tage unsere Heimat! Die Fahrt hinten auf dem Truck ist holperig und staubig, aber wir genießen die kleine Safari sehr, bekommen wir doch schon die ersten einheimischen Tiere zu Gesicht.

     

Unsere Lodge:

  
Kaum eingecheckt heißt es schon, auf zum Kanufahren. Stefan und ich sitzen zum ersten Mal gemeinsam im Kanu und die Angst in die braune Brühe des Flusses zu fallen ist erstmal groß ;) Wer hätte auch zu diesem Zeitpunkt ahnen können, dass wir noch freiwillig darin schwimmen werden? Die Kanufahrt ist dann nach anfänglichen Schwierigkeiten eine idyllische Angelegenheit und wir können in der Stille die ganzen Geräusche des Dschungels aufsaugen und die Affen beobachten, wie sich sich von Baum zu Baum schwingen..

  

Zurück in der Lodge haben wir wieder kaum Zeit zum durchschnaufen, denn es geht zur Sonnenuntergangstour schon wieder los, dieses Mal aber ganz entspannt im Boot. Der Abendhimmel erleuchtet in tausend Farben und wir genießen die Fahrt. Sobald es ganz dunkel geworden ist, leuchtet unser Guide den Flussrand nach Kaimanan ab. Kaimanen gehören zur Gattung der Alligatoren und werden um die 1,5 Meter lang; sie kommen ausschießlich in Südamerika vor und gelten als nicht aggressiv, also einigermaßen ungefährlich für den Menschen. Nachts lassen sie sich durch die orangefarben strahlenden Augen leicht entdecken. Wir sehen ein paar aufleuchtende Augen, aber unser Guide will uns noch mehr zeigen, so wird aus der Fahrt eine ewig lange Tour. Wir sind müde, hungrig und frösteln leicht im Fahrtwind.

  

Endlich zurück in der Lodge schmeißen wir uns aufs Buffet, das tut gut! Und danach fallen wir alle tot müde ins Bett.

30. Dezember - Mittwoch

Nach dem Frühstück geht es weiter im Programm, auf einer Bootsfahrt haben wir die Möglichkeit noch mehr von Flora und Fauna zu entdecken. Überall ist der Vogel Jabiru zu entdecken, ein Riesenstorch und das Symbol des Pantanal. Und schließlich haben wir auch Glück und eins der 35 Millionen Kaimane, die hier im Pantanal zuhause sind, zeigt sich am Flussufer aus nächster Nähe! Dazu kommen zahlreiche bunte Vögel, wunderschöne Hyazinth Aras, Riesenotter, Wasserschweine und Sumpfhirsche und und und.. Nur Jaguar, Puma und andere Raubtiere bleiben uns verborgen.
     

 
Stefan und ich springen in einem dünnen Seitenarm des Flusses zuerst ins Wasser, es ist ein heißer Tag und die Erfrischung tut gut. Da wir uns aber über die Gegenwart der Kaimanen bewusst sind und hier im Gewässer Tausende, sicher Millionen an Piranhas leben, bleibt es vorerst ein kurzes Vergnügen.

Nach dem Mittagessen heißt es jetzt: auf zum Floating! Was das genau heißt? Wir werden mit dem Boot flussaufwärts gebracht und lassen uns dann auf "Pool-Nudeln", also Schaumstoffstangen, flussabwärts treiben. Wir denken alle, das ist ein schlechter Witz! Ist das nicht gefährlich? Piranhas könnten uns einen Zeh abbeißen, ein Kaimane sogar den ganzen Fuß! Aber wir wollen ja keine #Schisser sein, also ab ins Wasser. Stefan macht als erster einen Salto vom Boot und wir folgen vorsichtig. Es ist witzig und wir erschrecken uns gegenseitig. Aus der Ferne zieht das Gewitter näher und es fängt an wie aus Kübeln zu gießen! Da wir eine Fotografin mit Profikamera im Boot hatten, muss unser Guide zurück zur Lodge fahren und lässt uns im prasselnden Regen, umringt von Piranhas und Kaimanen zurück. Ein Fischerboot kreuzt unseren Weg, die Männer schütteln den Kopf #wasfürdummetouris  Der Regen peitscht uns ins Gesicht und wir sehen kaum noch etwas, Wellen schwappen in die Gesichter und wir fühlen uns etwas hilflos und, so als würden wir gerade was total Beklopptes tun! Aber gleichzeitig ist es auch total witzig! Wir haben es fast bis zur Lodge zurück geschafft, lassen uns aber kurz vorher vom Boot wieder einsammeln, solange wir noch alle unsere Zehen haben ;)

 
Der Regen hört auch später kaum auf, aber Marita, Moritz und Stefan nutzen noch die Chance Piranhas zu angeln! Nach nur ein paar Sekunden der Angel im Wasser, beißen die Piranhas schon an, da müssen ja unglaublich viele drin sein! Hätten wir zuerst geangelt, hätte sicher keiner von uns mehr einen Zeh ins Wasser gehalten! Wir genießen den Rest des Nachmittags auf der Terrasse und verbringen den Aend mit Caipirinhas und "Stadt-Land-Fluss". Ein Glück sind wir so angeheitert, dass es beim Spielen keinen Streit gibt ;)

Silvester - 31. Dezember - Donnerstag

Nachdem wir mit dem Truck eine Safari gemacht haben, Kanu gefahren sind, eine Bootsfahrt hinter uns haben und gefloatet sind, bleibt noch die Erkundung des Pantanal zu Fuß. Wir machen eine 1,5 stündige Wanderung uns sehen noch viele weitere Tiere!

        

Es ist Silvester und wir haben heute Abend noch vor ins neue Jahr hinein zu feiern, allerdings nicht hier in unserer Jungle Lodge, sondern in Bonito! Nach der Wanderung geht es also zurück zur Lodge Mittag essen und dann mit Privattransfer ins 4 Stunden entfernte Bonito!

Hier angekommen lassen wir uns erst mal in eine Reiseagentur bringen und planen die nächsten drei Tage, denn um Bonito gibt es viel zu sehen! Bonito ist der Ausgangspunkt für den Nationalpark Serra da Bodoquena. Durch den sehr hohgen Kalkgehalt der Gewässer wird das Wasser in den Flüssen Bonitos stark gefiltert, daher gelten die Flüsse Bonitos zu den klarsten der Erde. Eine große Artenvielfalt an Fischen und Pflanzen hat sich dem hohen Kalkgehalt des Wassers angepasst, sodass es in den Flüssen nur so an Leben wimmelt und es viel im glasklaren Wasser zu bestaunen gibt. Der Ökotourismus hier ist groß, daher ist die Anzahl an Touristen begrenzt worden und wir haben Glück noch für die nächsten Tage so tolle Touren buchen zu können!

Da wir über Silvester hier sind, haben die Preise ordentlich angezogen und wir können, bzw wollen uns keine superteure Unterkunft leisten. Marita hat uns eine Gastfamilie organisiert: während wir im Haus wohnen, ist die Familie in den Schuppen gezogen. Für die Familie ist das ein guter Verdienst für drei Tage und so beziehen wir unser Quartier! Jetzt schnell fertig machen und ab in die Stadt. Wir sind schon hungrig und suchen eine gute Location um den letzten Tag des Jahres ausklingen zu lassen.

  

Nach ungefähr drei Runden durch die Stadt und einigem Hin-und Her finden wir schließlich ein nettes Restaurant mit Sitzplätzen draußen und Livemusik. Marita und Moritz buchen das "all you can eat and drink" und verköstigen sich am liebevoll dekorierten Buffet und trinken so viele Caipirinhas wie sie können ;)

Und so lassen wir ein tolles Jahr zuende gehen und begrüßen mit einem tollen Feuerwerk und einem leckeren Maracuja-Caipi das neue Jahr 2016!

   

28Dezember
2015

Campo Grande – Shoppen oder nicht shoppen, das ist hier die Frage.

Danke an Marita :-)

28. Dezember - Montag

Wie die Profis meistern wir den Weg zum großen Flughafen außerhalb der Stadt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Alles klappt perfekt, und wir haben einige Zeit zu killen, weil Marita schon wieder Druck gemacht hat, damit wir früh am Flughafen sind (hier ein Hinweis auf Dietmars Erziehung). Und wer zuerst eincheckt, bekommt auch als letztes sein Gepäck wieder raus. Wir müssen wieder warten. Aber so hat halt jeder seine Eigenheiten. Moritz und Martina sind zum Beispiel etwas „nervös“ was den Start und die Landung betrifft #alsschisserumdiewelt

    

In Campo Grande sanft und pünktlich gelandet erwartet uns Luis von Pantanal Discovery. Irgendwie hat er nicht mit 4 Personen gerechnet und mit so großen Rucksäcken. Wir quetschen uns ins Auto und halten die Luft an, bis Luis uns am falschen Hostel wieder raus lässt… alle wieder reinquetschen und weiter. Beim Oka Hostel, ein Mitglied des Internationalen Jugendherberg Verbunds, checken wir ein, und beginnen sogleich mit der Tagesaufgabe: Waschen! Ein Backpacker hat immerhin nur begrenzte Klamotten bei sich und zufällig sind heute alle Klamotten von uns vieren dreckig. Ein Glück ist in dem Hostel fast nichts los und wir belegen alle Waschplätze, die Maschine und die gesamten 4 Wäscheleinen. Als das Tageswerk geschafft ist, geht es ab in den schönen Pool!! Moritz und Stefan toben sich aus und zeigen uns die schönsten Arschbomben, oder auch „Bomba de Popo“ :-)

Bald macht sich der Hunger bemerkbar und wir laufen ins nahe gelegene Shopping Center. „Endlich Shoppen“ denken die Mädels. „Erstmal Essen“ denken die Jungs. In der Mall vergisst man, in welchem Land wir eigentlich sind. Es hätte vom Aufbau her auch die USA sein können, obwohl es auch viele brasilianische Marken gibt. Im Food Court holen wir uns eine gefüllte Riesenkartoffel. Die Füllung ist Kartoffelbrei, bestreut mit Kartoffelchips. Also eine Triple-Kartoffel, mit Käse. Kein Wunder, dass die Jungs danach keine Energie mehr auf Shopping haben; und knappe Bikinis anprobieren mit vollgefuttertem Bauch nur zu Komplexen führen kann. Die Geduld ist knapp, die Gemüter kochen hoch. Im Supermarkt trennen sich fast unsere Wege, da wir uns nicht einigen können, wie viele Flaschen Wasser wir in den Dschungel mitnehmen sollen... Müde schleppen wir dann einige Flaschen und Shoppingtüten zurück und fallen in unserem 4-Bett Zimmer auf die Matratzen. 

Morgen geht’s ins Dschungelcamp!

27Dezember
2015

Sao Paulo - It's safe, but not too much!

Ein herzlichen Dank an Marita für den Gastbeitrag, sonst hätte ich meinen Blog wohl nicht mehr geschafft :-)

26. Dezember - Samstag

Heute früh müssen wir unser schönes Domizil 'Pousada dos Hisbiscos' leider verlassen. Nachdem Martina und ich gestern ohne die geringsten Portugiesisch Kenntnisse erfolgreich die Tickets für den Bus gekauft haben (wo waren denn die Jungs, ach ja, müde im Bettchen) starten wir mit der Fähre heute nach dem Frühstück zurück ans Festland und von dort zum Busbahnhof. Alles klappt ohne Probleme und äußerst komfortabel und klimatisiert fahren wir landeinwärts. Nach all den wunderschönen Tagen am Meer fällt es uns schwer sich von der Küste zu verabschieden. Je näher wir ins Inland kommen, desto dunkler wird der Himmel. Am Nachmittag kommen wir bei einer komisch schwülen Luft in Sao Paulo an und meistern uns den Weg vom riesigen Bus Terminal mit den öffentlichen Verkehrsmitteln direkt bis vor's Hostel. Inzwischen bin ich richtig stolz auf uns, wie wir das als Reiseteam immer alles so gut hinbekommen. Es ist immerhin noch niemand verloren gegangen. 

Schon aus dem Busfenster hat man die riesigen Ausmaße dieser Stadt erahnen können. Sao Paulo ist ein Moloch und vom Stadtgefühl ganz anders als Rio. Dort konnte man sich immer an Strand und Wasser, sowie an der über alles ragenden Christus Statue orientieren. Sao Paulo hat dafür ein deutlich ausgebauteres und zuverlässiges Metro System, welches uns von A nach B bringt. In diesem Fall vom Bus Terminal nach Ana Rosa, unserer Station für 2 Tage. Obwohl ich daheim Tage damit verbracht hatte ein Hostel in der perfekten Lage zu finden, waren alle Pläne umsonst, denn unser Hostel musste wegen eines Notfalls schließen und wir wurden in ein befreundetes Haus umgebucht. Immerhin hatte man uns am Vortag auf allen möglichen Kanälen versucht zu informieren (Email, Telefon, WhatsApp, facebook - Respekt!). Das neue Hostel sieht von außen zwar sehr ansprechend aus, hier in der kleinen ehemaligen Kirche sollen wir aber nicht schlafen, sondern im Hinterhaus. Einem Schuppen ähnlichem Bau, der auf der Rückseite mit dünner Wand an eine vierspurige Hauptsrasse anschloss. Schlafen wir auf dem Rollfeld eines Flughafens, so ungefähr war die Geräuschkulisse.

 
Bevor wir in die Stadt gehen, fragen wir die nette Lady an der Rezeption, ob es denn sicher sei hier heumzulaufen. "Yes, it's safe - but not too much"! Ein wunderbarer Spruch, der uns noch lange begleiten wird.
Mit der Metro machen wir uns auf in die Innenstadt, auf die Avenida Augusta (der Ku'damm von Sao Paulo - naja so ungefähr). Doch kaum ausgestiegen und 2 Meter gegangen bricht der Himmel und es regnet in Strömen. Ein tropischer Regen, der kein Erbarmen hat. Martina aber genießt den ersten Regen seit langem und muss sogar lange überlegen wann sie überhaupt das letzte mal Regen hatte. Bevor aber auch das letzte Höschen durchnässt ist, retten wir uns in eine Mall. Moritz wird gezwungen sich ein paar Havaianas zu kaufen. Schließlich haben wir alle schon welche und er muss nachziehen. Die brasilianischen berühmten Zehentreter sind wirklich überall verbreitet. Die Firma wurde 1962 gegründet und wegen der simplen Schuhe und des günstigen Preises insbesondere eine Marke der schlechtergestellteren sozialen Schichten. In den 1990 wurden die Flip Flops aber zum Trend Treter und werden heute in tausenden Variationen von jedermann getragen. Besonders berühmt ist aber die Sandale mit der kleinen Brasilien Flagge und für diese Variante entscheidet sich auch Moritz!
Als wir wieder aus der Mall kommen hört der Regen langsam auf. Wir müssen über riesige Pfützen springen um die Straße weiter herunter zu laufen. Wer hätte es gedacht, Sao Paulo ist ganz schön hügelig. Unser Ziel ist das Rodizio Steak Haus - das dann doch viel schicker ist als wir dachten. Vom Hunger getrieben haben wir uns gar nicht umgezogen, sondern sind immernoch in unseren Traveller Klamotten. Der zahlende Kunde wird dennoch herein gebeten und äußerst höflich umsorgt. Wir lernen, dass man eine Karte bekommt, die auf der einen Seite rot, auf der anderen grün ist. Das Prinzip Stop and Go, ganz einfach. Wer weiterhin Fleisch möchte legt auf grün, wer eine Pause braucht auf rot. Bevor der erste Spieß zu uns getragen wird bedienen wir uns aber erstmal am wahnsinnig tollen Beilagen Buffett - aber Vorsicht, nicht zu viel essen, das gute Fleisch kommt ja noch. Und so schlemmen wir uns durch alle möglichen Spieße und drehen die Karte schnell auf grün, wenn der Mann mit dem Filet Mignon Spieß aus der Küche kommt. Moritz und Stefan und ich sind im 7. Fleischhimmel und Martina versucht nicht so genau hinzusehen und begnügt sich mit dem wirklich auch sehr umfangreichen und einfallsreichen Salatbuffet. Irgendwann geben wir uns geschlagen, denn es geht einfach nichts mehr rein. Das war ein Schmaus!!
   

Der Regenschauer hat eine wunderbare Luft hinterlassen und wir beschließen die Avenida Paulista, die größere und etwa 3km lange Einkaufstrasse - Zentrum nicht nur der Wirtschaft, sondern auch von Unterhaltung und Kultur in Sao Paulo - zurück zu laufen. Es sind sehr viel Menschen auf der Strasse und daher ist uns gar nicht unbehaglich. Überall ist noch Weihnachtsdekoration, es gibt viele Strassenkünstler und Musik. Stefan ist sichtlich happy mit dem Großstadtflair und wir sehr versöhnt mit dem ersten Tag in Sao Paulo - bis wir wieder im Hostel sind und in der Nacht kein Auge zu tun... 

 




27. Dezember - Sonntag

Am nächsten Morgen sind wir etwas gerädert, starten aber dennoch freudig in den Tag. Ein großer Kaffee bei Starbucks hilft in jedem Fall dabei. Wir laufen die bekanntesten Straßen Sao Paulos ab, aber leider sind die meisten Geschäfte doch tatsächlich am Sonntag geschlossen. Dies lässt natürlich das Flair etwas verschwinden. Vor den Wohnhäusern sind Gitterstäbe und teilweise doppelt gesicherte Schleusen am Eingang. Wir sehen nur wenige Leute, die Ihren Hund ausführen, ansonsten sind die Straßen leer. Einzig die Paulista ist voll von Menschen. Sie ist heute für den motorisierten Verkehr gesperrt. Wir gehen zusammen mit Fahrradfahrern und Inlineskatern mitten auf der mehrspurigen Straße entlang und genießen das bunte Treiben. Schon bald aber fragt sich was man denn hier am Sonntag eigentlich machen kann. Von einer Freundin hatte ich gehört, dass es ein cooles Viertel mit Graffiti Kunst gibt. Schnell haben wir die gleichnamige Metro Station Vila Madalena ausgemacht und fahren gen Norden. Aber als uns der Weg von der Metro weg durch ein menschenverlassenes Gebiet führt, sind wir verunsichert und drehen lieber um. It‘s safe – but not too much!

     

Irgendwie wissen wir nicht so recht, was man hier anfangen kann, wo man laufen kann und wo die Hot Spots sind. Verwirrt laufen wir in eine Touristeninformation und holen uns die besten Tipps. Sao Paulo ist eine Stadt für Menschen, die länger hier bleiben, gar hier leben. Der Charme springt einen nicht so an, wie in Rio, wo man nicht weiß was von den zahlreichen Highlights man zuerst machen soll. Dennoch bereuen wir den Besuch ganz und gar nicht. Ein Tag wie heute gehört auch dazu. In der Touristeninformation sehen wir, wie weit man hätte laufen müssen, um das coole Stadtgebiet in Vila Madalena zu erreichen. Da Marita sich nicht davon abbringen lassen will das „Geschmiere“ zu sehen, lassen wir uns kurzerhand von einem Taxi in das Viertel fahren und bestaunen nach kurzem Spaziergang ein ganzes Labyrinth an Street Art und Graffiti. Hier bieten sich tolle Fotomotive und auch ein paar sehr nette Bars laden zum Verweilen ein.

         

Die beste Bar haben wir uns aber für den Abend aufgehoben. Da soll es nämlich in die Sky Bar des Unique Hotels gehen. Kurz im Hostel aufgehübscht springen wir ins Taxi und steigen vor dem imposanten Gebäude aus. Stilecht für gute Bars müssen wir erst mal warten, bevor es mit dem Aufzug hoch zur Dachterrasse geht. Dort erwartet uns dafür ein atemberaubender Rundumblick auf die ganze Stadt. Überall leuchten die Lichter von Hochhäusern und wir erahnen wie groß diese Stadt doch ist. Der Blick lässt sich natürlich noch besser genießen, bei guter Lounge Musik, extravagentem Sushi und exotischen Cocktails, wie dem scharfen Wasabi-Caipirinha. Wir verbringen einen ganz tollen, sehr schicken Abend und vergessen fast, dass wir ja wieder in den Schuppen zurück müssen, um noch eine Nacht mit donnerndem Lärm von der Straße zu schlafen (oder eben nicht).

 

Gerne hätten wir noch einen Werktag in Sao Paulo verbracht, aber morgen geht es schon wieder zum Flughafen. Der kleine Einblick, den wir aber dennoch hatten, von der großen Stadt, wird uns erst richtig bewusst werden, wenn wir im menschenleeren Dschungel sitzen. Auf ins Pantanal!

25Dezember
2015

Feliz Natal na praia de Ilhabella

23. Dezember - Mittwoch

Es ist  Mittwoch früh, ein Tag vor Weihnachten, und wir machen uns auf den Weg nach Ilhabella - unser Inselparadies! Nach  Weihnachten ist uns noch gar nicht zumute und bei der Hitze und den Palmen unter blauem Himmel wirkt auch die Weihnachtdekoration mehr als Fehl am Platz! Wir werden pünktlich von unserem Fahrer im Hostel Paraty abgeholt und zur Fähre nach Sao Sebastiao gebracht. Wir haben Glück und können direkt noch vor Abfahrt auf die Fähre springen. Nur eine halbe Stunde später kommen wir bereits am Hafen von Ilhabella an. Wir haben noch nicht gefrühstückt und machen uns erst mal in der sengenden Mittagssonne mit all unserem Gepäck auf die Suche nach einem netten Cafe, in der wir unser heiß ersehntes Acai als Erfrischung und Stärkung bekommen. Die Suche ist jedoch vergebens und schließlich fallen wir in einem Cafe auf die Plastikstühle im Schatten und essen komisch süßes Gebäck und trinken Kokusnusswasser. Marita, unser Guide, checkt währenddessen, wie wir günstig und schnell von hier zu unserer Pousada kommen. Wir entscheiden uns für den Bus, denn es gibt eh nur eine Küstenstraße in den Norden, also scheint es einfach zu sein. Das ist es jedoch nicht, ganz im Gegenteil. Wir fragen herum, bekommen unterschiedliche Tipps und finden schließlich keinen passenden Bus, der weit genug in den Norden fährt. Schon völlig erschöpft wollen wir jetzt ein Taxi. Man sollte meinen, das wäre unkompliziert, aber auch hier scheitern wir. Es lässt sich kein freies Taxi anhalten; der Versuch uns ein Taxi vom Restaurant rufen zu lassen ist ebenfalls erfolglos und wir werden wieder zum Hafen zurück geschickt. Nach dem Fußmarsch dahin zurück, wo wir vor gefühlt Stunden angefangen haben, ist dann endlich ein Taxistand gefunden, aber ohne Taxi.. Nach einer weiteren halben Stunde Warten sitzen wir endlich im Taxi zu unserer Pousada!!!

Die Pousada liegt zwar nicht am schönsten Strand der Insel, aber dafür ist sie liebevoll dekoriert und hat einen herrlichen Pool im Innenhof. Wir können es kaum erwarten hineinzuspringen! Unser check-in muss eh noch etwas warten, also ab in den Pool!

 
Nachdem wir uns alle ein bisschen von der Anreise erholt haben und das Gepäck in den hübschen Zimmern verstaut ist, machen wir uns auf den Weg die Gegend zu erkunden. Wir sind auf der Insel der Reichen und Schönen, daher ist es nicht verwunderlich, dass wir bei unserem Spaziergang am Strand Richtung Ortschaft zahlreiche Boote und Yachten entdecken - und in der Ferne auch ein riesiges Kreuzfahrtschiff vor Anker liegt. Wir scherzen, ob unsere Eltern nicht vielleicht über Weihnachten mit dem Kreuzfahrtschiff angereist sind um uns zu besuchen :) So ein bisschen kommt bei mir schon Heimweh auf, an Weihnachten nicht zuhause zu sein, das erste Mal in meinem Leben bin ich nicht in Witzeeze und ich vermisse meine Lieben daheim :( Aber ein Glück habe ich ja Stefan, Marita & Moritz bei mir!

Wir gehen zu einem späten Mittagessen in ein nettes Lokal nähe unserer Unterkunft, danach schlendern wir entlang der Promenade, erkunden den kleinen Ort und Marita und ich suchen die kleinen Boutiquen auf, während die Jungs für Acai Nachschub sorgen :) Danach legen wir uns an den Strand, was für ein Tag!

    

Morgen ist Weihnachten, also machen wir uns darüber Gedanken, wo wir so kurzfristig noch ein nettes Restaurant auffinden können um morgen in gemütlicher Runde zu feiern. Zum Abendessen entdecken wir nahe unserer Pousada ein hübsches italienisches Restaurant, das Ambiente ist wundervoll, es ist morgen geöffnet, jeder findet etwas auf der Speisekarte und man braucht nicht zu reservieren; was sind wir nur für Glückskinder :-) Wir laufen zurück zum Ort für ein kleines Abendessen und falle dann erschöpft ins Bett.

Heiligabend, 24. Dezember - Donnerstag

Im Norden der Insel gibt es laut Aussage der netten Dame an der Rezeption unserer Pousada einen Wanderweg zu einer sehr schönen und beliebten Bucht, der Praia de Jabaquara. Ein toller Strand, glasklares Wasser, umgeben vom Regenwald! Das soll unser Ausflugsziel für heute sein. Dieses Mal haben wir mehr Glück mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und wir können einen Bus in Richtung Norden anhalten. Da wir bis zur Endhaltstelle mitfahren ist es auch einfach wieder richtig auszusteigen :) Wir sind bepackt mit Strandsachen und Wasser für die Wanderung. Wir haben jedoch einen Wanderweg durch den Regenwald erwartet, stattdessen liegt eine staubige Jeeppiste vor uns, die hügelig auf und ab geht und keinerlei Schatten bietet. Aber was haben wir für eine Wahl? Wir laufen los, aber keine 10 Minuten später bergauf fragen wir uns alle, wie lange wir es wohl bei der Hitze aushalten werden. Welche Möglichkeiten haben wir? Weiterlaufen (aber auch nachher alles wieder zurück???), umdrehen und zu einem anderen Strand fahren oder wir lassen uns mitnehmen... Wir laufen also langsam weiter und warten dabei gespannt auf den nächsten Jeep. Und wir bekommen unser erstes Weihnachtsgeschenk: ein Jeep hält an und öffnet für uns die Ladefläche. Wir springen hinten drauf, wir sind sooo glücklich über diese Fahrt, die sich als lang, staubig, heiß und hügelig erweist, das wäre kein Spaß gewesen das abzulaufen! Wir haben teilweise einen spektakulären Blick von unserer Ladefläche auf die Bucht, auf die wir zusteuern :-)

    

Wir bedanken uns überschwenglich mit unseren bescheidenen portugiesisch Kenntnissen #muito obrigado! Der Strand ist einfach überwältigend. Ausnahmsweise ist hier das Meer etwas ruhger, da wir uns in einer Bucht befinden und die Wellen sind für Marita und mich weniger furchteinflößend. Die Jungs vermissen dagegen das bodysurfing. Wir genehmigen uns an einem der kleinen Strandstände Maracujasaft und Kokusnusswasser und verbringen einen herrlichen Tag unter Palmen! Jetzt wird es Zeit für unsere kleine Fotosession, die Weihnachtsmützen im Gepäck machen wir uns einen Spaß aus der lustigen Kombination von Sonne, Palmen, Bikini, Strand, Meer, Regenwald mit Weihnachtsmütze ;)

           

Wir verbringen einen wirklich wundervollen Tag! Als wir gerade zusammenpacken um uns für den Marsch zurück aufzuraffen, bekommen wir eine überaus liebe Einladung der netten Familie, die uns bereits hergebracht hat - sie wollen ebenfalls gerade los und haben uns beim Einpacken entdeckt und sie geben uns eine Freifahrt wieder zurück in die Stadt! Was haben wir doch für ein Glück :)

 
Wir sind schon richtig ausgehungert und freuen uns schon sehr auf den Italiener! In gemütlichem Ambiente genießen wir Wein, ein Antipasti-Buffet, Steak, Spaghetti und Risotto, das Essen ist hervorragend - Zeit auf uns, diese grandiose Reise und Weihnachten anzustoßen :)

 



Weihnachten, 25. Dezember - Freitag

Wir haben für heute noch nichts geplant, sitzen beim Frühstück und googeln die Highlights der Insel, Tripadvisor soll helfen. Im Osten der Insel befindet sich eine einsame Bucht und der Gato-Wasserfall, der schönste und größe Wasserfall der Insel, unter dem man sogar baden kann.. Dieses mal ist es aber zu weit um hinzulaufen und der Strand ist nur mit Jeep erreichbar. Da heute Weihnachten ist, erhoffen wir uns keine buchbare Tour, aber fragen kostet ja nichts. Ich laufe zur Rezeption und zeige auf der Karte auf die einsame Bucht im Osten. Der Herr nickt und sagt, in 10 Minuten gehts los. Was? Ok, die Chance lassen wir uns nicht entgehen, im Eiltempo packen wir unsere Badesachen und schon springen wir in den Jeep eines Touranbieters, der uns prompt abgeholt hat. Wir können unser erneutes Glück kaum fassen. Wir halten bei der Reiseagentur an und zahlen die Tagestour und schon gehts los, mit dem Jeep einmal quer durchs hügelige und Regenwaldbewachsene Innere der Insel. 

Wir sind in einer Gruppe mit Jugendlichen aus Taipeh, Taiwan. Zuerst sind sie hellauf begeistert, dass wir wissen wo das liegt. Es sind unglaublich fröhliche Leute und es wird auf dem Hinweg ununterbrochen gelacht. Moritz reißt einen Spruch nach dem anderen und die Taiwanesen bekommen sich gar nicht mehr ein vor Freude :)

Bevor wir unsere Freizeit am Strand genießen können und ins Meer springen dürfen, müssen wir uns erst mal sportlich betätigen. Wir machen uns auf den Weg auf eine ungefähr einstündige Wanderng zum Gato-Wasserfall. Die Wanderung geht entlang schöner Buchten, durch wunderschönen Regenwald und ist eigentlich einfach zu meistern, wäre es nicht unglaublich heiß und eine tödliche Schlangenart ständig präsent. Drei mal kreuzt eine Schlange unseren Weg und wir bekommen den ein oder anderen Schreck, damit hatten wir jetzt nicht gerechnet.

         

Der Wasserfall fällt über eine breite und flasche Steinwand herab und ist eindrucksvoll, der bei weitem schönste unter dem ich je gebadet habe. Der Weg über rutschige Felsen zum Pool unter dem Wasserfall ist für Marita und mich adrenalinreich, während die Jungs schon im kalten Nass auf uns warten. Es ist einfach unbeschreiblich und eine einmalige Erfahrung.

  

Nachdem wir unseren Weg wieder heil an den Schlangen vorbei gebahnt haben verbringen wir einen tollen Nachmittag in dieser einsameren und traumhaften Bucht!

 
Der Jeep bringt und am späten Nachmittag wieder zurück, wir hatten eine unglaubliche Zeit auf dieser Insel und tolle Weihnachtstage. Wir sind ausgehungert vom Tag, hatten schließich kein Mittag und nur Müsliriegel auf dem Weg. Wir gehen wieder zum Italiner, der ist schließlich vor der Tür und war unglaublich gut. Wir lassen uns es am 1. Weihnachtstag nochmal gut gehen und trinken wieder Wein und lassen den tollen Tag gemütlich ausklingen.

22Dezember
2015

Die touristenfeindliche Stadt Paraty ;)

21. und 22. Dezember - Montag und Dienstag

Es ist Montag früh und wir sind traurig Rio schon zu verlassen. Locker könnte man hier auch länger bleiben und tiefer in die verschiedenen Stadtteile eintauchen. Aber man muss sich ja immer etwas für das nächste Mal aufheben! Früh morgens holt uns bereits der Shuttlebus ab, der uns schneller als der öffentiche Bus nach Paraty bringen sollte. Über eine Stunde später sind wir jedoch immer noch in Rio unterwegs, denn wir halten an zahlreichen Hostels um die Leute einzusammeln. Nach ungefähr 6  Stunden Fahrt trudeln wir dann auch in Paraty ein. Wir sind alle etwas gerädert von der Tour und genervt dass es viel länger gedauert hat als angekündigt; Marita hat ihre Sonnebrille im Bus verloren und ich habe Kopfschmerzen und Zahnschmerzen, die ich noch nie hatte, was mich bisschen beunruhigt. Zum ersten Mal checken wir in einem Hostel in einem Mehrbettzimmer ein - 6-Bettzimmer! Ich wollte den anderen ja auch gerne mal zeigen, wie ich sonst so schlafe auf meiner Reise, aber ausgerechnet hier ist das Zimmer extrem klein und es ist eine Herausforderung unsere Backpacks zu verstauen und uns für die erste Stadterkundung fertig zu machen ohne uns gegenseitig im Weg zu stehen.  Moritz verschwindet in die Stadt um Geld zu holen und wir schaukeln derweil ein bisschen in der Hängematte. 

Paraty ist eine alte Kolonialstadt und ist sehr gut erhalten und an sich eine wunderschöne Stadt mit tollem Flair. In der ganzen Stadt sind die Häuser weiß und alle Wege sind mit Kopfsteinpflastern bestückt. Mit Flipflops muss man hier aufpassen sich nicht hinzulegen und Marita und ich scherzen, dass die Stadt touristenfeindlich ist, ein Insider-Witz von unserer Radtour in Polen letztes Jahr.. (Polen ist ein touristenfeindliches Land, weil die Radfahrwege so versandet waren, dass wir stundenlang schieben mussten und Marita ständig geflucht hat ;) Wir machen uns also auf durch die kleinen Gässchen dieser süßen alten Stadt und Marita und ich machen bereits viele tolle Boutiquen ausfindig, in die wir später oder morgen noch zurückkehren wollen.

Da wir alle kein Mittag hatten und es bereits später Nachmittag, bzw früher Abend ist, wird es Zeit ein nettes Restaurant aufzusuchen. Gerne wollen wir in einer der hübschen Gassen draußen sitzen und beim Essen das schöne Flair der Stadt genießen. Das richtige Restaurant zu finden gestaltet sich jedoch als schwierig (ein Problem, dass sich durch den ganzen Urlaub zieht). Ich möchte wenig ausgeben und brauche etwas vegetarisches auf der Karte (und bitte nicht immer nur Pasta oder Pizza...gern auch mal Salat und Gemüse!!!), Marita mustert die Karte nach glutenfreien Speisen, Stefan ist weniger die Speisekarte wichtig als ein nettes Ambiente, während Moritz alles Recht ist und uns die Entscheidung überlässt. Unausgeschlafen und hungrig ist keine gute Kombination, sodass wir bei der Restaurantwahl etwas vorschnell sind und die Stadt sich erneut als touristenfeindlich erweist: ich bekomme statt Lasagne mit Tomatensoße ein Berg an Bechamel und Käse, Stefan bekommt statt einer Pizza Mozarella einen Berg "geliebter" Tomaten auf der Pizza und Maritas Fleisch wurde blöderweise paniert und nach Probieren durch die Jungs auch sonst ein ungenießbarer Klotz. Ein bisschen frustriert (Essen war nicht billig) und immer noch hungrig laufen wir Richtung Hostel zurück. Ein Eis auf dem Weg entschuldigt ein bisschen den Reinfall mit dem Abendessen, ich muss aufgrund anhaltender Zahnschmerzen leider passen :(. Zurück im Hostel machen Marita und ich uns bettfertig, das war irgendwie nicht unser Tag. Moritz und Stefan genießen derweil die Vorzüge des Hostels und genehmigen sich ein Bier bei Tischfußball und Billiard. Die Nacht im Mehrbettzimmer ist nicht gerade die angenehmste, die Klimaanlage ist laut, kalt, von Schimmel befallen und Moritz liegt mit dem Kopf direkt darunter.. Wohl kein Wunder, dass dies für den Rest der Reise das einzige Mal im Dorm bleibt..  

Den Dienstag starten wir mit neuer Energie und geben Paraty nochmal ein neue Chance :) Das Sightseeing in der Stadt erweist sich als sehr schön. Wir besichtigen die Kirche, den Hafen, Marita und ich shoppen erfolgreich in den süßen Boutiquen und machen uns für den Nachmittag auf zum etwas außerhalb liegenden schöneren Strandabschnitt. Im Vergleich zu Rio ist das Wasser hier aber weniger klar und wir begnügen uns damit uns am Strand auszuruhen, keiner wagt sich weiter als hüfttief ins trübe Nass.

         

Bei der Abendessenauswahl sind wir heute ebenfalls erfolgreicher. Bei einem Araber finden wir ein schönes Ambiente, günstiges und superleckeres Essen und wir kommen alle auf unsere Kosten! Ein schöner Tag geht zuende und wir genehmigen uns auf dem Heimweg wieder ein Eis, das ist einfach zu lecker hier und dieses Mal traue ich mich auch :) Morgen früh haben wir einen Privattransport (dieses Mal aber ein Auto nur für uns vier, sodass wir hoffentlich ein bisschen zügiger vorankommen als auf dem Weg hierher..), es geht auf die Insel Ilhabella, unser Paradies für Weihnachten unter Palmen :-)

20Dezember
2015

Rio, Coconut, Açai - muito bom!

Danke an Marita für diesen tollen Gastbeitrag :-)

17. Dezember - Donnerstag 

Welcome to Paradise! So fühlte es sich zumindest für Moritz und mich an, nachdem wir in Deutschland anstrengende Wochen mit Jura Staatsexamen, Stress im Job und kalten Temperaturen verlebt haben. Plötzlich waren es 30 Grad plus, hohe Luftfeuchtigkeit und eine braungebrannte Martina die auf einen zu hüpfte. Wir waren in Rio de Janeiro am Flughafen aus Deutschland angekommen, Martina und Stefan aus Salvador. Es war einfach nur schön beide wieder in die Arme zu schließen.
Das Taxi bringt uns direkt nach Ipanema, ins Mango Tree Hostel, nur einen Block vom herrlich weißen Sandstrand entfernt. Schon bald macht sich der Schlafmangel, der durch die letzten Wochen und den Nachtflug entstanden ist, bemerkbar. Wir verwechseln doch tatsächlich den Zuckerhut (den sieht man nur von der Copacabana aus, und der ist auch viel beeindruckender) mit den Bergen die den Rand vom Strand in Ipanema säumen (der eigentlich aber schon der Stadtteil Leblon ist). 

  

Wir müssen uns also erstmal stärken und lernen das Superfood Açai kennen. Açai Sorbet ist ein unglaublich reichhaltiger und vor allem unglaublich leckerer Snack aus lila Beeren, die im Amazonas wachsen. Wir sind begeistert und beschließen von nun an jeden Tag eine Açai Pause einzulegen. Unser Restaurant ist um die Ecke vom Hostel, mitten in Ipanema, einem echt sehr schönen District. Wir sitzen draußen und beobachten die Menschen, die ihre gestählten Körper zur Schau stellen. Direkt am Strand gibt es Fitnessmöglichkeiten und tatsächlich machen manche Männer hier Klimmzüge unter der prallen Sonne. Wir wollen uns jetzt aber auch austoben und stürzen uns in die Wellen. Moritz und Stefan machen Body Surfing #likeadolphin und Tina und ich plantschen in den vorderen Wellen. Das Gefühl ist einfach traumhaft! Wir genehmigen uns noch eine kalte Kokosnuss und sind nun wirklich im Urlaub angekommen... 

Zum Abendessen gehen wir in ein Restaurant mit Buffett, um "all you can eat" alle Köstlichkeiten der brasilianischen Küche zu sehen und zu probieren. Es gibt eine unglaublich vielfältige Salatbar, frisch gegrilltes Fleisch und verschiedene Sorten Bohnen, die wirklich lecker sind. Jeder kommt hier auf seine Kosten. Zudem sehen wir noch C-Promi Ronald Schill, der in Brasilien seinen Altersruhesitz bezogen hat. Zum Abschluss gibt es Caipi in einer schicken Bar in Ipanema. Glücklich, vollgestopft und leicht angetütelt fallen wir ins Bett und schlafen. Ein erster Tag voller besonderer Eindrücke geht zu Ende. 

18. Dezember - Freitag

Um 6.00 Uhr sind Moritz und ich wach. In Deutschland ist es 9.00 Uhr. Unsere Körper denken, was ist denn da los? So lange wurde ja in den letzten Wochen nie geschlafen? Auch im Urlaub wollen wir nicht zu lange im Bett bleiben, aber zwei Stündchen dösen sind noch drin, bis wir uns im Innenhof des Hostel zum Frühstück einfinden. Es gibt Kuchen und Obst. Für Martina hatte ich Pumpernickel und veganen Tomatenaufstrich aus Deutschland mitgebracht. 

Unser Tagesziel und erstes Highlight: der Zuckerhut - und dieses Mal der Richtige. Mit Bravour meistern wir es in den richtigen Bus ein und auch wieder auszusteigen #likealocal  An der Attraktion sind keine Schlangen, ein klarer blauer Himmel verspricht einen fantastischen Ausblick, wir fühlen uns wie absolute Glückskinder. Und oben mit der Seilbahn angekommen, überströmt einen auch ein unglaubliches Glücksgefühl. Um auf den Pao de Açúcar zu gelangen steigt man auf dem Berg Morro de Urca um. Hier ist bereits eine großartige Aussichtsplatform, die einen unglaublichen Blick in alle Richtungen zulässt. Rio präsentiert sich mit wunderschönen grünen Bergen, weißen Sandstränden, einem Mix aus Hochhäusern und waghalsig an den Berg gebauten Favelas. In der Ferne sehen wir die Christus Statue und das Maracana Stadion, unsere Ziele für den nächsten Tag. Besondere Beachtung findet der Stadtflughafen Santos Dumont. Ein Flugzeug nach dem anderen kommt hinter den Bergen hervor, stürzt sich im Senkflug an uns vorbei, lenkt geschickt ein und landet waghalsig auf der kleinen Landebahn im Wasser. Wo manche begeistert sind, von dem schönen Ausblick den man im Anflug auf Rio haben muss, und das besondere Können der Piloten loben, bekommen andere es mit der Angst zu tun, da wir am Ende der Reise auch auf diesem Flughafen landen werden. Ganz oben auf dem Zuckerhut angekommen hat man ein einmaliges 360 Grad Panorama, an dem man sich nicht sattsehen kann. Da hier aber Plätze im Schatten rar sind und die Mittagssonne inzwischen ordentlich knallt, retten wir uns wieder auf den Morro de Urca zurück, zu einer Açai Pause mit frischem Obst, unter Sonnenschirmen und weiterhin mit fantastischer Sicht! 

   

Urca ist ein sehr sicheres Viertel mit hoher Militärpräsenz. Direkt neben dem Zuckerhut ist ein kleiner, sehr süßer Strand, Praia Vermelha, und das Wasser sieht absolut verlockend aus. Leider haben wir keine Badesachen dabei, denn eine Abkühlung wäre wunderbar. Es sind bestimmt 36 Grad #undeswirdnochheisser Doch wollen wir den im Guide als sehr reizvoll beschriebenen Spaziergang Pista Claudio Coutinho entlang des Zuckerhutes noch machen. Weg Claudio ist tatsächlich sehr schön und führt direkt am Wasser etwa 2km am Berg entlang. Zum Abschluss gibt es noch eine eisgekühlte Kokosnuss, bevor wir wieder in den Bus mit der Aufschrift Centro steigen. 

Das Zentrum von Rio ist groß und wir haben eigentlich keine Ahnung wo wir sind, wo wir hin wollen, und wo man am besten aussteigt. Egal, wir stürzen uns ins Abenteuer und springen vor einem imposanten Gebäude aus dem Bus. Es stellt sich heraus, dass dies das Finanzministerium ist und wir finden uns auf der Karte. Die nächste Erkenntnis: in jeder Himmelsrichtung gibt es etwas zu sehen, das man unmöglich alles bei dieser Hitze ablaufen kann. Wir entschließen uns einfach mal geradeaus zu gehen und das Innenstadtflair aufzusaugen. Es ist Freitag am frühen Nachmittag, und überall herrscht buntes Treiben. Abends und am Wochenende sollte man das Zentrum lieber nicht besuchen, da es verlassen ist und für Touristen gefährlich werden kann. (Wir müssen feststellen, dass man uns leicht als Touristen erkennen kann, es hilft nichts!) Kleine und größere Kirchen reihen sich unter Bürogebäude, in den Seitenstraßen finden sich Restaurants und viele kleine Geschäfte. Auf der Straße wird immer wieder Popcorn ("Pipoca") verkauft - ich bin begeistert und genieße den salzigen Snack! Vor einem Gebäude, das wir als Regionalparlament ausmachen, findet eine kleine Demonstration statt. Ein großer Banner mit der Aufschrift "Democracia" führt die Gruppe an. Leider spricht kaum jemand Englisch, aber wir erfahren dass es um die Rechte geistig beeinträchtigter Menschen geht. Wir bummeln noch etwas herum, aber die Sonne brennt unermüdlich und wir springen in die nächste Metro Station um zurück nach Ipanema zu fahren. Die Metro ist so stark herunter gekühlt, dass meine Schweißtropfen gefühlt zu Eiskristallen werden. Halb erfroren kommen wir an der Endstation in Ipanema an. Während die anderen schon wieder in die Wellen springen, erhole ich mich kurz von den vielen Eindrücken des Tages, der Sonne und der ungewohnt hohen Luftfeuchtigkeit.

Den Abend wollen wir heute gesund begehen und gehen ins "New Healthy", ein Restaurant in Ipanema, dass sich gesundem und auch vegetarischem Essen verschrieben hat. Davon gibt es hier nicht zu viele und so richtig healthy ist es ein Glück dann doch nicht, die Jungs hatten schon Angst nicht satt zu werden. Es ist ein "Kilo Restaurant" und man kann sich vom Buffett nehmen, worauf man Lust hat und wiegt es dann ab. Tatsächlich gibt es viele vegetarische Alternativen zum Buffett gestern. Wir sitzen draussen und genießen die Abendluft. Damit es nicht zu gesund zugeht, bestellen wir noch eine Runde Caipirinhas zum Nachtisch. Und damit auch noch ein paar Vitamine dabei sind, mit frischem Marajuca Saft direkt aus der Frucht! Das schmeckt einfach so gut und ist günstig, da kann man gut auch 3 draus machen #veganandhealthy




19. Dezember - Samstag

Nachdem wir gestern alles so gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gemeistert haben, springen wir auch heute früh gleich wieder in die eiskalte Metro, die in Rio nur 2 Linien hat, eine rote und eine grüne. Wir müssen einmal umsteigen, das sollte nicht zu schwierig sein. Leider verstehen wir die Durchsagen bei den Stationen nicht und warten vergebens auf die zweite Linie, die uns ins Maracana Stadion bringen soll. Nach einigem Rätsel raten, Kontakt mit einem Ordnungshüter und dem Lesen eines Schildes (stand vor uns und war sogar ins Englische übersetzt) wurde klar, die zweite Linie fährt am Wochenende irgendwie anders. Mit einiger Verzögerung schaffen wir es an der Metro Station Maracana auszusteigen. Es ist unglaublich hell, der Temperaturunterschied ist krass. Tiefgefroren steigen wir aus und laufen bei etwa 38 Grad die glühende Betonbrücke zum Stadion herüber. Die Menschen, die die Tickets verkaufen sitzen in einem Bunker, gucken nur aus kleinen Schlitzen heraus und nehmen unser Geld. Durch einen Touri Shop kommen wir ins Innere des Stadions, wo es schon einige Ausstellungsstücke zu bewundern gibt (Jungs, was war das noch mal?). Dann geht es mit dem Fahrstuhl in den 5ten Stock, zu den Pressekabinen ganz oben auf den Tribünen. Hier haben wir den besten Blick von oben aufs Spielfeld und das gesamte Stadion, den sonst nur die Sportreporter haben. Ein Stockwerk darunter sind die VIP Plätze und wir setzen uns dort hin, wo auch Angela Merkel das WM Finale verfolgt haben muss. Danach dürfen wir die Umkleideräume der Spieler betreten und zu guter Letzt dann von dort auf den Rasen einlaufen. Stefan erklärt mit Begeisterung von wo genau das Tor von Mario Götze uns in der Verlängerung zur Weltmeisterschaft gebracht hat. Die Jungs sind happy, die Mädels sind darüber happy (und eigentlich fanden wir es auch ganz cool!) #sogehendiedeutschen 

   

Mit dem Taxi lassen wir uns an die Fliesentreppe von Selarón bringen. Das Lebenswerk eines chilenischen Künstlers mit insgesamt 125 Stufen, die 2000 Fliesen aus über 60 Ländern zieren. Martina und ich können uns fototechnisch austoben, aber nachdem wir 125 Treppenstufen bei praller Sonne hoch und wieder herabgestiegen sind, wollen wir ein schattiges Plätzchen zum Verweilen suchen. Der Plan war das hippe Stadtviertel Santa Teresa zu erkunden, aber da wir mal wieder die Entfernungen unterschätzt haben, die man bei dieser Hitze zurücklegen kann, und Santa Teresa auch noch auf einem Berg liegt, entscheiden wir uns für einen Bummel durch den Stadtteil Lapa, zwischen Santa Teresa und dem Zentrum. Vorbei an einigen zwielichtigen Gestalten, die sich unter dem Aquädukt tummeln, kommen wir ins alte Bohème Viertel und durch einen lebhaften Markt. Hier spielt eine Band Brazil-Carribean-Jazz-Rock (oder so etwas in der Art). Wir pausieren in zwei unterschiedlichen Lokalen und genießen das schöne Flair unter den Häuserfassaden des Neokolonialismus. 

      

So langsam neigt sich die Sonne und wir brechen zu unserem Tageshighlight auf: Christo Redentor. Da die Metro uns heute schon zum zweiten Mal im Stich lässt, bringt uns ein Taxi direkt zum Startpunkt der Zahnradbahn im Tijuca Nationalpark. Doch kaum ausgestiegen will uns ein Van-Fahrer abwerben und verspricht eine Tour hoch zu Christus mit mehreren schönen Lookouts und Fotospots, die wir aus dem Guide schon kannten. Schwups sitzen wir auch schon im Van und werden den steilen Hügel hinauf gefahren. Der Blick vom Aussichtspunkt Dona Marta ist kaum zu überbieten, denn hier blickt man auf Christo ohne sich den Nacken zu verränken. Zudem leuchten auch die anderen Sehenswürdigkeiten Rios in der Abendsonne. Wir genießen einen wunderschönen Blick auf Zuckerhut, Maracana und den Mix aus Favelas und Hochhäusern, im Hintergrund weiße Strände, grüner Regenwald und das endlose Meer... 

     

Als sich die Wolken etwas zusammenziehen wollen wir aber doch schnell hoch zu Christus. Der Blick von seinem Fuße auf die Stadt ist unbeschreiblich. Man muss sich nur die anderen 100 Leute wegdenken und aufpassen, dass man keinen Selfie-Stick ins Auge bekommt, dann ist der Anblick einmalig. Dies gilt sowohl von oben auf die Bucht vom 710m hohen Corcovado, als auch auf das 38m hohe Wahrzeichen der Stadt. Nach andächtigem Gucken und Genießen und einigen Fotoversuchen müssen wir mit dem letzten Van des Tages auch schon den Rückweg antreten. 

    
Nach einer schier endlosen Busfahrt zurück nach Ipanema schaffen wir es nur noch ins Nachbarrestaurant unseres Hostel und treffen prompt Martinas früheren Reisepartner Tobias #itsasmallworld. Nach einem kurzen Plausch unter Backpackern (Wie viele Tage auf dem Amazonas bei welchem Wasserstand sind am besten? Zuckerhut am Morgen oder bei Sonnenuntergang, welches bietet die spektakulärere Sicht? Sollte man sich für einen Caipi im Hipster Viertel mit dem Taxi durch die ganze Stadt bringen lassen?...) verabschieden wir uns in die Bar Garota de Ipanema, in der das Lied Girl from Ipanema von Antonio Carlos Jobim komponiert wurde und lassen den Abend bei einem Caipi #wasauchsonst ausklingen.

20. Dezember - Sonntag

Alle sind etwas nervös und aufgeregt beim Frühstück, denn für unseren letzten Rio Tag haben wir uns Hanggliding als Abenteuer aufgehoben. Um 11 Uhr sollen wir vom Hostel abgeholt werden, als um 12 noch niemand da ist, sind auch wir verwundert, dass ist doch etwas mehr als "Brazilian Time." Ein Anruf erklärt schnell, man habe uns vergessen und der Wind wäre eh grad ungünstig. Wir buchen auf den Nachmittag um und spazieren zur Copacabana. Anders als in Ipanema ist das Wasser hier etwas ruhiger. Da Sonntag ist, sind die Straßen der Promenade für den Autoverkehr gesperrt und viele Menschen sind auf dem Fahrrad, Inline Skates oder zu Fuß unterwegs. Der Strand ist deutlich voller und doch finden wir ein schönes Plätzchen zum Verweilen und Baden. Açai gibt es natürlich auch. Dieses Mal genießen wir wirklich beim Schwimmen den Blick auf den echten Zuckerhut und können immer noch nicht richtig glauben, dass wir nun in Brasilien angekommen sind. Die ersten Tage in Rio waren so eindrucksvoll, das Wetter fabelhaft. Was kann es da noch besseres geben? Vielleicht mit einem Drachen von einem 500m hohen Berg zu springen und am Strand zu landen? 

Zurück im Hostel wartet schon unser Fahrer, dieses Mal überpünktlich. Als wir in São Conrado am Tijuca Nationalpark ankommen, und die ersten Glider sehen, wird Martina bewusst, was Hang Gliding eigentlich ist. Da wir die Worte Paragliding und Hanggliding synonym benutzt haben, dachte sie wir würden Paragliding machen, und hatte sich auf den falschen Absprung mental vorbereitet. Nach einer kleinen Panikattacke #zitterbuechs sitzen wir im Auto unseres Guides und rasen die steilen Hänge des Berges hoch, von dem wir gleich herunterspringen würden. "The dangerous part is now over," mit diesen Worten kommen wir in der Klapperkiste, auf die oben unser Drachen gespannt ist, an. Die Einweisung ist dann auch schnell getan: "everything will come intuitive, just run and don't stop running" sagt mein Tandempilot und schon stehen wir an der Rampe vor dem Abgrund. Während Martina noch zittert und die Jungs das Geschirr anlegen, soll es bei mir plötzlich schon losgehen. Da ich aber für das Ganze der Initiativengeber war, muss ich wohl vorlegen. Und irgendwie freue ich mich auch auf den Flug. Adrenalin gemixt mit etwas Angst und ganz viel Vorfreude rauschen zusammen, als wir laut den Countdown zählen. Wir rennen los und plötzlich ist da nichts mehr unter meinen Füßen. Wir fliegen, oder gleiten einfach so durch die Luft. Es ist ein unglaubliches Gefühl und die Aussicht einfach wunderschön. Von oben sieht man den Nationalpark und einige prachtvolle Häuser mit Pools. Wir gleiten über das Meer und drehen uns so, dass man in der Ferne die Christus Statue sehen kann. Der Strand von oben sieht wunderschön aus und einmal wieder wird mir der Zauber von Rio de Janeiro bewusst - eine der schönsten Städte in der ich je war. Viel zu schnell geht der Flug zu Ende und wir landen auf dem weißen Sand.
Kurz nach mir kommt auch schon Moritz an, der zwar von seinem Sprungbegleiter etwas rauer im Ton angegangen wurde (mehr Gewicht = mehr Instruktionen), und gegen seinen Willen immer wieder in die Kamera posen musste, für die schönsten Bilder auf facebook #immerdieseposer. Auch er ist begeistert von unserem Sprung. Gemeinsam genießen wir eine kalte Kokusnuss am Strand und warten auf Martina und Stefan. Fast eine Stunde vergeht. Wir malen uns aus, dass Martina sich nicht traut zu springen, und Stefan mit ihr zurückläuft. Später stellt sich dann aber heraus, dass die beiden wohl schon Sorgen hatten vergessen worden zu sein, da ewig weder Drachen noch Piloten anzutreffen waren.. Endlich tut sich doch etwas am Himmel und Martina kommt angeschwebt. Wer viel zittert und große Kulleraugen macht, bekommt hier anscheinend special treatment. Denn Martina fliegt mit Konrad Heilmann selbst, dem Inhaber der Firma, und dem Brasilianischen Drachenflug Meister, mit Wurzeln in Deutschland. Zudem hat sie einen viel cooleren Drachen, mit GoPro von oben. Der netteste Pilot, selber lenken dürfen, das beste Bild, aber für immer Zitterbüchs! #alsschisserumdiewelt

     

Nachdem wir auch Stefan eingefangen haben, werden wir zum Hostel zurückgefahren, und schwelgen in den Erinnerungen an unseren tollen Flug über Rio. Am Abend laufen wir die Strassen Ipanemas ab und finden ein ganz wunderbares Restaurant, das gut besucht ist. Hier bestellen wir zum Staunen unseres Kellners 4 Hauptgerichte und er versucht und zu erklären, dass dies immer für 2 Personen ist. Tatsächlich schaffen wir ausgehungerten Abenteurer aber drei ganze Gerichte und jeder noch zwei Cocktails hinterher. Mit dem besten Maracuja Mojito der Welt stoßen wir auf vier wunderbare Tage Rio an. 

Muito Bom - Saude! 

16Dezember
2015

Inselparadies Morro de Sao Paulo

14. bis 16. Dezember - Montag bis Mittwoch

Wir kommen morgens um 7 Uhr mit dem Nachtbus aus Lencois in Salvador an und machen uns mit dem Taxi auf den Weg vom Busterminal zum großen Platz in der Innenstadt, wo wir vorm "Schöner Reisen" auf Alexandro warten. Leider hat noch alles geschlossen, sodass das ersehnte Frühstück noch warten muss. Alexandro hat für uns die drei stündige Überfahrt (Fähre, Bus, Fähre) von Salvador zur Insel Morro de Sao Paulo organisiert. Nach den 4 anstrengenden Tagen im Chiapada Diamantia brauchen wir die Tage auf der Insel dringend zum ausspannen. Das Wetter sieht vielversprechend aus und wir freuen uns auf ein paar Tage Strand, sonnen und baden :-)

Alexandro fährt uns zum Hafen und übergibt uns die Fährtickets. 3 Stunden später erreichen wir unser Inselparadies für die nächsten 3 Tage. Die kleine Stadt in der wir ankommen ist eine Touristenhochburg, Souvenirläden, Einkaufsmöglichkeiten, Boutiquen, Restaurants und zahlreiche Bars liegen auf dem Weg zum Strand. Insgesamt gibt es vier Strände. Strand 1 ist noch ziemlich klein, an Strand 2 tummeln sich die meisten Touristen, hier sind die Bars und Restaurants zu finden. Strand 3 ist unser Paradies für die nächsten 3 Tage, denn hier ist es einsam und nur vereinzelt liegen ein paar Sonnenanbeter am Strand. Strand 4 ist ebenfalls herrlich einsam. Da wir abseits des Touistrandes Nummer 2 keinen Sonnenschirm mehr mieten können, kaufen wir für je 15 Euro zwei kleine Schirmchen im Supermarkt, nicht ahnend, dass sie uns noch für ne ganze Weile auf unserer Reise begleiten werden :) So können wir es uns am Strand abseits anderer Touris richtig schön machen und die Stille genießen!

       

Es ist bereits später Vormittag und wir haben noch nicht gefrühstückt, wir suchen unser heiß ersehntes Acai und werden auch in einer Strandbar fündig. Mit den Füßen im Sand, das Meer neben uns, einem Acaisorbet mit Obstsalat in der Hand und einem frisch gepressten Maracujasaft ist das Paradies perfekt :)
   

Von unserer Ankunft am Montag Vormittag auf dieser hübschen Insel bis Mittwoch Nachmittag um 15 Uhr lassen wir es uns richtig gut gehen... Wir kurieren unseren Muskelkater aus, liegen im kritallklaren Wasser, lassen uns die Sonne auf den Bauch scheinen, essen jeden Tag Acai mit Obstsalat und sitzen abends in einer Baechbar zum Abendessen. Nach wundervollen Stunden am Strand genießen wir den kleinen Pool auf unserer Dachterrasse des Hotels. Die Zeit geht wie immer viel zu schnell um und wir müssen bereits unseren Rückweg nach Salvador antreten. 

In Salvador angekommen kehren wir nicht in unser Hotel zurück, sondern kehren in ein Hostel in der Altstadt ein. Wir meisten den Weg vom Hafen mitsamt unserem ganzen Gepäck bei Dunkelheit zu Fuß durch die Stadt bis zum Hostel ohne überfallen zu werden. Ein Junge hat zwar versucht mir die Sonnenschirme wegzureißen (warum auch immer??), aber auch die konnte ich retten. Da es mittlerweile schon spät geworden ist, gehen wir in das vom Hostel empfohlene Restaurant um die Ecke und essen Burger, für mich gibts einen vegetarischen. Die Idee etwas vegetarisches anzubieten ist ja schon mal nicht schlecht, leider ist nur die Umsetzung noch nicht so gelungen (und das nicht zum ersten Mal...)

Wir sind wohl in einem Partyhostel gelandet oder in Salvador ist jeden Abend Party (das ist wohl das wahrscheinlichtse :), auf jeden Fall hören wir laute Musik und Getrommel bis spät in die Nacht. Wir finden kaum Schlaf und müssen auch extrem früh raus, denn unser Flug nach Rio geht bereits um 6 Uhr; das bedeutet 3:30 Uhr Aufstehen. Wir sind schon aufgeregt morgen am Flughafen Marita und Moritz in Empfang zu nehmen, denn sie landen bereits morgens um 7 Uhr und wir werden gegen 9 Uhr da sein (eine Stunde Zeitverschiebung zu Salvador) und treffen uns dann direkt am Flughafen um gemeisam in die Stadt zu fahren. Ich kanns kaum erwarten unsere gemeinsame Tour zu starten :)

13Dezember
2015

Die Füße schmerzen, der Schweiß rinnt, doch der Ausblick entschuldigt alles - Wandern im Chiapada Diamantia

9. Dezember - Mittwoch

Es dreht sich noch alles, es ist gerade mal 6 Uhr morgens und wir haben so gut wie nicht geschlafen! Völlig neben der Spur wanken wir aus dem Bett und schultern die Backpacks - auf zum Busterminal! Für das Hotelfrühstück sind wir noch zu früh und Appetit haben wir eh noch nicht. Das gebuchte Taxi kommt leider nicht und wir werden ziemlich nervös. Als es so spät wird, dass das rechtzeitige Erreichen des Busses schon fast unmöglich erscheint, fährt uns ein netter Mitarbeiter des Hotels mit seinem Privatauto in Eiltempo hin und entschuldigt sich immer wieder über das Fernbleiben des Taxis. Er will kein Geld für die Fahrt, zumindest also was gespart und wir bekommen auch gerade noch rechtzeitig unseren Bus nach Lencois..

Der Bus ist super gemütlich, man kann sich weit zurücklegen und es ist mordern und sauber, wir verschlafen fast die gesamten 7 Stunden Fahrt. So langsam werde ich auch wach :) Lencois ist eine kleine Stadt ca. 450km westlich von Salvador mit 10.000 Einwohnern. Berühmt geworden ist dieser süße kleine Ort durch die Diamantenfunde im 18. Jahrhundert. Die Landschaft um Lencois soll traumhaft schön sein,  1985 ist das gesamte Gebiet zum Nationalpark "Chiapada Diamantia" ernannt worden und umfasst eine sagenhafte Größe von 38.000 Quadratkilometern!

Nachdem wir in unserer zentral gelegenen kleinen Pousada eingecheckt haben laufen wir zu den Reisebüros um uns über Ausflüge und Wandertouren zu informieren. Uns werden ausschließlich Tagestouren ab Lencois angeboten: Zu Aussichtspunkten, zu Wasserfällen oder zu Grotten. Das klingt ja schon mal nicht schlecht, aber bei Tagesausflügen werden wir nie tief in den Nationalpark vordringen, sondern mit anderen Touristen im Bus zu den außerhalb des Parks liegenden Attraktionen gebracht. Im Internet hatte ich bereits von mehrtägigen Wandertouren gelesen. Hierbei muss man über die Gebirgskette rüber wandern um in das Tal Vale do Paty zu gelangen und kann dann im Nationalpark bei den wenig übrig gebliebenen lokalen Familien untergebracht werden. Grotten, Wasserfälle, Berge, tolle Ausblicke und dabei ca 7 bis 8 Stunden Wandern am Tag. Nach langem Suchen und Herumfragen stöbern wir eine Reiseagentur auf, die uns einen englisch sprachigen Guide vermittelt, der mit uns wandern geht. Wir haben den Eindruck, dass das wenig nachgefragt wird und der Natinalpark etwas weniger touristisch ist. Die Frau im Büro ist offensichtlich auch schlecht über die Wandertour informiert, anscheinend verkauft sie meist nur die Tagestripps. Und selber war sie auch noch nie dort, daher bitten wir darum unseren Guide vorher kennenzulernen um unsere Fragen klären zu können. 

Nach einem kleinen Spaziergang durch den sehr hübschen kleinen Ort und Abendessen kehren wir zur Reiseagentur zurück und treffen Rafael, er ist für die nächsten 4 Tage unser Guide. Wir besprechen was wir gerne angucken möchten und legen unsere Wanderroute fest und können alle unsere Fragen besprechen. Rafael ist ein sehr netter und gastfreundlicher Brasilaner aus Salvador, der vor 7 Jahren hergezogen ist und gut englisch spricht. Wir freuen uns über unsere Entscheidung für die Wanderung und gegen die Tagestouren und sind sehr gespannt auf die kommenden Tage!!

10. Dezember - Donnerstag

Das Abenteuer geht los - nach einem kurzen Frühstück laufen wir zur Reiseagentur und schließen unsere Backpacks ein - nur unsere Tagesrucksäcke kommen mit auf Wanderung. Für 4 Tage haben wir nicht so viel Gepäck, es ist schließlich auch sehr heiß draußen! Mit Rafael fahren wir 3 Stunden gen Süden entlang des Nationalparks. Der Weg ist meist unasphaltiert und sehr holprig... Mitten in der Walachei am Rande des Gebirges parken wir das Auto - auf gehts, die Wanderung beginnt :)

   
Nach den ersten 20 Minuten bergauf sind wir schon völlig durchgeschwitzt und aus der Puste, das geht ja gut los. Es ist noch Vormittag, aber die Sonne knall erbarmungslos auf uns und wir genießen jedes kleine Fleckchen Schatten beim Aufstieg. Die Weite des Landes und die wunderschönen Ausblicke belohnen jede Mühe des Aufstiegs :)

      

 

Nach 2 Stunden Aufstieg folgt dann ein 1 Stündiger Abstieg hinunter ins Tal, denn dort liegt unsere Unterkunft für die erste Nacht. Der Abstieg gestaltet sich als deutlich schwieriger und auch weit aus anstrengender als der Aufstieg. Es geht über große Steine und Felsen steil bergab, macht aber auch irre viel Spaß. Durch die ungewohnten Bewegungen und die Anspannung fangen bereits meine Beinmuskeln an zu zittern und ich bin froh als wir unten angekommen in einer kleinen Pousada zum Mittagessen einen kurzen Stop einlegen. Es gibt Maracujasaft und Brötchen, aber das ist eh nebensächlich, ich freue mich über die kurze Gelegenheit mich hinzusetzten und meine Beine auszuruhen. Das war bereits ein anstrengender Vormittag! Für eine weitere Stunde geht es über ebenes Gelände und wir sehen die große Weite des Tals.. Am Fluss angelangt haben wir eine unbeschreiblich schöne Natur um uns herum, Wasserfälle und ein abenteurlicher Weg, der Hinauf- und Herunterklettern von Bäumen beinhaltet und ab und zu das Hinaufklettern größerer Felsen, machen den Nachmittag zu einer lustigen Angelegenheit.

       

Beim größten Wasserfall springen wir ins erfrischende (und ars...kalte) Wasser ;) Herrlich nach der Anstrengung des Tages..

    

Wir laufen noch eine knappe Stunde weiter zu unserem Camp, die kleine Pousada liegt idyllisch mitten im Tal und wir können es kaum erwarten zu duschen, zu essen und dann ins Bett zu fallen :)

    

11. Dezember - Freitag

Das kann ja heute was werden, ich wache bereits mit höllischem Muskelkater am ganzen Körper auf, aber ganz besoders schlimm sind die Beine vom langen ungewohnten Abstieg gestern!

Heute erwartet uns das Highlight im Vale do Paty, die Besteigung des Berges "Castello". Insgesamt wandern wir heute 6 Stunden, also 2 weniger als gestern, dafür aber ausschließlich hoch oder runter. Wir waren beide nicht annährend darauf vorbereitet, was uns heute erwartet hat. Das war mehr als jede Wanderung, die wir je gemacht haben. Es ging steil bergauf, teilweise mussten wir klettern und durch Höhlen laufen.. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie sowas anstregendes gemacht!!! Aber nach Stunden des mühsamen Aufstiges und teilweise Angst des Weiterkletterns (bloß nicht runtergucken oder zurück...) ist das Freiheitsgefühl und das Glück einfach überwältigend!!!

         

Die Wanderung verlangt uns wirklich alles ab, nach 6 Stunden kommen wir völlig erschöpft wieder bei unserer Pousada an. Wir schnappen unsere Badesachen und laufen weitere 20 Minuten zum Fluss. Rafael hängt mir seine Hängematte zwischen die Bäume und ich falle hinein, während Stefan sich im Fluss erfrischt. Jetzt ist es Zeit auf diesen unglaublichen Tag anzustoßen und wir öffnen jeder unser Bier und stoßen an :-) Das Abendessen später ist unglaublich, ob die Gastfamilie einfach sehr gut kochen kann oder wir nach dem Tag einfach total ausgehungert sind und es deshalb so gut schmeckt, weiß ich nicht, aber wir genießen es sehr. Zwei deutsche Mädels sind heute Nacht auch hier untergekommen und wir sitzen noch lange abends zusammen und unterhalten uns über die Anstrengungen des Tages und die bezaubernden Ausblicke über das Tal, die wir haben genießen dürfen.

12. Dezember - Samstag

Ich kann mich kaum bewegen, hatte noch nie so schlimmen Muskelkater! Ein Glück können wir dieses Leid teilen, denn Stefan hat auch mega Muskelkater.. :)  Wie gut, dass uns heute nur ein 8 stündiger Wandertag bevorsteht ;) Wir wandern heute zum Cachoeirao, einem Aussichtspunkt, bei dem normalerweise 20 Wasserfälle hinunterfallen. Da es aber seit Monaten nicht geregnet hat ist es sehr ausgetrocknet und nur noch ein Wasserfall ist zu sehen; dennoch ist der Ausblick einmalig schön.
             

Nach dem Mittagessen machen wir eine kleine Rast und Rafael hängt mir wieder seine Hängematte auf, dieses mal über einem ausgetrockneten Flussbett. Der lange Rückweg hinaus aus dem Tal dauert 5 Stunden, wir genießen die Landschaft sehr.. Als wir aus dem Tal hinaus laufen können wir vom Berg den Sonnenuntergang genießen :)
    

Nach 8 Stunden Wanderung ist der Anblick des Autos in der Ferne ein kleiner Glücksmoment. Wir können es kaum erwarten uns hineinzusetzen und im nächsten Ort eine kalte Cola zu trinken ;)

Wir fahren noch knappe 2 Stunden in den Süden des Nationalparks, wo wir in einer hübsch eingerichtten Pousada übernachten. Eine leckere Pizza zum Abendessen rundet den Tag perfekt ab.

13. Dezember - Sonntag

In Anbetracht des schrecklichen Muskelkaters (bin kaum eine Treppenstufe runtergekommen..) bin ich froh, dass wir heute nicht nur wandern, sondern zu der weit entfernt liegenden Grotte mit dem Auto fahren. Die Grotte ist mit ihrem tiefblauen kristallklaren Wasser ein wirkliches Highlight. Das Wasser ist so klar dass man bis auf den Grund sehen kann. Beim ersten Hinsehen haben wir gedacht, dass gar kein Wasser vorhanden ist, so klar ist es...


Nach einer weiteren 2 stündigen Fahrt in den Norden, bereits Richtung Lencois, kommen wir zur Grotte "Poco Azul". Auch diese Grotte hat kristallklares blaues Wasser, aber hier darf geschnorchelt werden! Zwar gibt es strenge Regularien wie viele Menschen gleichzeitig ins Wasser dürfen und wie viele pro Tag, aber wir hatten Glück und es war so leer, dass wir meist nur zu zweit die Höhle erkunden konnten. In eine Grotte hineinzushnorcheln hat schon etwas gruseliges, aber auch etwas wunderschönes!



Dieser Schnorchelausflug in eine Grotte stellt einen hervorragenden Abschluss unseres Chiapada Diamantia Trips dar. Wir fahren zurück nach Lencois und dürfen noch mit zu Rafaels Haus. Hier ruhen wir uns ein bisschen aus und werden mit Obst und Kaffee versorgt. Eine unglaubliche Gastfreundschaft ist das hier in Brasilien! Gege 19 Uhr holen wir unser Gepäck im Reisebüro ab und gehen noch bei einem kleinen süßen Restaurant in einer der Gässchen Abendessen. Stefan wird von einem extrem doll bettelnden Straßenhund mit so großen lieben Kulleraugen angestarrt, dass er sein Essen teilen musss :)

Um 23:30 Uhr sitzen wir im Nachtbus zurück nach Salvador, keine Minute später sind wir bereits beide in Tiefschlaf gefallen.

08Dezember
2015

Zu viele Caipirinhas in Salvador?

6. Dezember - Sonntag

Von Manaus nach Brasilia und von Brasilia nach Salvador, so langsam gewöhne ich mich ans Fliegen. Ich bin jetzt ziemlich genau 2 Monate unterwegs und habe schon so einige Flugmeilen gesammelt:

    • Amsterdam - Quito

 

    • Guayaquil - Galapagos

 

    • Insel Isabella - Insel Baltra

 

    • Galapagos - Quito

 

    • Ipiales - Bogota

 

    • Bogota - Santa Marta

 

    • Medellin - Bogota

 

    • Bogota - Leticia

 

    • Manaus - Brasilia

 

    • Brasilia - Salvador



Insgesamt habe ich schon 10 Flüge absolviert. Die Flugangst ist zwar nach wie vor da, aber verglichen zu den Überlandfahrten mit den Bussen muss auch ich einsehen, dass Fliegen wohl die sicherere Alternative ist.
In Salvador am Flughafen angekommen bin ich aufgeregt wie ein kleines Kind an Weihnachten :) Stefan nach 2 Monaten wieder in die Arme zu schließen ist wundervoll! Mit dem Taxi geht es in die Innenstadt, wir haben uns so viel zu erzählen, dass die an uns vorbeifliegende Stadt erst mal nur Nebensache ist. Fast eine Stunde brauchen wir bis zu unserem Hotel, es ist schon recht spät als wir eintreffen. An der Rezeption eingecheckt bekommen wir eine Karte von der Stadt. Uns wird der Weg zum historischen Zentrum, zum Hafen und der berühmte Elevator, der einen von der Ober- zur Unterstadt bringt, eingezeichnet und die sicheren Gebiete eingekreist. Die restlichen Bezirke kreuzt der nette Herr an der Rezeption durch und schüttelt dabei beharrlich den Kopf. Wir sind etwas bestürzt und verwundert, aber die Stadterkundung muss eh bis morgen warten. Im Reiseführer steht: "wenn Sie in Brasilien überfallen werden, dann wahrscheinlich in Salvador". Na das kann ja spannend werden. Aber erst mal müssen wir uns beide von der Anreise erholen und ausschlafen.

7. Dezember - Montag

Unser Hotel liegt auf einem kleinen Hügel über der Altstadt, sodass wir beim Frühstück neben unserem Pool einen herrlichen Blick über die Stadt haben.

 
Nun geht es erst mal los in die "erlaubten" Stadtteile :) Wir müssen nur eine kurze einsame Straße bergauf und schon befinden wir uns inmitten der malerischen Altstadt. Die Stadt ist noch schöner als ich erwartet hatte, aber es ist heute auch richtig heiß. An einem Straßenstand genehmigen wir uns erst mal eine frische Kokosnuss, herrlich!

 
Wir schlendern durch die Stadt und sehen auf dem Weg viele kleine Boutiquen, Souvenirläden, viele Kirchen und die bunten Häuserfassaden. Das Flair der Stadt ist bereits sehr einladend und versprüht eine herrlich entspannte Stimmung. Die Kolonialbauten sind beeindruckend und warum Salvador eines der Schmuckstücke Brasiliens sein soll wird uns auch immer mehr klar. Hier und da sind Straßenmusiker unterwegs, es wird getrommelt und Frauen in traditioneller Tracht verteilen Flyer für ihre brasilianischen Restaurants. Wir werden direkt vom afrikanischen Flair der Stadt in den Bann gezogen. 

   

Beim berühmten Elevater angekommen, der die Unter- mit der Oberstadt verbindet, haben wir einen herrlichen Blick über den Hafen. Wir zahlen nur wenige cents um runter zu fahren und bummeln nun durch einen berühmt-berüchtigten alten Markt. Früher war hier der Sklavenhandel, heute gibts Mode, Schmuck und Souvenirs. Mittlerweile ist Mittagszeit und wir kehren in ein Restaurant im oberen Stockwerk des Marktes ein und haben von hier einen schönen Blick aufs Meer. Wir essen hier Mittag und als Stefans Portion Schnitzel kommt, wird uns auch klar was der Hinweis der Kellnerin, die Überschrift auf der Karte und der zweite Teller soll: die Portionen werden hier häufig für zwei Personen angegeben. Da hat Stefan einiges zu tun, ich esse die Pommes :)
     

Gut gestärkt fahren wir zurück in die Oberstadt und gehen in die berühmte Kirche Igreja Sao Francisco. Wie wir erfahren sind Orgel in brasilianischen Kirchen eher unüblich, die hier befindliche Orgel wurde aus Deutschland importiert. Diese Barockkirche protzt vor mit Blattgold verzierten Holzarbeiten und der Klosterhof ist mit zahlreichen handbemalten Fliesen verziert. Von den oberen Stockwerken haben wir zusätzlich einen schönen Blick auf die unter uns liegende Altstadt.

 Auf dem zentralen Platz des historischen Zentrums des Stadtteils Pelourinho sehen wir das Schild "Schöne Reise Restaurant". Das zieht natürlich unsere Aufmerksamkeit auf uns und wir spazieren in ein kleines Einmann-Reisebüro inmitten eines Restaurants. Sobald Alexandro mitbekommt, dass wir aus Deutschland sind, fängt er an zu strahlen wie ein Honigkuchenpferd. Er spricht fließend deutsch mit einem niedlichen Akzent, 4 Jahre hat er in Bremen gelebt und hatte da die schönsten Zeiten seines Lebens. Da es ihm in Deutschland so gut gefallen hat, so sagt er, möchte er allen Deutschen, die nach Salvador kommen eine ebenfalls tolle Zeit bereiten und wir bekomme erst mal einen Caipirinha ausgegeben. Der erste und nicht der letzte einer unglaublichen Brasilienreise!

Wir bekommen tolle Tips von Alexandro, was wir unternehmen können und er schwärmt uns bereits vom 7 Stunden entfernten Nationalpark vor, der auch schon auf unserer Reiseliste vermerkt ist :) Alexandro hat auch ein paar deutsche Freunde und darunter ist Falko, ein halb ausgewanderter Berliner, der ein Auto hat und uns morgen vormittags ein bisschen was außerhalb der Innenstadt zeigen kann; Sehenswertes, das am besten mit Auto erreicht werden kann. Wir sind natürlich begeistert noch ein bisschen mehr zu sehen und das ohne irgendeine Touri-Tour buchen zu müssen. Ein bisschen beschwipst vom starken Caipi machen wir uns auf den Rückweg zum Hotel um uns fürs Abendessen fertig zu machen.
Wir sind mittlerweile ziemlich hungrig, bzw ich bin hungrig, hatte ja nur Pommes, Stefan nach so vielen Schnitzeln eher weniger. Die Spezialität des afrikanisch gespägten Bundesstattes Bahi ist Moqueca, ein Eintopf aus Fisch, Kokosmilch, Palmöl, Koriander, Petersilie, Tomaten, Paprika, Knolauch und Zwiebeln; dazu wird Reis gegessen. Ich habe Glück und bekomme eine vegetarische Moqueca, mit Kartoffeln statt Fisch. Da diese immer für mindestens 2 Personen zubereitet wird, muss Stefan auch probieren. Leider ist es ein bisschen fad und geschmacklos, vlt schmeckt es ja traditionell mit Fisch besser.. ;)

Wir laufen noch ein bisschen durch die Stadt und hören von überall her Livemusik. Zuerst bleiben wir bei einer Bühne mit einer Band hängen und trinken das erste brasilianische Bier, Stefan sagt es schmeckt wie Kölsch, sehr schwach, mir schmeckt es ganz gut. Wir folgen einer Trommelband und viel Tanz durch die Straßen, die ganze Stadt ist auf den Beinen und feiert. Überall sind Verkäufer mit gekühltem Bier und es wird ausgelassen getanzt. Wir folgen der Musik bis zu der Tanzschule, bei der die Gruppe aufhört und ziehen weiter zum großen Platz, an dem wir bereits mittags waren. Hier ist ebenfalls Livemusik und es wird heftig getanzt. Wir kommen gar nicht aus dem Staunen heraus bei diesen brasilianischen Hüftschwüngen ;)

Das war ein toller erster Tag in Salvador und wir laufen glücklich und von reichlich guter Musik und ausgelassener Stimmung begleitet zurück zum Hotel.


8. Dezember - Dienstag

Salvador empfängt uns wieder mit einem strahlend blauen Himmel. Während wir frühstücken kommt bereits Falko an. Obwohl er schon seit einiger Zeit ausgewandert ist, ist sein Berliner Akzent kaum zu überhören. Wir trinken noch gemeinsam einen Kaffee, dann geht es los. Als erstes geht es zum etwas außerhalb gelegenen Stadion Arena Fonte Nova. Nachdem mit dem alten Stadion einige Tragödien passierten, wurde es abgerissen und für die WM 2014 komplett neu errichtet. Es bietet Platz für 55.000 Zuschauer, während der WM fanden hier 6 Spiele statt.

 
Auf dem Weg entlang Salvadors langer Küstenlinie halten wir an Falkos Lieblingseisdiele, er sagt die beste in ganz Salvador. Ob es die beste ist, können wir ja kaum beurteilen, aber das Eis war sehr sehr lecker :)

 
Unser nächster Stop ist die Wallfahrtskirche Nosso Senhor do Bonfim, die wichtigste katholische Kirche des Bundesstaates Bahia. Der Kirche wird Heilkräfte zugesprochen, da in früheren Zeiten ein reicher Herr eine sehr kranke Frau hatte und wohl sagte: Wenn meine Frau wieder gesund wird, dann lasse ich hier eine Kirche errichten. Da seine Frau tatsächlich wieder gesund wurde, erbaute er diese Kirche. Bis heute ist die Kirche mit Nachbildungen von Körperteilen behangen, die Kranke aufhängen. Nach der Pilgerreise und dem Aufhängen des "kranken Körperteils"soll die Heilung innerhalb eines Jahres eintreten. Es gibt aber auch noch weitere geschichtsträchtige Erzählungen zu der Kirche, in der sowohl der katholische Glauben, als auch die afrobrasilianische Religion Candomble gleichermaßen zelebriert werden dürfen... Ein weiterer Brauch ist das dreifache Verknoten von den hier verteilten Armbändern. Ursprünglich verknotet man das Armband am Handgelenk und für jeden Knoten wünscht man sich etwas. Wenn das Armband irgendwann von alleine abfällt, so sind alle drei Wünsche in Erfüllung gegangen. Heutzutage werden die Armbänder weniger am Handgelenk getragen, sondern an Geländer der Kirche befestigt. Stefan und ich sind der Tradition selbstverständlich ebenfalls gefolgt :)

   

Nun geht es zu einem Fort mit herrlichem Blick auf die Küste Salvadors mit den schönen Stränden, die wir am Nachmittag noch erkunden wollen.   



Falko fährt uns also in den Norden von Salvador, wo uns eine schöne Strandpromenade und ein Leuchtturm zur Besichtigung erwarten. Wir bummeln also am Wasser entlang, gesäumt von riesigen Palmen, die ich so liebe. Wir entdecken ein nettes Cafe, an dem es Acai, ein Fruchtpüree aus Amazonasbeeren, mit Obstsalat gibt. Hier machen wir also unseren Mittagstopp und genießen diese günstige leckere Speise, für die wir in Deutschland (Acaipüree im Reformhaus oder Bio-Supermarkt) Unsummen ausgeben müssten..     

 Es ist richtig heiß heute und wir können es kaum erwarten das erste Mal ins Meer zu springen. Es ist heute ein Feiertag des Budesstattes Bahia, sodass es richtig voll am Strand ist und die Leute bereits in Feierlaune. Ruhe gibt es am Strand nicht, viele Verkäufer mit Grillkäse, frittierten Meeresfrüchten, Eis und Bier ziehen mit ihren Wägelchen über den Strand. Wir finden ein kleines Fleckchen für uns am Strand und springen ins Meer, das überraschenderweise recht warm ist.. Nachdem wir uns ein bisschen in den Wellen ausgetobt haben testen wir den Grillkäse am Spieß, den es für umgerechnet 50cent gibt, günstig hier im Norden Brasiliens. Am späten Nachmittag brechen wir vom Strand auf und gehen hoch auf den Leuchtturm, von hier bietet sich uns ein schöner Ausblick auf die Küste. Unter uns wird die Menschenmenge immer größer, denn der erste Wagen mit Livemusik hat angefangen Stimmung zu machen. Wir gehen wieder runter und tümmeln uns in die tanzende Menge und genießen ein paar Songs lang das Fest direkt am Meer. Es wird jedcoh spät und wir haben eine Einladung von Alexandro für 9 Uhr im "Schöner Reisen" :) und machen uns deshalb auf den Heimweg. Nach einer entspannten Runde im Pool mit Blick auf die Altstadt machen wir uns fürs Abendessen fertig. Da wir heute Abend feiern gehen wollen (ist schließlich Feiertag und viel los) und morgen früh unser Bus um 7 Uhr früh abfährt, packen wir bereits alles für eine schnelle Abreise morgen früh.

Nach der etwas enttäuschenden Moqueca gestern gehen wir heute auf Nummer sicher und landen bei einem hübschen Italiner mit liebevoll eingerichteten Garten. Jetzt wird es Zeit unserer Einladung zu folgen und treffen auf Alexandro. Er erwartet uns bereits und verköstigt uns mit Caipirinha. Der ist unglaublich gut und auch recht stark. Später stößt dann noch der deutsche Frend Claus dazu und Alexandro spendiert mit honig balsamierten Grillkäse, yammieh! Aus einem Caipirinha werden schnell 2, 3 und vlt auch 4, wer weiß das später schon genau.. 

Als wir schon ordentlich angetütert sind ziehen wir also los. Alexandro ist scheinbar mit jedem hier bekannt und bringt uns in seine Lieblingsclubs. Nach kurzer Unterhaltung mit Türstehern kommen wir überall umsonst rein. Der Rest des Abends ist in einem Caipi-Nebel verschwunden. In den Clubs ist afrobrasilianische Musik und Stefan und ich fallen bei dem Publikum hier sehr auf ;) Wir sind die einzigen  Touris und fühlen uns einfach großartig, dass wir hier so eine typische Partynacht miterleben dürfen. Ohne Alexandros Hilfe hätten wir diese Lokalitäten niemals gefunden. Und der Caipirinha fließt fröhlich weiter, ich habe bestimmt schon 6 Stück getrunken und kann die gestfreundlichen Brasilianer auch nicht davon abhalten weiter auszusschenken :) Viel zu spät in den frühen Morgenstunden wanken wir ins Hotel zurück. Das war ein einmaliger Abend, diese Stimmung, die Gastreundschaft und die ansteckende gute Laune der Leute, Salvador werde ich immer in hervorragender Erinnerung haben :)

05Dezember
2015

Nachtrag zu "Encontro das Aguas"


Leider ist wohl ein Teil meines letzten Blogs abhanden gekommen, daher nun der restliche Teil meiner Dschungel-Tour rund um Manaus:

4. Dezember - Freitag
Leichter Regen fällt auf die Plane über mir und weckt mich sanft in meiner Hängematte schaukelnd. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl hier mitten im Dschungel aufzuwachen. Es ist 7 Uhr morgens und ich blicke mich um, neben uns liegt der Fluss und es ist so idyllisch hier. Shelton hat, bevor es anfing zu regnen, bereits über dem Feuer Kaffee gekocht und wir bekommen ein kleines Frühstück bestehend aus Melone und Crackern. Jetzt wird es Zeit unser Nachtlager aufzubrechen. Wir packen ein und fahren mit dem Kanu weiter um im Dschungel wandern zu gehen. Wir laufen 2 Stunden und durch die hohe Luftfeuchtigkeit und die Hitze kommen wir ganz schön ins Schwitzen. Shelton zeigt uns die Heilpflanzen des Amazonas und bastelt uns Schmuck aus Schlingplanzen. Aus großen Löchern in der Erde lockt er riesige Taranteln zum Vorschein, wir sind beeindruckt und ich bin froh die Taranteln erst jetzt zu sehen, sonst hätte ich wohl nicht schlafen können ;)

      

 Zum Mittagessen kehren wir gegen 13 Uhr zur Lodge des Vortages zurück. Hier haben wir noch eine Stunde Erholungszeit und wir legen uns auf die Liegen Nähe des Bootasanlegers in den Schatten und erholen uns. Der Rückweg mit Kanu, Jeep, Boot und Auto dauert fast den ganzen Nachmittag. Das war zwar ein kurzer, aber sehr schöner Ausflug!

Gegen 18 Uhr erreichen wir wir wieder unsere Reiseagentur und bekommen schlechte Neuigkeiten: Im Norden hat es die letzten 2 Tage ungewöhnlicherweise für diese Jahreszeit viel geregnet und die Straße zum Treeclimbing ist so stark überschwemmt, dass sie nicht passierbar ist. Die Staße ist anscheinend schon bei guten Bedingungen schwer befahrbar und es sieht nicht danach aus, dass wir morgen hinfahren können. Das ist wirklich schade, denn das ist hier im Amazonas schon einmalig, denn die Bäume sind sehr sehr hoch und sonst bekommt man schwer einen tollen Blick von oben über die Baumkronen. Nun müssen wir uns eine Alternative für morgen überlegen und für mich ist sofort klar, welche das sein soll: mit den rosafarbenen Flussdelfinen schwimmen!
Die morgige Ganztagestour ist für ca 35 Personen und beinhaltet eine Wanderung, Delfine und  den Besuch eines indigenen Volks. Das ist mir viel zu viel, ich will ja nicht mit 35 Leuten gleichzeitig ins Wasser zu den Delfinen und das indigene Dorf ist auch nur noch eine Touristenattraktion und nicht mehr ursprünglich. Mato, Tim und ich lassen uns also etwas einfallen: wir buchen nur einen Guide mit Boot und der soll uns am Vormittag zu den Delfinen fahren, also bevor die ganze Meute dort ankommt. Wir zahlen für unsere Individualtour für den Vormittag zwar den gleichen Preis als für den Ganztagesausflug, aber dafür sind wir nur zu dritt und machen nur das, was uns am meisten interessiert! Wir sind happy über den neuen Plan und freuen uns schon auf die Delfine! Den Abend verbrigen wir wieder auf dem großen Platz und genießen tolles vegetarisches Essen und Lifemusik.

5. Dezember - Samstag

Mit dem Boot geht es für 2 Stunden über den Rio Negro. Auf dem Weg passieren wir die erste Brücke im Amazonasgebiet: eine 3km lange Brücke über den Rio Negro, ein mehrere Jahre dauerndes Projekt, für das die Regierung 1 Milliarde Dollar hat springen lassen. Die Brücke wollte ich mir eh noch ansehen und so freue ich mich, dass ich sie nun vom Wasserweg aus bestaunen kann.. Die Fahrt ist in einem recht schnellen Boot und der Fahrtwind ist angenehm. Wir sehen tolle Srände auf dem Weg und ich bin ganz überrascht, denn mit tollen Stränden am Amazonas hatte ich nun nicht gerechnet.

    

Die Zeit im Fluss mit den Delfinen ist einmalig. Es sind frei lebende Delfine, die hier in Strandnähe schwimmen, da sie häufig gefüttert werden. Die ersten 10 Minuten ist noch ein Mann bei uns im Wasser und lockt die Delfine mit Fischen und sie springen für uns aus dem Wasser. Die restliche Zeit schwimmen wir allein mit den Delfinen, Tim füttert sie noch weiterhin mit Fischen und wir sitzen im flachen Wasser und können die zutraulichen Tiere sogar streicheln.. Wir genießen es sehr, dass wir so viel Zeit haben und außer uns niemand hier ist und wir die Delfine so ungestört nur für uns haben. 

       

Nach über 2 Stunden im Wasser unter der knallenden Sonne haben wir dann auch genug und lassen uns noch für einen kleinen Strandaufenthalt an einen schönen Strand bringen. Danach geht es wieder zurück nach Manaus. Vom Hafen laufen wir zurück in die Innenstadt und sehen dadurch noch einen Markt in einer Fußgängerzone. Ich kaufe Gemüse und Kräuter ein und nehme mir vor abends im Hostel mal selber zu kochen. Die reichliche Sonne des Vormittags hat mich ganz schön geschafft. Den Nachmittag verbringe ich im Hostel und ruhe mich aus, koche gemütlich und sitze auf der Dachterrasse.
Morgen geht es mit dem Flieger nach Brasilia und von dort direkt weiter nach Salvador. Die Anreise nach Salvador dauert insgesamt 7,5 Stunden, die Entfernungen in Brasilien sind echt gigantisch! Stefan fliegt am  Sonntag früh ebenfalls los und kommt knappe 3 Stunden vor mir am Flughafen Salvadors an, dort treffen wir uns dann. Ich bin schon aufgeregt und voller Wiedersehensfreude! Die nächsten 6 Wochen reisen Stefan und ich gemeinsam :)

03Dezember
2015

Encontro das Aguas

2. Dezember - Mittwoch

Endlich wieder in einem Bett geschlafen, wenn auch in einem billigen 12-Bettzimmer mit nur einem Bad, aber dennoch sehr angenehm. Am nächsten Morgen gehen wir alle zusammen am Hauptplatz von Manaus neben einem gigantisch kitschigen Weihnachtsbaum frühstücken. Mir gehts zwar noch nicht wieder 100% gut, aber nach Verlassen des Schiffes und einem erholsamen Schlaf geht es bergaufwärts. 

Die meisten unserer kleinen Gruppe fahren heute Mittag bereits mit dem Schiff weiter Richtung brasilianische Küste, sodass nur Mato, Tim und ich übrig bleiben. Ich verschenke meine Hängematte an Matt und Clara, da sie nun für die nächste Fahrt auf die teure Privatkabine verzichten und ebenfalls in Hängematten schlafen wollen. Nach 4 Nächten in der Hängematte habe ich sie bereits richtig lieb gewonnen und es fällt mir schwer mich zu trennen, aber ich kann sie ja auch nicht mitschleppen..

Den Tag lassen wir gemütlich angehen und erkunden Manaus. Die Stadt ist bis auf den großen Platz mit der großen Oper und ein paar netten kleinen Lokalen auf dem Hauptplatz eher alt und hässlich. Tim und ich wollen gerne beide eine 3-tägige Dschungeltour inclusive Schlafen in einer Hängematte im Dschungel und Tree climbing machen. Wir gehen in mehrere Reiseagenturen und informieren uns über die möglichen Gebiete und Tourinhalte. Da uns keine Tour angeboten wird, bei der nur im Dschungel geschlafen wird (unter freiem Himmel) und das Tree climbing in einem Gebiet im Norden am besten sein soll, die Dschungeltour jedoch in den Süden geht, entscheiden wir uns für folgendes: Wir buchen eine Individualreise, also nur einen Guide und wir beide für 2 Tage, sodass wir eine Nacht im Dschungel schlafen können und nicht (wie in den Tourangeboten) in einer Dschungel-Lodge. Danach kommen wir nach Manaus zurück und schlafen wieder im Hostel und machen dann eine seperate Tour in den Norden zu Wasserfällen und Tree climbing auf den höchsten Baum mit Blick über den Dschungel. Entschieden und gebucht, morgen früh kann es losgehen!     

Manaus ist eine richtige Partymetropole, damit hätte ich ja gar nicht gerechnet. Beim  Abendessen am großen Plaz ist Livemusik und es  wird viel getanzt, die Stimmung ist aussgelassen und  sehr fröhlich. Die Hitze macht es mir aber unbegreiflich, dass die Einheimischen hier auch noch in langer Kleidung abtanzen, während ich schon beim sitzen und zugucken schwitze..

   

3. Dezember - Donnerstag

Am Hafen von Manaus zeigt sich ein ähnliches Bild, wie am Hafen  Leticias, nur größer und noch lauter. Die Männer sitzen herum und trinken reichlich Bier. 

Mit dem Boot fahren wir zunächst zu einem einmaligen Naturereignis, dem Encontro das Aguas. Hier fließen der größte Fluss der Welt, der Amazonas, und der größte Nebenfluss der Welt, der Rio Negro, "zusammen", denn eigentlich fließen sie gar nicht zusammen,  sondern nebeneinander her.

Der Rio Solimoes (so wird der Amazonasfluss bis hierher genannt) und der Rio Negro fließen  über 11 Kilometer nebeneinander her, ohne dass sich ihre Gewässer vermischen und erst langsam gemeinsam zum Amazonas werden,.. Dass man das "nebeneinander" fließen so schön beobachten kann, liegt an den unterschiedlichen Farben der Flüsse. Der Rio Solimoes ist ein Weißwasserfluss und hat aufgrund des hohen Anteils an mineralischen Schwebstoffen einen hellen bräunlichen Ton. Der Rio Negro ist ein Schwarzwasserfluss, durch den hohen Gehalt an Huminsäuren und Fulvosäuren  ist er pechschwarz. Unser Guide  erklärt uns die unterschiedlichen Eigenschaften der Flüsse. Der Rio Solimoes hat mit 7,5 einen basischen pH-Wert, fließt mit 7,5 km/h und ist immer kälter als 22 Grad.. Der Rio Negro ist mit einem pH-Wert von 3,5 relativ sauer, fließt mit nur 2,5 km/h deutlich langsamer und ist mit Temperaturen um die 28 Grad auch sehr viel wärmer. Aufgrund dieser und noch mehr Eigenschaften vermischen sich die Flüsse vorerst nicht und bieten einen beeindruckenden Anblick.  Wir fahren mit  den Händen von schwarz nach hellbraun und wieder zurück und spüren deutlich die Temperaturunterschiede.

    

Mit dem Boot geht es weiter, dann 1,5  Stunde mit dem Jeep über Stock, Stein, durch tiefen Dschungel und dann weiter mit einem kleinen motorisierten Kanu. Mittlerweile haben wir Manaus sehr weit hinter uns gelassen, die Nebenflüsse des Amazonas sind klein und idyllisch und wir sehen Delfine, Kaimanen, springende Fische und jede Menge außergewönliche Vögel. Die Zivilisation erscheint ein Fremdwort zu werden, hier draußen gibt es nur vereinzelt kleine Holzhütten  und ab und zu ein kleines Kanu mit einem Fischer. 

       

Wir halten bei einer Lodge und essen Mittag. Hier ist auch eine andere Tour mit ein paar Deutschen und Engländern. Selbst mitten im Urwald trifft man noch Deutsche.. Diese Tourgruppe bleibt aber bei der Lodge und wird hier die nächsten Tage schlafen. Für uns heißt es jetzt Abschied nehmen von jeglicher letzter Zivilisation, denn wir fahren mit dem Motor-Kanu und einem kleinen Kanu im Schlepptau weitere 2 Stunden hinein in die Tiefen des  Amazonas und werden dort auch bis zum nächsten Mittag bleiben. Als wir für längere Zeit niemanden mehr gesehen haben und auch keine Hütten mehr zu sehen sind, hält unser Guide an einem ins Wasser gestürrten Baumstamm an. Hier, direkt am Flussufer, werden wir unser Nachtlager aufbauen. 

     

Unser Guide erzählt uns, dass er nie mit seinen Touristen an den gleichen Ort fährt, jede Tour ist anders. Es gibt zwar ein Camp, dass für Touren mit "schlafen unter freiem Himmel" genutzt wird, aber das liegt im Dschungel und ist in der Trockenzeit extrem heiß, da es keinen Windhauch hineinlässt.Er schläft lieber in Flussnähe und da derzeit wenig Moskitos unterwegs sind, ist das auch am schönsten. Und somit habe wir auch die freie Wahl, welcher Baum für unsere Hängematten dienen darf und das schöne Gefühl, abseits jeder ausgetretenen Pfase den Dschungel selbst zu erkunden :) Die Gefahr von Regen ist derzeit zwar sehr gering, der Wasserstand nimmt in der Regenzeit um die 10 bis 15 Meter zu, aber unser Guide Shelton spannt vorsichtshalber eine Plane über unsere ausgewählten Bäume. Da er nicht mal Schnüre oder Stangen dabei hat, sondern alles aus Planzen und Holz direkt aus dem Dschungel anfertigt, dauert das Aufbauen unseres nachtlagers gute 1,5 Stumnden. Es macht aber auch sehr viel Spaß.

  

Nachdem nun unser Nachtlager steht, gehts mit dem Kanu wieder raus und das Fischernetz gelegt, schließlich brauchen wir (ich ja nicht, aber die Männer) was zum Abendessen. Danach machen wir eine Kanufahrt und genießen die Stille, nur das Schippern der Ruder, Vögel und die entfernt in den Bäumen kletternden Affen sind zu hören.

     

Bevor es dunkel wird holt Shelton unseren Fang aus den Netzten; wir haben einen Piranha, zwei kleinere Fische und einen riesigen Fisch, dessen Name ich vergessen habe, das Abendessen ist also gesichert. Wir sitzen auf großen Bananenblättern auf dem Boden, ich schnippel den Salat und die Jungs machen Feuer und grillen den Fisch. Obwohl ich ja keinen Fisch esse finde ich das BBQ toll, es hat etwas so natürliches und auch aufregendes abends mitten im Dschungel soweit abseits der Zivilisation zu sein.

       

Shelton hat eine Minikühltruhe mitgebracht und das Bier darin ist sogar noch etwas kühl, damit macht er uns hier auf dem Boden des Dschungels und den heißen Temperaturen tagsüber eine sehr große Freude :)

Wir ziehen Moskitonetzte über die Hängematten und legen uns hinein. Aus der Ferne hören wir Brüllaffen in atemberaubend lauten Tönen, es wird verdammt schwierig hier inzuschlafen. Es ist schwül und die Geräuschkulisse der Natur ist laut und ungewohnt. Ich liege noch lange wach und genieße das Gefühlweit weg von allem inmitten des Amazonasbeckens zu übernachten...

01Dezember
2015

In der Hängematte über den Amazonas

28. November bis 01. Dezember - (Samstag bis Dienstag)

Es ist 6 Uhr früh am Samstag morgen. Mein Wecker geht und ich springe sofort aus dem Bett. Ich habe zwar noch genug Zeit, da die Behörde eh erst 8 Uhr aufmacht, aber ich fühle mich bereits gestresst und möchte anfangen meine To-Do-Liste abzuarbeiten um rechtzeitig alles beisammen zu haben. Ich packe zuende und gehe mir beim Bäcker Frühstück holen. Dann warte ich darauf abgeholt zu werden von meinem TukTuk. 7:30 gehts dann los. 

Ich erkläre, dass ich zuerst auf brasilianischer Seite zur Bank muss, dann zur Behörde um mir meinen Einreisestempel für Brasilien zu holen, dann will ich eine Hängematte und Wasser kaufen und dann zum Hafen das Ticket holen. Um 10:30 soll es aufs Schiff gehen, um 12 Uhr ablegen. Ich will aber so früh wie möglich aufs Schiff um einen guten Platz für die Hängematte zu bekommen. Wo ein guter Platz sein wird, weiß ich natürlich aber auch noch nicht :) Habe nur gehört: am besten weit weg von den Motoren und von den Toiletten.. das wird noch spannend. 

Bei der Bank angekommen dann auch gleich das erste Problem: ich krieg kein Geld. Also zur nächsten Bank, ein Glück klappt das hier, dauert aber ewig. Mittlerweile ist es schon 8:20 und daher ist bei der Behörde schon eine lange Schlange. Hinter mir stehen zwei Mädels aus Polen. Sie sind heute morgen vom Schiff aus Manaus angekommen, das hat 6 Tage gedauert (flussaufwärts dauert natürlich länger). Sie holen sich hier jetzt ihren Ausreisestempel, da sie nach Kolumbien einreisen wollen. Ich bekomme den Tipp, meine Hängematte auf Deck 2 aufzuhängen und bestmöglich mittig. Ich erwähne beiläufig, dass ich noch eine Hängematte am Hafen kaufen will, da bietet mir das eine Mädel ihre Hängematte an. Sie hat die ja auch nur 6 Tage benutzt und braucht sie nicht mehr, da sie wohl nicht mit Schiff weiterreisen werden. Ich geb ihr 20 Real, also keine 5 Euro und freue mich, dass ich das schon erledigt habe. Ich warte ingesamt ne gute Dreiviertelstunde auf meinen Einreisestempel. Ich habe schon die Sorge gehabt, dass es Probleme bei der Einreise gibt, da man bei Einreise nach Brasilien nachweisen soll, dass man innerhalb von 90 Tagen wieder ausreist. Ich habe ja kein Rückflugticket, daher auch keinen Nachweis.. Aber ich hab mir wohl die entspannteste Grenze Brasiliens ausgesucht. Der Typ guckt mich an und ich sage "Manaus", er nickt und stempelt, fertig :) Die Mädels fragen, wann mein Schiff geht und ich sag, 10:30 Uhr soll ich da sein. Sie gucken mich entsetzt an, es wäre ja schon kurz nach 10 Uhr, in Brasilien ist es eine Stunde später als in Kolumbien! Ich bin ein bisschen fassungslos, dass mir das keiner gesagt hat und das auch nirgends im Reiseführer oder sonst wo stand. Dann mal los, Wasser kann ich im Notfall ja auch noch kaufen wenn ich das Ticket hab. Der TukTuk Fahrer guckt nicht schlecht, als ich aus der Behörde mitsamt Hängematte wieder rauskomme :)

Mein Fahrer weiß nicht wo die Schiffe ablegen und fährt drei Mal zur falschen Ablegestelle, herrje, ich bin um 9 Uhr, (bzw 10 Uhr) schon wieder durch den Wind. Endlich am Hafen angekommen sieht alles noch ganz entspannt aus. Ich kaufe mein Ticket für 150Real (umgerechnet 37 EUR für 4 Tage an Bord inclusive Frühstück, Mittag und Abendessen, Kaffee, Saft, Tee und Wasser - günstiger geht Reisen wohl nicht, aber ich bringe ja auch mein eigenens Bett mit :)

Ich frage den Polizisten nach der Uhrzeit, es ist kurz nach 9! Die brasilianische Zeit ist zwar eine Stunde später, aber das wird aufgrund der Nähe der beiden Städte ignoriert, um Verwirrung zu vermeiden. Haha, gut dass ich nicht verwirrt war ;) deshalb hat das auch niemand erwähnt... Jetzt habe ich alles beisammen bis auf Wasser. Ich kann unmöglich meinen Backpack, meinen Tagesruckack, die Essensvorräte und die Hängematte mit zum Supermarkt schleppen. Ich positioniere alles neben dem Ticketstand und lege die Hängematte über meine Sachen. Meinen Tagesrucksack mit allen Wertsachen nehme ich mit. Das war wahrscheinlich in den 2 Monaten meiner Reise die mit Abstand gefährlichste Aktion für mein Gepäck, denn Hafen ist immer gefährlich was Diebstähle angeht. Matt und Clara haben auf dem Schiff eine Privatkabine gebucht (1.200 Real, also knapp 300 EUR) und kommen daher erst später, also keiner da, der für mich aufpassen könnte. Im Nachhinein war das wohl sehr leichtsinnig und ich muss wohl froh sein, dass noch alles da war! Mein Herzschlag beim einkaufen war auch nicht gerade niedrig :) Ich habe zwei Wasserkanister gekauft, also 10Liter, ich bin jetzt bestens vorbereitet.

Zurück am Hafen setzte ich mich mit meinen vielen Taschen soweit nach vorne, wie es geht. Der Polizist spricht mich wieder an, endlich mal jemand der englisch spricht. Er sagt mir, dass ich alles richtig gemacht habe Wasser zu kaufen, ich soll keinesfalls das Wasser an Bord trinken. Na immerhin hat sich die Aktion Wasserholen dann auch gelohnt. Wir unterhalten uns und ich frage nochmal nach dem besten Platz für meine Hängematte an Bord. Er sagt, da wo alle zuerst hinrennen :) Deck 2 und so mittig wie möglich. Ich frage wann es losgeht und er sagt, dass er mir Bescheid sagt. Wieder alles richtig gemacht, denn der nette Polizist sorgt dafür, dass alle in Etappen aufs Schiff gehen und ich gehe als allererste voran :)

Bisschen überfordert mit meinem Gepäck und den zusätzlichen 10Liter Wasser schleppe ich mich den Weg hinunter zum Schiff und dann 2 Stockwerke die schmalen Treppen hoch. Ich stehe auf dem leeren Deck und lasse mir die Hängematte vom Bordpersonal mittig an "Wasserfront" aufhängen. Ich denke ein bisschen Fahrtwind ist sicher angenehm. Meine Sachen kommen unter die Hängematte und ich falle hinein. Ich bin erledigt!!!

    

Die Backpacker finden sich zusammen. Matt hängt seine Hängematte rechts neben mich (die beiden schlafen zwar in der Kabine, aber für tagsüber ist so ne Hängematte zusätzlich ja nicht verkehrt). Das ist wiederum perfekt für mich, da sich niemend anderes direkt neben mich legt und ich nachts bisschen mehr Privatsphäre habe, soweit man bei 200 Menschen in Hängematten überhaupt davon sprechen kann... ;)  

Links neben mir positioniert sich Tim aus Stuttgart, daneben ein Pärchen aus England. Jetzt kann die Fahrt losgehen :-) Es ist lustig zu beobachten wie immer mehr Hängematten dazukommen. Eine Stunde später ist alles voll. Uns Backpackern wird ein bisschen Abstand gegönnt, bzw akzeptieren sie dass wir wohl uns nicht übereinanderstapeln. Teilweise werden die Hängematten hingehängt, wo eigentlich kein Platz mehr ist, übereinader und schräg überlappend, es ist alles dabei. Da diese Schiffe für die meisten das normale Fortbewegungsmittel ist, wie für uns Bahn oder Bus, wird teilweise mit dem halben Hausstand verreist, vlt auch umgezogen. Von Autoreifen über Fernseher bis zu Kochplatten wurde alles transportiert. Unser Schiff hat Wasserkanister an Bord, ein Glück keine lebenden Tiere oder irgendwas, das stinkt...

      

Insgesamt sind ca. 200 Leute an Bord, davon 13 Backpacker (England, Scottland, Schweden, Slowenien, USA, Polen und Deutschland). Bei 4 Tagen an Bord lernt man sich kennen und hat einiges an Zeit für Kartenspiele :)

Nach nur halbstündiger Verspätung legt unser Schiff um 12:30 Uhr kolumbianischer, 13:30 Uhr brasilianischer Zeit ab. Wir halten unterwegs oft an. Zuerst kommt Militär an Bord, es gibt eine Pass- und Gepäckkontrolle, bereits die zweite. Bevor wir aufs Schiff gegangen sind wurden wir bereits durchgecheckt. Jetzt wird nochmals alles durchsucht.. Das dauert bei der Anzahl an Passagieren und Gepäckstücken so seine Zeit und wir halten die Kontrollen für ziemlich sinnlos. Die Suche dient wohl hauptsächlich dem Auffinden von Drogen, da wir schließlich alle aus Kolumbien kommen..  Die Durchsuchung der Rucksäcke mit tausenden Seiten- und Innentaschen bleibt oberflächlich, also auch irgendwie unnötig. Diese Kontrolle wiederholt sich in den nächsten Tagen mehrfach..

Bei den meisten unserer Stopps werden Getränkekanister abgeladen und Passagiere steigen aus oder ein. Aber das ist nur für die etwas größeren Ortschaften der Fall. Möchte jemand aus einer kleinen Otschaft oder gar nur einem einzelnen kleinen Häuschen in der Wallachei mit aufs Schiff, dann muss er mit dem Kanu zum fahrenden Schiff. Das Kanu wird hinten am Schiff befestigt und wird mitgezogen, der Passagier  und Gepäck wird über eine Leiter aufs Boot geholt. Und so wird auch wieder ausgestiegen: ab ins Kanu und losmachen und zurück zum Ufer paddeln. Nachts ist es durchaus schon vorgekommen, dass nochmal an einer größeren Anlegestelle einige neue Passagiere eingestiegen sind und am nächsten Morgen sind Hängematten an Orten aufgetaucht an denen man keinen Plaz mehr vermutet hätte ;)

     Das Schiff ist schnell erkundet. Im unteren Deck, Deck 1, befindet sich die zu verschiffende Ladung, die Wasserkanister. Zusätzlich ist viel Platz für Hängematten, aber ich finde es doch sehr viel düsterer und ungemütlicher als auf Deck 2. Denn dort findet das eigentliche Leben des Schiffes statt, hier hängen die meisten Hängematten, es gibt Waschräume, Duschen und Toiletten und zudem die Küche und den Essensraum. Auf Deck 3 befindet sich ein kleines Kiosk, Tische und Stühle, an denen meist Karten gespielt wird, und die teuren Privatkabinen des Schiffes.

    

Unser Tagesabauf wird von einer kleinen Glocke bestimmt, die drei mal am Tag geläutet wird. 7 Uhr Frühstück, 12 Uhr Mittag und 17 Uhr Abendessen. Da wir erst mittags aufs Schiff gekommen sind, klingelt es das erste Mal um 17 Uhr und wir stellen uns in die lange Schlange um in den Essensraum zu kommen, die Erwartungen nicht besonders hoch. Es gibt Reis, Nudeln, Bohnen und Fleisch. Ich frage, ob die Bohnen vegetarisch sind, denn ich kann kein Fleisch erkennen. Mir wird freundlich zugenickt, na dann probiere ich mal. Schmeckt ein bisschen komisch, ich denke dass es nach Fleisch schmeckt, aber sage nichts, ich bin immer misstrauisch was das angeht, wohl zu recht.... Später, als die Schüsseln nachgefüllt werden, entdecke ich das Fleisch im Bohnentopf und noch später erfahre ich, dass Bohnen traditionell mit Innereien gekocht werden... na yammiehh. Vielleicht gibt es ja morgen was anderes.. Aber ich sollte mich täuschen, bei 37 EUR für 4 Tage und einer Verpflegung an Bord für 200 hungrige Menschen ist keine Abwechsung drin. Nur das Fleischgericht wechselt von Huhn zu Fisch und wieder zurück.. Ich esse Spaghetti pur mit Chili-Soße, zumindest die ersten 2 Tage zum Mittag und Abendessen. Ein Glück habe ich Obst und Snacks dabei! Zum Frühstück gibt es zur Abwechsung Brot, gefüllt entweder mit Fleischwurst oder Rührei... Sehr kulinarische Reise, trocken Brot und Spaghetti pur ;) Abe ich hatte ja nichts anderes erwartet und mich schon darauf eingestellt.

       

Bis einschließlich Montag ging es mir auch sehr gut und ich habe den stark angeschlagenen Tim neben mir mit Medikamenten verarztet und ihm meine Kekse und Wasser gegeben, der Engländer daneben ist ebenfalls krank geworden. Am letzten Tag ist kaum mehr einer von den Backpackern in den Essensraum gegangen, allein beim Klingel der Glocke und dem Essensgeruch ist uns schlecht geworden. Mir ging es ein Glück nur am letzten Tag schlecht und das obwohl ich fast nichts gegessen hatte und mein eignenes Wasser trinke. Die Hygiene an Bord ist natürlich nicht so gut, sodass ich mir sehr akribisch ständig die Hände desinfiziert habe, aber gut..... wir haben uns dann alle gesagt, wenn wir auf einer Amazonasreise auf einem Frachtschiff nicht krank werden, dann haben wir was falsch gemacht; das gehört ja irgendwie dazu..

Die meiste Zeit des Tages schaukeln wir in der Hängematte vor uns hin. Bei den Stopps beobachten wir das Treiben der kleinen Ortschaften, ich schreibe meinen Blog und abends sitzen wir in großer Runde auf Deck 3 und spielen Karten. 

  
Man könnte meinen, 4 Tage auf einem Schiff in der Hängematte seien langweilig, aber ehrlich gesagt ging die Zeit verdammt schnell um. Dazu kommt, dass wir sehr zügig vorankommen. Keine Sandbank, auf der wir aufgelaufen sind. Statt Mittwoch früh sind wir bereits Dientsag abend um 19 Uhr in Manaus im Hafen eingelaufen. Da wir alle gesundheitlich ziemlich angeschlage waren, konnten wir es dann auch kaum erwarten das Schiff zu verlassen. So cool diese Tage auf dem Schiff und die Erfahrung auch war, die 4 Tage haben auch ausgereicht und ich freue mich auf die Annehmlichkeiten des Hostels und ein richtiges Bett :)